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#11

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 10.08.2012 09:58
von WSW • 1.034 Beiträge

Servus Maria!

Ja, in dieser Massenentfaltung wird es in Ö schwierig, den rubicundulus so in seinem ganzen Repertoire zu erleben. Mich hat es auch sehr fasziniert. Zu den gespreizten Flügeln ist zu sagen, dass man da in Wirklichkeit nur einen dunkelbraunen vibrierenden Wisch sieht. Das sind Highspeedblitzaufnahmen, das erste mit 1/1600, das 2. mit 1/800. Man muss bereits halbwegs knapp dran sein, BEVOR sie mit dem Schnarren beginnen und das ist brutal schwierig.

Übrigens, die meisten Aufnahmen sind weitgehend unbearbeitet, nur ein wenig nachgeschärft. Einige musste ich ein wenig abdunkeln.

Leider wird es ja der letzte derartige Beitrag sein, da ich jetzt die Heuschrecken-Expeditionen zumindest in Ö ziemlich ausgereizt habe.

In diesem Sinne kommt jetzt noch der Teil 4 mit den off topics, denn das nordwestliche Gardasee-Gebiet mit seinen berühmten Endemiten, das kann man nicht in seinem PC behalten .

Dukatenfalter-Männchen am Storschitz:



Kreuzdorn-Zipfelfalter ebendort:



Silene elisabethae ist ein Endemit der italienischen Südalpen zwischen Garda- und Comosee und eine unglaublich tolle Pflanze mit bis zu 5cm großen tief rosaroten Blüten. Hier am Passo di Tremalzo:



Hab da doch noch ein Männchen von diesem formosanta-Kandidaten geknipst, vielleicht sieht ja der Florin hier mal rein, der sollte sich da auskennen.



Mauereidechsen waren am Weg zum Pass unglaublich häufig, hier ein altes Männchen, noch mit einem Rest der Prachtfärbung. Ein kleiner Wermutstropfen war, dass ich keine Vipern fand. Vor 25 Jahren hatten wir beim Fotografieren von Pulmonaria australis übersehen, dass 3 von ihnen rund um die auserwählte Pflanze lagen. Wir wurden zwar nicht gebissen, hielten sie aber für Kreuzottern. Heute denke ich, dass es Aspisvipern gewesen sein könnten...



Die meisten offtopics gab´s auf dem rubicundulus-Berg mit seinen Erico-Pineten und natürlich den überhängenden Felsen. Vor 25 Jahren haben wir genau solche Stellen gesucht aus guten Gründen, diesmal hab ich gar nicht mehr dran gedacht, was dort alles sein könnte...



Etwas überraschend, dass ich bei der Boca di Casset eine Bergeidechse fand nach allen diesen vielen Mauereidechsen. So weit südlich!



Immer wieder sah man diese bizarre Wespe bei der Jagd in der Schneeheide:



Weiter geht´s mit Hautflüglern. Ich sah eine extrem helle Honigbiene und bin nach Googeln draufgekommen, dass es in Europa verschiedene Stämme gibt, darunter die in Italien vorkommende und angeblich gefährdete Apis mellifera ligustica:



Und ein paar äußerst interessante Hummelarten, die wären was für den Hummelpapst Dr. Neumayer. Ganz in Gelb:



Und auch diese sehr hübsch:



Mitten am grasigen Weg bei nur 1600msm auch ein Exemplar von dieser Pflanze:



Nach flüchtigem Recherchieren bin ich nicht draufgekommen, welche Schwärmerraupe das ist, aber da wird mir Werner helfen:



Und dann sehe ich plötzlich auf Strahlenginster diesen Falter, offensichtlich ein Frankfurter Ringelspinner Malacosoma franconia, den soll´s zwar sehr selten in Ost-D, in Ö, nicht aber in CH geben. Toll, den dort zu finden!





So, und jetzt erreichte ich wirklich diese Felstürme, wo sich der Weg etwas abenteuerlich quer durchzieht.



Und gleich beim 1. Turm eine ausgesprochen nette Überraschung, die Dolomiten-Teufelskralle Physoplexis comosa, für die war es seinerzeit zu Pfingsten noch zu früh gewesen. Nun zwar verblüht, aber immer noch eindrucksvoll:



Die Art kommt an einer Stelle am Gartnerkofel auch in Österreich vor. Glücklicherweise konnte man vereinzelt auch Nachblüten sehen:



Die Art braucht schattige, häufig feuchte Felswände in warmer Gebirgslage. Im Gegensatz zu der folgenden Art, die regengeschützte Überhänge und Halbhöhlen benötigt. Beinahe hätte ich ja vor dem 1. Turm umgedreht, weil es da hinunterging und ich wollte keine Höhenmeter herschenken. Aber dann habe ich von oben diese Balmen-Standorte gesehen...

Ach, wie haben wir uns damals gefreut, als wir in einer Seitenschlucht des Ledrotals diesen Endemiten unter den Gardasee-Endemiten fanden ohne genaue Stellenangabe. Und nun fand ich IHN, ohne ihn zu suchen - den Spinnweben-Steinbrech Saxifraga arachnoidea!



Natürlich war er schon verblüht und die empfindlichen drüsigen Spinnwebenhaare nicht mehr so schön erhalten wie im Frühling, aber dennoch war es ein ganz herrliches deja-vu, diesen endemischen Spezialisten so unerwartet wiederzusehen! Einzelne Blüten waren sogar noch offen:



Genau hier lag auch eine schöne Schnecke, vll. ja auch ein Endemit. Da könnte ev. Florin ebenfalls helfen?



Noch ein Tagfalter, hier flogen viele Erebien, die eher harmlos aussahen, hielt sie erst für Erebia pronoe. Aber es sollte Erebia styx sein, schon was Besseres, für mich jedenfalls neu!



So, jetzt habe ich auch die offtopics ausgereizt und verabschiede mich erst einmal!
Wolfgang

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#12

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 10.08.2012 10:36
von Maria Z • 1.534 Beiträge

Hallo Wolfgang,

zum Beitrag: sehr schöne Funde, begeistertes Staunen...

und zu >)): Leider wird es ja der letzte derartige Beitrag sein, da ich jetzt die Heuschrecken-Expeditionen zumindest in Ö ziemlich ausgereizt habe ja genau-LEIDER ! und
was, Du gibst Dich mit dem "100er" in Ö zufrieden?

Gruß Maria

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#13

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 10.08.2012 11:03
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Zitat von WSW im Beitrag #11
Leider wird es ja der letzte derartige Beitrag sein, da ich jetzt die Heuschrecken-Expeditionen zumindest in Ö ziemlich ausgereizt habe.

Wehe!!!!

Zitat von WSW im Beitrag #11
Nach flüchtigem Recherchieren bin ich nicht draufgekommen, welche Schwärmerraupe das ist, aber da wird mir Werner helfen:

avec plaisir! Ist eine Hemaris-Raupe, welche wirst Du vermutlich aufgrund des Habitats feststellen, ob sie auf Skabiosen oder Geissblatt gefressen hat...Sind nämlich meiner Erfahrung nach kaum zu unterscheiden (hattest Du auch vor Ur-zeiten als Präpuppe im Lepiforum)

Zitat von WSW im Beitrag #11
Malacosoma franconia, den soll´s zwar sehr selten in Ost-D, in Ö, nicht aber in CH geben. Toll, den dort zu finden!

Wo der in Ö vorkommen soll, müssen mir die Lepiforumsadmins erklären, aber ich habe momentan den Tarmann-Atlas nicht bei der Hand - bezweifle ich nämlich. In Südfrankreich hingegen ist der immer wieder mal!

LG

Werner


zuletzt bearbeitet 10.08.2012 11:04 | nach oben springen

#14

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 10.08.2012 20:39
von WSW • 1.034 Beiträge

Danke, Werner für deinen fachlichen input. Mir fehlen da einige österreichische Atlanten, die anscheinend nicht mehr erhältlich sind. Aber ich habe nun in meinem alten Rebel aus 1910 nachgesehen und auch der gibt den franconica in der Form alpicola nur für Schweiz (offenbar fälschlicherweise) und Südtirol (das ja nun leider nicht mehr zu Ö gehört) an, somit kein Hinweis auf das heutige Österreich.

Bezüglich Hemaris tendiere ich zu tityus, an der Stelle, wo die Raupe nach einem Verpuppungsplatz gesucht hat, sah es mehr nach Skabiosen aus. Heckenkirschen gab es auch, weiter drüben im Gebirgsnadelwald. Aber die Raupe würde nach den Bildern im Lepiforum eh eher zu tityus passen?

Wirklich, habe ich die Präpuppe tatsächlich schon im Lepiforum angefragt! Wie machst du das? Extrafestplatte im Kopf oder nachgesehen

Also ich könnte bei den 102 ganz leicht noch weitermachen, bräuchte nur mehr wen, der mir demnächst in Wien die 4 fehlenden Stadtheuschrecken zeigt, die tw. sogar auf Balkonen vorkommen . Dann bin ich schon bei 106. Und die Oggauer Heide mit P. affinis und mit Glück noch E. coerulipes - und schon hab ich 108...

Also reizen würde mich vielleicht noch Antaxius pedestris. Die müsste man aber mit irgendwas anderem Interessanten zusammenhängen, ev. mit den beiden heuer nicht gemachten Bären im Ötztal. Und dann hab ich ja eine Endemitenfahrt in die SW-Alpen angesprochen, wenn geht im Team, sozusagen auf den Spuren Nadigs. Da könnte es dann wieder einen Bericht geben...

VG Wolfgang

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#15

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 10.08.2012 21:52
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Ich seh' schon, der Beitrag schweift nun wieder in den off-topic-Bereich ab, daher in Kürze:

-> Malacosoma: Dein Vermerk aus dem Rebel ist, glaube ich, auch des Rätsels Lösung: nachdem Du das Tier ja auf >1600m gefunden hast, wird es wohl alpicola - eine gute Art - sein und nicht franconica! Irgendwie störte mich ohnehin die kontrastreiche Zeichnung, aber ich bin ja schon so weit weg von den Lepis.... Im Huemer & Tarmann, den ich jetzt vor mir habe, wird franconica übrigens nicht einmal erwähnt für Ö, also dürfte die Rebel- und auch Lepiforum-Meldung vermutlich für alpicola gelten, der vermutlich früher eine Unterart von franconica war, aber da fehlt mir wiederum die Literatur!
-> Hemaris: Keine Extrafestplatte, weit davon entfernt , aber ich habe mir auch noch einmal im Lepiforum in der Bestimmungshilfe die Unterschiede anschauen wollen, und da bin ich über Dein Bild gestolpert, ganz einfach! Ich persönlich kenne nur die tityus-Raupe und da sind eigentlich keine typischen in der BH des Lepiforums abgebildet, aber mich erinnert Dein Raupe auch mehr an meine Zuchttiere aus dem Jahre Schnee!
-> Arten 103 - 106 und ff.: welche wären das denn? Du solltest eine Fehlliste ins Forum stellen und Dir dann die div. Ansprechpartner aussuchen!

LG

Werner


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#16

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 11.08.2012 22:09
von WSW • 1.034 Beiträge

Ja, alpicola, eh klar!

Bezüglich 103-106: Ich hätt da schon eine Kandidatin im Auge bzw. im Telefonbuch . Kommt nur mehr drauf an, ob ich die heuer noch machen will und wie sich das ausgeht. Ich muss ja immerhin auch hin- und zurückfahren...

(Ich glaub, die Arten hab ich schon wo erwähnt: L. punctatissima, P. nana, P. giornae, P. veyseli)

VG Wolfgang

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#17

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 12.08.2012 11:05
von Maria Z • 1.534 Beiträge

Hallo Wolfgang,

die Chancen, Pl. veyseli zu finden, sind hier sehr gut, hab sie dort am 04+07 08 gesehen:
[[File:BadF.pdf]]
die Brache ist leicht zu erkennen, es liegen einige gut sichtbare Holzprügel drin...li aussen im Bild ist der Bahnhof

Ph. nana auch (04 08), ich hab sie dort an einem dieser Platterbesengebüsche am Bahndamm gefunden, etw. süd-östl. v Bhf: file.php?url=http%3A%2F%2Ffiles.homepagemodules.de%2Fb523332%2Ff2t975p7068n10.jpg&r=1&content=RE%3A+Sonnleitstein%2BBaggersee%2FBadFischau

VG Maria


Dateianlage:

zuletzt bearbeitet 12.08.2012 11:06 | nach oben springen

#18

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 16.08.2012 21:16
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo!

Gratuliere, Wolfgang, zu deinen Wiener und burgenländischen Errungenschaften bei schönem Wetter, aber wie heißt es so schön: Wenn Engel reisen ...

Gestern am Feiertag bin ich im Bärental auf deinen Spuren gewandelt! Die Anfahrt hab ich als nicht so schlimm empfunden (mein altes Auto ist Kummer gewohnt!), dafür war aber das Balancieren auf dem Schuttstrom umso grauenhafter! Das Hinaufklettern ging ja noch, aber beim Herunterruseln hat es mir ständig die Füße weggerissen, mir tat dann alles weh und meine Kamera hat wieder ein paar Pecker mehr!

Aber zumindest hat es sich gelohnt, auch wenn ich am Nachmittag - durch die Bergabschirmung war es schon kurz vor Sonnenuntergang - nicht mehr soviel Gesangsaktivität feststellen konnte.
Habe oft Ch. brunneus und vereinzelt Ch. alticola gehört und gesehen, das Verfolgen war MÜHSAM! @Wolfgang, jetzt schätze ich deine Leistung noch höher ein!



Die Antaxius difformis haben sich für meine Ohren überhaupt nicht gemuckst! Was ich aus den Büschen oft gehört und einmal gesehen habe, war Ph. aptera, kann das sein?
Ein einbeiniges Viech ist mir aber vor die Linse gesprungen und das müsste difformis sein!



Am leichtesten zu fotografieren war, wegen der Behäbigkeit, Podisma pedestris!



Unten am Parkplatz, in der Restsonne, habe ich dann auch Miramella sp. gefunden, zwei hochträchtige Weibchen, eines einbeinig. Wie meine irena vom Ossiachersee schauen die irgendwie nicht aus.



@Wolfgang: Toni ist sehr im Stress, er hat sich dein Tier noch nicht angeschaut aber nach einem Foto gefragt, da hab ich ihn auf diesen Thread verwiesen. Wir müssen also noch etwas warten.
Auf einer Böschung nach dem Parkplatz habe ich dann, neben G. rufus, P. pedestris, E. brachyptera noch diesen Omocestus gefunden, Gesang habe ich nicht gehört. Ist wohl ein viridulus, oder?




Wenn ich Ch. alticola und A. difformis auf meine Fahnen heften darf, halte ich mit den Burgenlandarten jetzt bei 65, das sind um 8 mehr als vor einer knappen Woche! *hüpf*

Liebe Grüße
Christine


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#19

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 16.08.2012 21:43
von WSW • 1.034 Beiträge

Super - endlich hat sich jemand die Traum-Heuschreckenhabitate im Kärntner Bärental angesehen. Ein Wunder, dass da vor mir als "Twitscher-Master" noch nie jemand geschaut hat...

Mir war ja eigentlich mehr um mein Auto Leid (also wennst da einen Gegenverkehr hast, zurückschieben ist kaum möglich), aber tut mir jetzt persönlich leid für deine Kamera - und für deinen Körper

Anyway - a. rammei und A. difformis, da zahlt es sich schon aus. Vor allem der grasgrüne rammei, der jetzt wieder ein bissl mein Konzept zsammhaut, wie dort ein rammei auszusehen hätte. Gratuliere - der 100er rückt langsam in Reichweite!

Was ich noch sagen wollte - die alticola im Schuttstrom wären im Juli richtig. Bei mir waren sie auch noch zahlreich, aber halt schon ziemlich vermilbt. Im Vorjahr gegen Ende August hatte ich sie nur mehr vereinzelt.

VG Wolfgang

edit: ja, aptera und die ganzen anderen genannten sind dort und daher richtig!


zuletzt bearbeitet 16.08.2012 21:44 | nach oben springen

#20

RE: Heuschrecken in den Südalpen Kärntens und Italiens

in Exkursionsberichte 21.08.2012 19:34
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Toni ist ja heute durchs Forum gehuscht, für diesen Thread wird er wohl nicht genug Zeit gehabt haben. Aber er hat in einer Mail kurz zu deinem Miramella-Präparat Stellung genommen:
Ja, sollte irena sein.
Auch ich habe in den westlichen Karawanken irena auf der Slow.-Seite gesehen.
Offensichtlich bildet der Loibl eine tiergeographische Grenze.

M. irena passt dir eh, hoffentlich genügt dir die Antwort.

lg
Christine


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