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#21

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 03.07.2017 20:45
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo!

Ich war heute wieder auf der Stegwiese und hatte auch vor, den stigmaticus doch auch auf der Hohenfurtwiese zu finden.
Immer wieder faszinierend, diese Artengarnituren dort. Botanisch auffallend sind jetzt die lila Kugeln vom Teufelsabbiss, die weißen Dolden vom Preußischen Laserkraut, Färberscharte, Spitzblütensimse usw. Fotografiert habe ich Sonnentau und Spitzblütensimse Juncus acutiflorus, in Österreich gefährdet, in NÖ jedoch vom Aussterben bedroht.

Vom Kleinen Blaupfeil gab es heute wieder etwa 5 revierbesetzende Männchen. Das Erfreuliche war aber, dass mir heute endlich ein Bodenständigkeitsnachweis mit 3 frisch geschlüpften Weibchen gelang. Die Exuvien konnte ich in dem Halmgewirr leider nicht finden.

Bei den Heuschrecken war trotz bescheidenen Wetters heute schon das Surren der ersten nigromaculatus zu vernehmen. Auch die Population vom stigmaticus ist gegenüber vor einer Woche nun deutlich angewachsen. Wie bereits vor 6 Jahren bemerkt, ist das Fotografieren der Heuschrecken in diesem 3-dimensionalen Lebensraum eine andere Sache. Man muss froh sein, bessere Belegbilder zu schaffen, und die schöneren Exemplare aussuchen kann man sich natürlich auch nicht. Aber ich habe immerhin wieder eines dieser sehr seltenen braunen Männchen erwischt.

Ich habe dann versucht, das Besondere an der Stegwiese zu fotografieren: Die enge Verzahnung der Nass- und Trockenstandorte, wo man dann P. montanus und St. nigromaculatus gleichzeitig vernimmt.

Dann kam der große Platzregen und die Hohenfurtwiese behält ihr Geheimnis, ob sie vielleicht doch auch den stigmaticus beherbergt.

Fazit: Die Stegwiese steht unverändert schön da, aber durch die Beschränkung auf nur mehr eine recht späte Mahd pro Jahr kämpfen halt die kleinen Stenobothrus mit dem vielen Gras. Nur mit Vertragsnaturschutz kann man sich außerdem nie sicher sein, wie lange dieses Paradies noch Bestand hat. Man muss probieren, rechtzeitig andere bessere Lösungen zu finden, um nicht wieder einmal wie so oft ganz plötzlich von einem Habitatverlust überrascht zu werden.

VG Wolfgang

VG Wolfgang

Angefügte Bilder:
acutiflorus1a.jpg
coerulescens1a.jpg
coerulescens2a.jpg
coerulescens3a.jpg
nigromaculatus1a.jpg
sonnentau1a.jpg
stegwiese1a.jpg
stegwiese2a.jpg
stigmaticus1a.jpg
stigmaticus2a.jpg
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#22

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 10.07.2017 22:21
von WSW • 1.034 Beiträge

Auf der Hohenfurtwiese habe ich auch heute keine stigmaticus gefunden. Erklärbar ist das nicht, denn die Wiese ist nur 300m von der Stegwiese entfernt und mit ihren Bürstlings- und Callunateppichen eigentlich ein perfektes stigmaticus-Habitat.

Dafür gibt es hier an der äußersten regionalen Westgrenze der Art jede Menge surrende nigromaculatus im Bürstling.







Natürlich sind auch sehr viele lineatus unterwegs, einer ist freiwillig auf den Felsen gesprungen und wurde daher auch abgelichtet:



Auf der Stegwiese habe ich als erstes einmal die Kleinen Blaupfeile gezählt. Es waren heute sagenhafte 16 territoriale Männchen, weiters je 1 junges Weibchen und Männchen. Die stationären waren von stark abgeflogen bis kaum ausgefärbt wie dieser hier:



Er hat das erste Mal noch vor sich, die Blaubereifung vom Abdomen ist noch von keinem Weibchen abgescheuert worden.
Bei diesem sieht man bereits die Spuren von Weibchen im Paarungsrad:



Und hier noch das junge Weibchen, das sich in der schütteren Wiese knapp neben dem Rinnsal aufhielt:



Die bodenständigen Vorkommen von Orthetrum coerulescens sind ja in Niederösterreich und besonders auch in der Böhmischen Masse durchaus überschaubar, daher ist die Art sicherlich ein Highlight der Stegwiese.

In den Beständen der Spitzblütigen Simse sah ich heute etliche reife Exemplare und Larven von Conocephalus fuscus. Später, als ich sie fotografieren wollte, waren sie allesamt verschwunden. Auch die vielen Sumpfgrashüpfer sind nur schwer zu knipsen:



Hier halten sich auch noch tickende Omocestus viridulus auf:



Das tolle ist ja, dass man diese Arten praktisch nebeneinander hat gemeinsam mit Stenobothrus nigromaculatus und stigmaticus. Man dreht sich auf die andere Seite und knipst nach montanus dann z.B. nigromaculatus.

Zuletzt noch ein paar Bilder von stigmaticus. Der ist am schwersten zu knipsen. Erst muss man ihn finden in diesen Massen an häufigen Arten wie P. parallelus und St. lineatus. Durch sein patschertes Springen wäre er ja zu identifizieren, aber das machen auch die vielen Larven der anderen Arten. Hat man endlich einen gefunden, so stellt sich heraus, dass die extrem scheu sind und kaum sitzen bleiben. Irgendwie ist es mir doch gelungen.







So, das war vielleicht für heuer schon meine letzte Heuschreckenexkursion, mein Knie braucht wieder "Behandlung".

VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet 14.07.2017 10:06 | nach oben springen

#23

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 11.07.2017 07:57
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Wolfgang,

du und dein Knie könnts nicht einfach w.o. geben!
Verordnung vom Forumdoktor: Wo's geht, mit dem Auto hinfahren.
Mäßige Bewegung ist sehr wichtig für den Heilungsfortschritt.
Wassertreten in moorigem Gelände - notfalls auch mit Gummistiefeln - beschleunigt die Remobilisation.

LG
Christine


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#24

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 11.07.2017 18:01
von WSW • 1.034 Beiträge

Danke sehr für die ärztlichen Tipps! Aber unser letztes Moor im Bezirk werde ich sicherlich nicht zertrampeln, das steht fest!

Ich war heute übrigens noch einmal Tagfalter und Heuschrecken schauen, quasi "dienstlich" auf meinem Hausberg, dem Kleinpöchlarner Rindfleischberg-Südhang. Jetzt ist es leider amtlich: das in der Phänologieliste (23.6.) stehende Stenobothrus nigromaculatus-Männchen war tatsächlich der letzte Mohikaner seiner Art. Heute war trotz harten Suchens nichts mehr zu finden und zu hören.



Wenn eben der eine Opa die Flächen einfach nicht mehr mähen kann und der andere Bewirtschafter unvorhergesehen stirbt, dann passiert es halt, dass genau die entscheidenden Parzellen 2 Jahre nicht gemäht werden. Das reicht dann beim nigromaculatus, obwohl vor wenigen Jahren noch stellenweise massenhaft vorhanden.

Das zeigt dann umso mehr die Wertigkeit der letzten Bürstlingswiesen am Ostrong, denn all die anderen im Donautal für den Ostösterreichatlas von mir kartierten Vorkommen dürften auch schon längst "hinüber" sein. Befristeter Vertragsnaturschutz wird aber auch hier auf Dauer wohl zu wenig sein.

VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet 14.07.2017 10:08 | nach oben springen

#25

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 14.07.2017 10:44
von WSW • 1.034 Beiträge

Danke, Günther und Werner, für die Anleitung zum Bilder einbauen. So hab ich es endlich auch begriffen nach 2 Jahren, es ist eigentlich ganz einfach. Ich war auch schon sehr nahe dran gewesen, doch hat mich damals die Riesengröße des eingebundenen Vollbildes in der Vorschau am Abschicken gehindert.

Die Bilder von der Stegwiese und auch im Beitrag über den Braunsberg können nun in maximaler Forumsgröße ohne lästiges Anklicken betrachtet werden. Damit irgendwas Neues auch noch dabei ist, hänge ich ein Bild mit einer nigromaculatus-Werbung von der Hohenfurtwiese an

VG Wolfgang

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#26

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 14.07.2017 11:15
von hospiton • 2.767 Beiträge

Na, nun ist der Genuss Deiner Bilder natürlich "inside" und daher doppelt so groß und ich weiß, warum ich mich heute früh in der Arbeit eine Stunde abgemüht hab, also doch nicht umsonst! Danke und alles Gute (für's Knie und was sonst noch alles.... )

LG

Werner


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#27

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 15.07.2017 09:39
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Wolfgang,

der Wow-Effekt deiner Bilder ist gewaltig!

Von mir auch alles Gute!

LG
Christine


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#28

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 16.07.2017 17:46
von WSW • 1.034 Beiträge

Danke für die Wünsche! 9h39 wäre sich theoretisch sogar noch knapp ausgegangen, aber als bisheriger Smartphone-Verweigerer habe ich das nicht mehr sehen können. Ab etwa 12h hat es dann hoffentlich ein talentierter 39-jähriger Spitzenchirurg optimal gerichtet und ich bin eben von Wien heimgekommen .

Dann schauen wir mal, was der Bewegungsapparat nächstes Jahr noch hergibt. Meine Idee im Spitalsbett war (meine erste Nacht im Spital übrigens), dass sämtliche nigromaculatus-Plätze im Mostviertel/Donautal (exkl. Wachau) gemonitort gehören. Es ist eben bei uns die anspruchsvollste Art, ungefähr so wie Dociostaurus im Seewinkel. Was Besseres haben wir hier nicht...

Und dann muss natürlich Lobbying für die wichtigsten Flächen betrieben werden, um eine dauerhafte Sicherung zu erreichen. Aber ich bin da schon dran, zumindestens über Lanius im Fall von Steg- und Hohenfurtwiese. Beim RFB dürften die anlaufenden Naturschutzbemühungen leider knapp zu spät kommen.

VG Wolfgang

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#29

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 16.07.2017 18:55
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Wolfgang,

alle Achtung, dass deine Lebensgeister so schnell wieder erwachen.
Die Zeit bis zur völligen Rehabilitation musst halt als Schreibtischtäter überbrücken.

LG
Christine


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#30

RE: Wörth und Stegwiese (Juwel der Waldviertler Bürstlingswiesen)

in Exkursionsberichte 21.07.2017 20:22
von WSW • 1.034 Beiträge

Zitat von Christine im Beitrag #29

alle Achtung, dass deine Lebensgeister so schnell wieder erwachen.
Die Zeit bis zur völligen Rehabilitation musst halt als Schreibtischtäter überbrücken.



Das wäre aber nicht auszuhalten
Hab mich heut ins Auto gesetzt und bin nach Nenndorf Strandschrecken schauen. Es wimmelte förmlich von ihnen und ich konnte auch ein paar Bilder machen trotz der Hitze und der Mobilität der Viecher.

Selbst unter den Weibchen gab es kaum grüne:





Und sogar eines der ausschließlich braunen Männchen ließ sich knipsen und zeigte die roten Schienen. Erst zu Hause merkte ich, dass ihm der linke Fühler fehlte. Schade.



Dieser biguttulus mit orangem Popsch hatte sogar orange Schienen. Und das Subcostalfeld scheint bis zum Ende auseinanderzulaufen:



Nur der Gesang hatte nichts eisentrauti-mäßiges. Ich bin dann rüber zum alten Becken um nach albomarginatus zu schauen. Statt diesem waren aber nur mehr dorsatus zu finden, albomarginatus ist verschwunden



Die Ursachen könnten in zu wenig Feuchtigkeit liegen oder in der Tatsache, dass die Beckenböschungen nicht mehr gemäht werden? Es wimmelt von Heuschrecken, aber wie überall im Mostviertel geht die Tendenz in Richtung Allerweltsarten. Mein Gott, was hab ich früher in Nenndorf für tolle Sensationen gefunden, bis hin zu den Schabrackenlibellen und den eierlegenden Lestes macrostigma...

Heute kamen zur Artenliste noch Ch. brunneus und einige z.T. braune Mecostethus parapleurus dazu. Auch 1 Lycaena dispar flog herum. An Libellen genau 1 Weibchen Orthetrum brunneum und 1 Männchen Anax imperator...

Immerhin zeigten sich trotz der Hitze doch etliche (ca. 10 ohne gezieltes Suchen) Exemplare des Sandlaufkäfers C. germanica. Ich hab die noch nie so schön grün schillern gesehen. Fotografieren war allerdings sehr nervig.



Nach diesen Erkenntnissen bin ich dann noch zum Rohrer Becken, in der Hoffnung, dort wieder Ch. albomarginatus zu finden. Mitnichten. Das ganze Becken mit hohem Gras verfilzt. Es gab kaum Heuschrecken, einige wenige Ch. parallelus, 2 C. fuscus, 2 Ph. falcata, 1 roeseli und sogar noch ein paar letzte C. italicus. Die Art wird wohl schon nächstes Jahr von hier verschwunden sein.

Weiters fand ich noch ein andauernd warnendes Schwarzkehlchen-Paar (im Bezirk Melk seit 5 Jahren eine große Rarität), 1 singende Rohrammer, 1 Falter des bei uns elitären Dickkopffalters Heteropterus morpheus und einen Moschusbock:



Fazit: Es zahlt sich im westlichen NÖ kaum noch aus, die malträtierten Gelenke zu strapazieren. Man kommt sich ständig vor wie ein Nachlassverwalter, der dauernd neue Verluste registrieren muss. Von den Premium-Arten und Plätzen ist schon sehr, sehr wenig übergeblieben. Tendenz: fallend.

VG Wolfgang

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