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#21

RE: Hochschwab-Eisentrauti; sowie Gaalbachtal+Sommertörl

in Exkursionsberichte 26.10.2012 07:24
von WSW • 1.034 Beiträge

Zitat von Toni im Beitrag #20

Du siehst schon, es geht nicht darum irgendwann keine Art mehr auf der Liste zu haben, sondern um Wissenszuwachs.



Guten Morgen!

Es sieht irgendwo tatsächlich so aus, als sei ich bei den Heuschrecken der Raritätenjäger und Lister . Zu dem Thema verweise ich nur auf den Vogel-Raritätenjägerclub 300. Da führe ich ein mehr unfreiwilliges, weitgehend inaktives Hinterbänklerdasein. Ich bin eigentlich bekannt als Lokalfaunist und -florist. Bei den Heuschrecken habe ich meine 52 Bezirksarten halt total abgeklappert und in den Seewinkel kam ich eben füher auch öfters. Da war es zu den 100 Arten dann nicht mehr so weit.

Was ich damit sagen will: Dass es mehr um Wissenszuwachs und weniger um Listenfüllen geht, braucht gerade mir wahrscheinlich niemand mehr erklären...
Um es an dem Beispiel Aeropedellus zu erklären: Mich hat das Viech an sich interessiert und wie so eine boreoalpine Heuschrecke in ihrem Lebensraum zurechtkommt, bzw. wie der überhaupt aussieht. Und dann habe ich sofort versucht, neue Fundstellen zu finden, wenn ich schon mal in der Gegend bin.
Allerdings brauche ich mir nicht mehr anzumaßen, dass ich den Überdrüber-Wissenszuwachs bei den Heuschrecken schaffe, da gibt es Besserberufene, die auch mehr Zeit haben.

Was nun die Heuschrecken am Hochschwab angeht, habe ich inzwischen den Fundort und die Bilder noch einmal analysiert. Der Gamssteig ist mir ja bestens bekannt, bin da mal vor Jahren mit ein paar Kollegen rauf Apollofalterbesichtigen. Oben auf der Hochfläche gibt´s übrigens Vorkommen von G. sibiricus. Von der Passhöhe aus in den Wald hinein - dort liegen meine Widerbart-Fundplätze. Im vorigen Jahr nur 3 Exemplare, heuer gar keiner - die Klimasommer bzw. -frühjahre lassen grüßen!

Von den Bildern her kann man zumindest dem 2. Tier gewisse eisentrauti-Ähnlichkeit nicht absprechen, unter dem Vorbehalt natürlich, dass die Aufnahmen aus meiner Sicht nicht optimal genug sind, um das eindeutig und sicher verifizieren zu können. Fazit: Es könnte sein, dass ich mir nächsten August das Ganze mal unter optimalen Bedingungen live ansehe und dann auch ein paar brauchbare Tonaufnahmen mache. Dann weiß ich mehr .

Wenn´s dort eisentrauti ist, dann kann ich auch in der Ötscherflanke oder hoch über den Ötschergräben suchen, dort, wo auch St. rubicundulus vorkommt .

VG Wolfgang

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#22

RE: Hochschwab-Eisentrauti; sowie Gaalbachtal+Sommertörl

in Exkursionsberichte 27.10.2012 16:44
von Toni • 490 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Es wurde offensichtlich nicht richtig verstanden, was es mit Ch. "cf." eisentrauti am Hochschwab westlich des Seebergsattels auf sich hat.

Man geht nicht in die Wände des Hochschwabs um so einfach Ch. eisentrauti ab zuholen.

1. Schon der Weg hin bis zum Gamssteig bietet so viele tolle Lebensräume für Insektenfreunde, dass wahrscheinlich nur wenige bis zum Gamssteig überhaupt vordringen.
2. Unterhalb von 1500 m muss man außerhalb von typischen Ch. eisentrauti-Habitaten mit Hybriden rechnen.
Um Ch. eisentrauti zu studieren, sollte man reine eisentrauti-Populationen aufsuchen, ansonsten ist man ziemlich überfordert.
3. Der este Standort, den wir fanden, war sehr kleinflächig. Um dort hin zu gelangen, muss man vom Wanderweg mindestens 30 Höhenmeter durch Schuttfächer hinauf (eine relativ gesehen leichte Übung). Einzelne Ch. eisentrauti singen auch in den Schuttfächern, die eisentrauti-Habitate sind aber in nährstoffarmen trockenen alpinen Rasen auf Fels. Man hat also dort 3 Möglichkeiten: Ein sehr kleines optimales Habitat, das gut erreichbar ist, zu finden, in der Hybridzone zu suchen (was man meist macht, weil man sich dort befindet) oder 100 m Seehöhe in die steile Felswände zu klettern nachdem man 30-100 Höhenmeter durch Felsschutt gerattert ist.
4. Um in offensichtlich reine eisentrauti-Habitate zu gelangen, mussten wir ganz auf den Kamm bis 1650 m Seehöhe, doch auch auf dieser Süd-Flanke war eisentrauti nicht zu sehen (keine Habitate vorhanden).
Wir mussten sehr viel Geduld haben; erst als wir eine Quellrinne überquerten und über diese offensichtlich wasserspeichernden Schichten weiter nach Westen in trockene Hänge vordrangen, war Ch. eisentrauti zahlreicher vertreten.
5. Die Bereiche westlich des Seebergsattels sind suboptimale Habitate für Ch. eisentrauti.
Optimale Bedingungen fand ich in den ganz steilen Grus- und Felshängen des Tonkogels.
Der Anmarsch dort hin dauerte 4 Stunden, wobei ich die ersten 1000 Höhenmeter in fast einer Stunde schaffte.
Man könnte es auch vom Radmertal aus probieren, fragt sich, ob das nicht zu gefährlich ist, wenn man kein Kletterer ist.
6. Zwei weitere Charakteristika der eisentrauti-Habitate sind: Sehr steile Hänge und rutschiges und/oder instabiles Terrain, das macht es sehr schwer die Tiere in alle Ruhe zu studieren oder zu fangen, da sie ja auch sehr mobil sind.

LG, Toni


zuletzt bearbeitet 27.10.2012 17:06 | nach oben springen


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