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#1

Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 24.07.2011 16:36
von Toni • 490 Beiträge

Ich mache ein neues Thema daraus, damit dieses nicht in der Fülle der Diskussionen untergeht.


Noch einmal zur Erinnerung:
siehe auch:
Es handelt sich um Zwillingsarten.Weißfüßiger Grashüpfer Chorthippus oschei rückt immer näher
Chorthippus oschei ist die südlich verbreitete Art mit bekannten Vorkommen in der Steiermark und dem Südburgenland.
In Niederösterreich, Oberösterreich und Wien, dem steirischen Ennstal gibt es Ch. albomarginatus.

Es ist bekannt, dass es in der Kontakzone der beiden Arten zu Kreuzungen (sogenannte Mischpopulationen) kommt.
Mögliche KOntaktzonen befinden sich in Österreich im steirischen Joglland bei Friedberg, dem Mittel- und Nordburgenland sowie in Niederösterreich.

Die Populationen bei Sankt Pölten sollten demnach zu Ch. albomarginatus gehören.
Es geht nun darum, an Hand des einfachsten und sichersten Merkmals im Gelände (dem Gesang) die Kontaktzone möglichst ein zu grenzen. Das ist schwierig, da die Tiere mobil sind und Kreuzungen Merkmale beider Arten aufweisen.

Bei Dreistätten (südliches Niederösterreich vernahm ich ausnahmslos Ch. albomarginatus.

Zur Erinnerung: Der Gesang von Ch. oschei ist komplexer als jener von Ch. albomarginatus, da er am Ende eine Phase aus einem Schienenhochschleudern aufweist. Durch diesen Teil erinnert der Gesang ein wenig an Ch. brunneus.
http://www.vedenina.iitp.ru/VIDEO/video.htm



LG, Toni


Dateianlage:
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#2

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 24.07.2011 17:31
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Toni!

Nun stehe ich auf dem Schlauch, wie kommt man zu den Video-Link, den Du da anhängst? Gibt's da 'nen Trick?

LG

Werner

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#3

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 24.07.2011 17:45
von Günther • 2.345 Beiträge

Danke Toni für die schöne Zusammenfassung!
In einem zweiten Paper von Vedenina et al. 2009 (siehe Anhang) geht es um die Hybridisierung der beiden Arten, die hier sowohl morphologisch als auch gesangstechnisch untersucht wurde. Darin schreiben sie über den Gesang der Hybriden, dass bei diesen das Beinschleudern auslässt und lediglich ein Anheben des Abdomens zu beobachten ist (S. 290 unten). Das deckt sich vielleicht mit Wolfgangs Terrarienbeobachtungen von letztem Jahr?:

Er hat immer einige Werbegesangstrophen gebracht und dann die Schenkel etwas höher genommen..

Schon auch irgendwie nett, so ein verregneter Sonntag...;)

edit: Bei mir funktioniert das Video leider auch nicht.

LG,
Günther


Dateianlage:

zuletzt bearbeitet 24.07.2011 17:45 | nach oben springen

#4

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 24.07.2011 18:51
von WSW • 1.034 Beiträge

Hm, interessant. Eigentlich wollte ich dazu nix mehr schreiben, weil mir das im Prinzip eine Schuhnummer zu groß ist.

Andererseits, nach der Lektüre des neuen pdf komme ich zu dem Schluss, dass in der Nenndorfer Becken-Population sehr wohl ein Hybridisierungsgeschehen abgelaufen ist.
Der hohe Anteil an weißfüßigen Tieren spricht schon mal dafür. In meinem Gebiet ist ja albomarginatus eigentlich recht selten, aber weder in Pöchlarn noch im Rohrer Becken ist mir zuletzt ein weißfüßiges Exemplar aufgefallen. Und wenn man jetzt das Bild des braunen Männchens im pdf mit meinem ersten braunen weißfüßigen Männchen vergleicht - sehen aus wie Zwillinge, nur dass der Slowake dunklere Knie hat.

Man darf nicht vergessen, dass das Nenndorfer Becken unmittelbar neben der Westautobahn liegt. Was da aus dem Osten momentan vorbeirollt, brauch ich ja niemandem erklären. 2 km östlich ist die Autobahnraststätte Völlerndorf, wo blinde Passagiere gemütlich aussteigen können.

Es wird nichts anderes übrigbleiben, als wieder mal vorbeizuschauen, einige Weißhaxen mitzunehmen ins Terrarium und auch mal den einen oder anderen Schenkel zu konfiszieren und unter die (Stereo-)Lupe zu nehmen.

Andererseits - wenn man die Methodik dieser Heuschreckenforscher anschaut, da können wir Lokalfaunisten nimmer mithalten .

VG Wolfgang

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#5

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 24.07.2011 18:56
von Toni • 490 Beiträge

Hallo Günther und Werner!


Zu deine Frage Werner!
Ich weiss auch nicht genau, wie das Video abspielbar ist. Ich habe einfach probiert und gewartet, bis das rechte Video los ging.

Günther:
Danke für deine Zusammenfassung bez. Gesang in der Hybridisierungszone.
Ich kann nur sagen, dass ich in der Ost-Steiermark somit bisher nur Ch. oschei gesehen und gehört habe.

Was die Tiere aus den Hybridzonen angeht, bin ich neugierig auf eure Beobachtungen.


LG, Toni

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#6

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2011 14:43
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo!

Die ersten Beobachtungen gibt´s bereits...
Ich bin heute nach Melk, um mir bequemere Bergschuhe zuzulegen (meine Füße dürften die letzten Jahre leider gewachsen sein ), damit ich für diverse Vorhaben auf steirischen Kogeln und Kampeln besser gerüstet bin.

Dann gleich weiter nach Rohr und Nenndorf. Heuer gibt es anscheinend rel. viele braune Vertreter von diesem albomarginatus-Komplex, vermutlich wegen der Trockenheit in den Becken. Die wenigen Männchen, die ich bei der Kälte in Rohr fand, hatten durchwegs mehr oder weniger braune Tarsen.
Hab sicherheitshalber auch von dort welche mitgenommen.

In Nenndorf war es auch sehr schwierig, bedingt durch Wind und Kälte waren die Tiere nicht so leicht aufzuspüren, außerdem wieder gut vermischt mit anderen Chorthippus. Ich konnte diesmal nur 2 Typen finden: einfärbig braune und braune mit oben grünen Flügeln. Teilweise hatten die Tiere auch braune Tarsen in demselben Ton, es kamen aber auch solche mit Tarsen vor, die unterseits weiß, oberseits hellbraun mit 2 weißen Endgliedern waren. Damit dürften sie diesen oschei-Kandidaten vom Vorjahr ziemlich gleichen.

Es ist ja auch von Rückkreuzungen die Rede, wenn das in Nenndorf so wäre, dann wäre hier mit Rückkreuzungen mit albomarginatus zu rechnen, wodurch die Erbmasse von oschei immer weniger würde...

Die mitgenommenen Viecher kommen jetzt noch ins Terrarium, da könnnen sie sich dann anbalzen. Und Schenkeln werd ich auch noch brauchen.

Zu erwähnen: ich fand heute überraschend die erste C. italicus in Nenndorf; in Rohr beobachte ich die ja schon länger. Wohl auch so eine Westbahnverschleppung.

VG Wolfgang

PS: 1 und 2 zeigen dasselbe Tier.

Angefügte Bilder:
albo1.jpg
albo2.jpg
albo3.jpg
albo4.jpg
italicus.jpg

zuletzt bearbeitet 25.07.2011 14:43 | nach oben springen

#7

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2011 14:59
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Hochinteressante Beobachtungen! Was mir aufgrund des pdf von Günther bisher einleuchtete, war, abgesehen von Balz und weißen Tarsen, die dunklen Knie, die oschei haben soll und auf den Bildern auf orthoptera.at und auch in dem pdf, ziemlich deutlich, zumindest bei den Männchen, ins Auge stechen! Und auch Deine heutigen haben auffallend dünklere Knie als z.B. meines vom Samstag aus Arbesbach, aber heller als die vom letzten Jahr aus dem Nenndorfer Becken!

lg

Werner

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#8

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2011 15:48
von Günther • 2.345 Beiträge

O nein, dass die Calliptamus dort eine Westbahnverschleppung ist, glaub ich nicht! Die momentan ungeahnt schnelle Ausbreitung der Art ist ja kein Geheimnis, sie kommt von Osten, und Nenndorf liegt ja bekanntlich östlicher als Rohr (deshalb sollte sie in Nenndorf strenggenommen(!) schon vorher gewesen sein). Natürlich dienen Bahndämme als Korridore, aber gerade bei einer so hochmobilen Art kann man wohl nicht gleich von einer Verschleppung ausgehen. Rohr sollte jedenfalls einer der bisher westlichsten Fundpunkte sein (abgesehen von denen in Kärnten und Tirol). Bin schon gespannt, wann die ersten bei uns im Mühlviertel auftauchen werden...

Und was die Knie der alboscheis (eh mit rundem s geschrieben!) betrifft: ich bilde mir ein, dass die Nenndorfer letztes Jahr eigentlich zu wenig dunkel für oschei waren, oder?

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 25.07.2011 15:51 | nach oben springen

#9

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 25.07.2011 15:55
von hospiton • 2.767 Beiträge

Zitat von Günther
..ich bilde mir ein, dass die Nenndorfer letztes Jahr eigentlich zu wenig dunkel für oschei waren, oder?

weiß nicht, das erste Bild-> Weißfüßiger Grashüpfer Chorthippus oschei rückt immer näher sind jedenfalls dünkler als mir bekannte chal! Aber vielleicht auch nur ein subjektiver Eindruck, werde in Zukunft auf den "Dunklungsgrad" der Knies achten!

lg

Werner

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#10

RE: Chorthippus oschei versus albomarginatus

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 26.07.2011 20:23
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo!

Also die C. italicus sind vor ein paar Jahren interessanterweise an einem steinigen Fahrweg am Fuß der neuen Trasse der "Neuen Bahn" aufgetaucht, zwischen Becken und Bahn also. Auch auf der anderen Seite des Bahndamms habe ich die Art auf schottrigen Brachen gefunden. Ganz zufällig hat sich dort für mind. 2 Jahre auch die Grüne Strandschrecke angesiedelt gehabt. Also dass die unerwarteten Raritäten just unmittelbar am Damm der Westbahn auftauchen, wäre da schon ein grenzgenialer Zufall!

Von C. italicus fand sich bislang im Umkreis nirgends ein Fundort, von Ausbreitung kann man daher hier noch nicht reden. Das nächste stabile und einzige im Bezirk Melk situierte Vorkommen liegt in der Serpentinsteppe bei Aggsbach-Dorf.

Zum Thema oschei: Wie schon öfters betont, ist auf Färbungsmerkmale nicht unbedingt sehr viel zu halten bei Insekten. Ob also Hinterknie nun eine Nuance dunkler sind oder nicht, dürfte kaum von Bedeutung sein. Umgekehrt hab ich keine Ahnung, ob nicht auch einzelne albomarginatus weiße Tarsen haben können.

Ich hab eher das Gefühl, dass das in Nenndorf keine oschei sind, sie haben aber möglicherweise deren Gene in sich .

Hier ein Bild aus Slowenien, da sollten eigentlich oschei vorkommen. Ich seh da kaum Unterschiede zu manchen Tieren aus Nenndorf .
slowenischer oschei

VG Wolfgang

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