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Hallo!
Ich hatte heute meinen ersten kurzen Mittwoch und bin gleich am Vormittag nach Nenndorf - mit der ganz leisen Hoffnung, es könnte dort ja auch einmal eine Steppenweihe vorbeischauen. Mitnichten, es waren nur 3 Rohrweihen vorhanden.
Das Nendorfer Becken war so wie das ganze Jahr über trocken, Tetrix waren absolut keine zu finden. Die letzten albomarginatus kurven überwiegend ruinenhaft herum und gleich der 1. hätte wieder mal mit seinen Tarsen einem oschei alle Ehre gemacht. Er wird mir, so wie ein Kollege, einen seiner Hinterhaxen abgeben müssen. Mit meinem jämmerlichen Kindermikroskop kann ich zwar die Stridulationszäpfchen nicht zählen, von der Anordnung her waren aber die bisher angeschauten 3 Exemplare eindeutige albomarginatus. So wird´s wohl auch bei diesen beiden sein.
Anschließend war ich bei den Sandabbrüchen nahe Roggendorf (bei Loosdorf). Wenn man auf der A1 Richtung Linz fährt, sind diese vor Melk rechter Hand nicht zu übersehen. Für unsere Verhältnisse ist es ein Sonderstandort. An den Wänden wächst viel Feld-Beifuß (Artemisia campestris). Daran findet sich allerhand.
Mein Bestreben waren aber Cucullia-Raupen. Und ich hatte Erfolg - es fanden sich einige Raupen des Feldbeifuß-Mönchs (Cucullia artemisiae). Bestens getarnt, aber irgendwie trotzdem leicht zu finden.
Und auf einem Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris) sogar eine Raupe vom Wermut-Mönch (Cucullia absinthiae)!
Noch eine interessante Raupe war da, eine Geometridenraupe:
Keine Ahnung, aber die einzige Spannerraupe, die an Artemisia campestris frisst, wäre Narraga fasciolaria, da gäbe es im Gebiet sogar einen Vorposten von dieser seltenen Art (lt. Geometridenatlas).
Bei den Heuschrecken gab es noch einiges zu sehen, so ein spätes Weibchen von Stenobothrus lineatus, im Eichenwald war Gomphocerippus rufus zu finden. Alle 3 biguttubrumollis waren vorhanden, hier ein Chorthippus mollis:
Beim Eichenwald ist Chorthippus vagans noch immer häufig, könnte eine gute Stelle für einen Phänologie-Rekord sein.
Dort hab ich mir auch erstmals Zeit genommen für ein Bild von Nemobius sylvestris:
Eine Überraschung gab es mit 2 Tetrix-Arten, die ich dort an dieser trocken-heißen Stelle eigentlich nicht gesucht hätte. Hier müsste es sich um T. subulata handeln, die in dieses südseitige Melker-Sand-Biotop unter Eichenwald eigentlich überhaupt nicht passt:
Und eine Larve von T. tenuicornis (nehm ich mal an, was sonst....):
Oedipoda caerulescens gibt´s natürlich auch noch immer dort und 1 T. viridissima, hingegen fand ich interessanterweise nicht eine Platycleis grisea.
Die Topraritäten fehlen zwar sowieso (außerhalb der pannonischen Gunstlage), aber es tut sich doch noch einiges.
VG Wolfgang
PS: Für Günther (falls du Daten sammelst): Im Nenndorfer Becken war noch ein C. germanica.
Hallo Wolfgang!
Ja, ich musste heute in meiner Mittagspause und zu Hause im Garten auch feststellen, wie artenarm nun schon Österreich ist...!
Deine Spannerraupe wird eine Thalera fimbrialis werden, die leben so ziemlich an allen "unsaftigen" Kräutern. Toll auch Deine Mönche, habe schon lange keine mehr gefunden (allerdings auch keine gesucht!).
LG
Werner
Hallo Wolfgang,
also da gibt´s jetzt einige Aha-Erlebnisse!
Diese Sandwand rechts der Autobahn hab ich schon vor einigen Jahren immer wieder im Vorbeifahren gesehen, da sind ja auch einige Löcher drin (durch die Lärmschutzwand nur ganz kurz zu sehen), die auf sowas wie Uferschwalben oder Bienenfresser (letztere glaub ich aber eher nicht) hindeuten. Wollte Dir deswegen schon damals (als ich Dich nur aus dem bird.at-Forum kannte) per Mail fragen, woher denn diese Löcher rühren und ob Du das kennst. Und jetzt beschreibst Du das so schön, dass sich diese schon ewig geplante Mail (an die ich gerade erst letztes Wochenende wieder gedacht hab) wohl erübrigt. Nur die Frage wegen dieser Sandabbruch-Löcher bleibt noch ausständig;).
Ähnliches trifft auf das Nenndorfer Becken zu, denn das hab ich mir jetzt mal auf GoogleMaps angeschaut - und siehe da, auch diese Stelle zieht jedes Mal im Vorbeifahren meine volle Aufmerksamkeit (anstatt der Straße) auf sich. DAS also ist das berühmte Nenndorfer Becken!! Jedesmal, wenn ich dort vorbeikurve, nehm ich mir vor, da mal hinzuschauen - doch auch das erübrigt sich ja jetzt.. Und Du hast recht - die letzten Male war das immer enttäuschend trocken, aber ich kann mich noch an Zeiten erinnern, zu denen ich da immer ein paar Limis rumwaten sah (die aber natürlich unbestimmt bleiben mussten).
Es gibt da aber noch eine dritte Stelle auf der In-Linz-Fahrtrichtung linken Seite der Autobahn, über die ich Dich schon seit Längerem befragen wollte. Bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher, wo das genau ist, ich glaube kurz nach dem einsamen "Hundertwasserhaus" bei Melk, dass da neben der Autobahn so verlassen in der Gegend rumsteht. Und zwar mein ich diesen Hang, auf dem sich anscheinend jemand seinen "eigenen Lebensraum" herangezüchtet hat - mit einzelnen Büschen, Bäumen, verschiedensten Wiesen, Böschungen etc. - alles auf engstem Raum; Mauern sind glaub ich auch dabei, da bin ich mir jetzt aber nicht ganz sicher... Wäre es nicht in dieser Gegend, würd ich dort sofort auf Kreuzotternsuche gehen. Was ist das für ein komisches Grundstück?!?
Marion kann davon ein Lied singen - jedes Mal, wenn wir vorbeifahren, fang ich wieder und wieder über genau diese drei Stellen an zu sinnieren ..
Deine adulte Tetrix ist natürlich subulata. Bei der Larve wäre ich aber vorsichtig. Sieht zwar wirklich wie tenuicornis aus, aber der Rückenkiel ist mir etwas zu wenig erhaben und zu wenig gewölbt für diese Art im Larvenstadium - könnte durchaus auch subulata sein. Auf die beiden Flecken ist nur wenig zu geben.
edit: Sandlaufkäfer-Meldungen sammle ich natürlich immer noch - besten Dank, ist schon eingetragen!
Viele Grüße,
Günther
@Werner: Bin sehr froh, dass Du wieder da bist!!
Hallo Werner,
den Thalera fimbrialis hatte mir auch schon Egbert Friedrich im Lepiforum vorgeschlagen, wobei: der Narraga wäre verbreitungsmäßig möglich gewesen - in der Denisia gibt´s genau aus dieser Gegend einen neueren Nachweis und ich möchte fast wetten, dass er von dieser Sandwand war!
In Wahrheit bin ich aber bei den Präimaginalstadien der Lepidopteren eine wahre Flasche. Ich habe mir 4 artemisiae und den einen absinthiae mitgenommen, denn den artemisiae habe ich als Falter noch nicht gesehen. Da ich aber natürlich keinen Behälter mit hatte, sind mir die ersten schon im Auto entwichen, der Rest war dann am nächsten Morgen weg. Nur die Wolfsmilchschwärmerraupe saß noch auf ihrem Futter. Mir fehlt´s da einfach an Disziplin.
Bin also heute noch am Nachmittag zum Ebersdorfer Steinbruch östlich Kleinpöchlarn, wo ich vor ein paar Wochen noch keine Raupen gefunden habe. Diesmal war ich wiederum zu spät, konnte aber noch 2 kleine Nachzügler von absinthiae finden. Dann hat jemand um 17h noch die Schubraupe gestartet und ich hab mich schnell aus dem Staub gemacht...
Habe aber in der Umgebung des Steinbruchs noch 4 große Raupen finden können. artemisiae gibt es hier halt wahrscheinlich keinen.
@ Günther: Die Sandwand bei Roggendorf hat viele Löcher, darunter sehr große, von den Nazis. Die hatten hier früher eine riesige Stollenanlage im Melker Sand und haben da Waffen hergestellt oder getestet. Demzufolge haben sich dort früher auch Nenazis herumgetrieben und man wäre Gefahr gelaufen, polizeilich angehalten zu werden, wenn man da geforscht hätte. Jetzt sind die Eingänge zugeschüttet und ich riskier das einfach mal - bis jetzt ohne Probleme.
Glaube nicht, dass da bei dem Autobahnlärm irgendwelche raren Vögel brüten. Obwohl für Steinkauz wäre da einiges an Futter (viele Heuschrecken!).
Nenndorf hatte ich letztes Jahr 14 Limikolenarten, heuer aber keine. Es bleibt abzuwarten, ob sich noch eine Limi-Saison ausgeht, bevor sich die Bodenvegetation schließt - es geht eher Richtung Zwergschnepfen momentan.
Zum 3. Biotop kann ich im Moment nichts sagen, da bräuchte ich einen Google-Ausschnitt.
Eiegentlich wollte ich in Roggendorf ja unbedingt einen milkafarbenen lineatus finden, um endlich Werner zeigen zu können, wie "milkafarben" wirklich aussieht . Aber leider dürfte der Klon inzwischen ausgestorben sein.
Anbei noch 2 Bilder von den heutigen absinthiae, auf einem die Fundsituation gegen DoKW Melk und Stift Melk (links).
Weiters noch ein Nachtfalter von gestern Abend in meinem Wintergarten: Lithophane ornithopus und sein doppeltes Spiegelbild auf dem Thermoglas .
VG Wolfgang
Hallo Wolfgang!
Ja, dass die fimbrialis Raupe im Lepiforum schon bestimmt wurde, habe ich dann in einem anderen Beitrag von Dir auch später gelesen - war wieder einmal eine "nicht zeitgleiche Überschneidung"! (weil ich in letzter Zeit selten im Lepiforum bin..!)
Interessant ist, dass ich den Narraga in einem Einzeltier, leider aus den Anfangszeiten und deshalb leider ziemlich ramponiert, in meiner Lokalfaunensammlung habe, und für Gablitz ist der vergleichsweise so standortgerecht wie wenn z.B. ein Stenobothrus fischeri im Litschauer Moor auftauchen würde !
LG
Werner
Naja, ich gehe sogar weiter und behaupte mal, dass der Narraga in meiner Gegend von einem Cucullia-Jäger gefunden wurde! Obgleich zwar das westliche NÖ in meiner Region erschreckend schwach bei Nachtfaltern bearbeitet ist, gibt´s da überraschend viele Nachweise von rel. seltenen bis sehr seltenen Viechern, die als Raupe an Artemisia sp. gefunden werden. Neben C. artemisiae und C. absinthii (so heißt er richtig, hab ihm oben eine falsche Endung gegeben) wurde sogar der noch seltenere C. fraudatrix hier gefunden. Seine Raupen dürften aber knapp früher fertig werden, Ende August. Macht nix, die jag ich dann nächstes Jahr !
An die Cucullia-Jagd wurde ich aber wieder durch einen Beitrag von Friedmar Graf im Lepiforum erinnert. Der hat kürzlich tolle Bilder aus Sachsen gezeigt, darunter Raupen (und Zuchtfalter) von C. argentea - ein wahres Hammerviech! Schade, dass der in Ö verschwunden ist...
VG Wolfgang
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