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#1

Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 22.08.2011 03:07
von Günther • 2.345 Beiträge

Grüß Euch,

so, hier nun der Endbericht unserer Kärnten-Exkursion. Ich werde versuchen, mich halbwegs kurz zu halten. Es wird dennoch recht lang werden, denn immerhin gilt es, von einer ganzen Woche zu berichten, und es gab viele Höhepunkte (muss aber vieles auslassen). Willkommen also zum wohl längsten Bericht ever!;-)

Markus und ich haben vor ca. einem dreiviertel Jahr beschlossen, diesen August eine längere Exkursion nach Kärnten zu unternehmen, um Eupholidoptera chabrieri zu suchen, denn Thomas hat hier mal geäußert, dass die im Süden recht nahe an die Österreichische Grenze heranreicht und ev. in den österreichischen Steiner Alpen zu erwarten ist. War nur ein kleiner Hinweis, aber wir sind gleich drauf angesprungen und haben uns vorgenommen, dass Ding eine Woche lang zu suchen. In den Wochen vor der Exkursion sind wir aber etwas von diesem Kurs abgekommen, denn es gibt in Kärnten so vieles anderes zu entdecken, als dass man es mit seinem Gewissen vereinbaren könnte, eine ganze Woche lang nur in dem kleinen österreichischen Teil der Steiner Alpen zu verbringen, und außerdem wurde die Art inzwischen ja eh in Mödling gefunden;).. Somit wurde es letztlich eine Exkursion in alle erdenklichen Gegenden Kärntens.
Doch nun genug des Geschwafels, los geht´s.

Tag 1

Eingemietet in St. Jakob im Rosental, war unser Ziel am Ankunftstag das Tal des Großen Dürrenbachs – ein Bach, der von Maria Elend bzw. St. Oswald aus tief hinein in die Karawanken führt. Viele Kiesbänke, deshalb natürlich auf Tetrix tuerki gespitzt;-) Ergebnis: Das Tal ist wie so viele Gebirgsbäche (davon gibt´s in dieser Gegend einige) eine breite Schotterbank mit einem kleinen Bach/Rinnsal in der Mitte. Kaum Uferstrukturen und Vegetation. Tuerki war natürlich keine anwesend, dafür konnten wir an nur einer einzigen Stelle Psophus stridulus, Podisma pedestris (u.a. langflügelig), Platycleis grisea, Chorthippus brunneus, Tetrix bipunctata kraussi, vermutlich Miramella irena (relativ kurzflügelig, aber dennoch zu lange Flügel für carinthiaca; 2 Männchen gehen an Toni) finden sowie als Höhepunkt Stenobothrus rubicundulus.
Hier die am ehesten geeignete Stelle, allerdings war dort nur T. bipunctata kraussi anzutreffen:




S. rubicundulus

Für mich persönlich war meine letzte bis dato noch fehlende Reptilienart in Ö sehr erfreulich, die Kroatische Gebirgseidechse (Iberolacerta horvathi). Das Tier kommt in Österreich nur in den Karnischen Alpen und selten in den Karawanken vor, unser Fundpunkt ist auf jeden Fall ein neuer. Optisch schaut sie auf den ersten Blick ähnlich aus wie die Mauereidechse (Podarcis muralis), dennoch unterscheidet sie sich ganz erheblich von jener.



Das zweite Highlight waren mitten in St. Oswald zwei Sattelschrecken, die aus einer Thujenhecke raussangen.
Gesamt gelangen uns an diesem ersten Tag incl. Anreise Sichtungen von immerhin 30 Heuschrecken-Arten.

Tag 2

..stand ganz im Zeichen von Tetrix tuerki. Am Vormittag kämpften wir uns ca. 1,5 km entlang der unregulierten Gail zwischen Oberschütt und dem Kelag-Kraftwerk. Habitatmäßig hätte es ganz wunderbar für tuerki ausgesehen, aber es gibt sie da anscheinend einfach nicht. So oft hab ich dort schon gesucht (insgesamt jetzt 4 Mal)...




Im Hintergrund übrigens die Kranzwand, deren unterer Rand einer der wenigen österreichischen Fundorte von Chorthippus eisentrauti ist. Da sollte mal wieder jemand hinschauen (der letzte bekannte Fund von dort stammt aus dem vorigen Jahrtausend;-)!

Ab Mittag hat es dann nicht gerade schwach zu regnen begonnen, wir sind trotzdem in Regengewand eingehüllt weitergezogen, und zwar in Richtung Sabine ins Obere Gailtal. Das erste Ziel war hier der Unterlauf des Doberbachs bei Rattendorf, der am Luftbild sehr interessant für tuerki ausschaut. Doch da es inzwischen in Strömen geregnet hat, konnten wir auch hier nichts finden – vielleicht gibt es sie hier aber auch einfach nicht. Nachdem von dem Fluss in der Vergangenheit regelrechte Vernichtungsschläge gegen den Ort Rattendorf vollzogen wurden, wurde er hochwassersicher gemacht (weiß nicht mehr wann genau, ist jedenfalls noch nicht allzu lange her). Das Ergebnis ist dennoch ein sehr schönes Bachbett, es wurde hier sehr auf den ursprünglichen Zustand des Baches geachtet. Vielleicht ist der Standort dennoch zu stark beeinflusst (oder zu jung?), als dass T. tuerki hier leben kann, vielleicht war es aber auch einfach nur das schlechte Wetter. Immerhin konnten wir hier einige Sphingonoten aufstöbern…



Der Regen wurde stärker und stärker, aber wir wollten nicht aufgeben und sind dann trotz teils durchnässtem und eher untypischem Orthopterologen-Gewand weitergefahren in Sabines Revier – Dellach, eine der wenigen unregulierten Stellen der Gail.



Ca. 2 Stunden sind wir im Bachbett rumgestiefelt, konnten Oedipoda und Sphingonotus finden und 2 minikleine Tetrigidenlarven, die T. tuerki zuzuschreiben waren. Wenn man aber das Viech sehen will, interessieren einen (so leid es mir tut) keine kleinen Larven, sondern man möchte ein adultes Tier zu Gesicht bekommen. Doch es war nichts zu machen. Es wurde schon spät und wir hatten schließlich weit zurückzufahren. Also nur noch ein kurzer Switch zum anderen Flussufer. Dort gab es einen schottrigen Weg direkt am Ufer.



Die Sonne kam plötzlich kurz hervor, und da: nur an dieser einen Stelle – nicht weiter vorne, nicht weiter hinten – haufenweise tuerkis!!! Adult, Larven, alle erdenklichen Farbvarianten! Wir waren im siebten Himmel! Danke Sabine, Du hast uns indirekt einen kleinen Lebenstraum erfüllt - und warst überhaupt allgegenwärtig… (hast Du zufällig ein oranges Regengewand und bist am Nachmittag des 15.08. mit Mann und zwei kleinen Kindern von Grafendorf nach Gundersheim gewandelt? Dann haben wir Dich gesehen;-)





Glücklich über den letztlichen Ausgang dieses verregneten Tages traten wir die Heimreise an.
Endstand: 14 Arten

Tag 3

Familie Karner-Ranner war 1997 schon mal dort, nämlich am Seebergsattel (1215 m) an der Grenze zu Slowenien. Andreas und Eva sind damals von dort aus auf den 1759 m hoch gelegenen „Kärntner Storschitz“ gewandert und haben dort u.a. zahlreiche Poecilimon ornatusse gesichtet. Nicht zuletzt ein Grund, weshalb wir ebenfalls diese Tour machen wollten. Schon nach (wenn überhaupt) 15 m Wegstrecke direkt am Grenzbalken fanden wir in Hochstauden fast schon massenhaft Micropodisma salamandra – eine Erstsichtung für uns beide (die wurden dort vor 15 Jahren auch schon von den Ranners sowie von Hans-Martin Berg und Sabine Zelz gesehen;).





Der ganze Weg stellte sich als Eldorado für Stauroderus scalaris heraus, der war überall. Auch Metrioptera brachyptera war an vielen Stellen zu finden. Der letzte Anstieg erwies sich als alles andere als familienfreundlich, und zu unserem Leidwesen waren dort oben bis auf ein paar zwitschernde Alpen-Strauchschrecken keine Heuschrecken zu finden. Doch alleine die Aussicht rechtfertigte die ganzen Strapazen.



Am Weg hinauf entdeckten wir in Hochstaudenfluren tatsächlich einige P. ornatusse optisch (allerdings nicht in der schönen bunten Variante), und noch viel mehr akustisch!



Ausbeute dieses Tages: 23 Arten

Tag 4

Heute hieß es: Mit der Gondel rauf auf die von Touristen stark bevölkerte Gerlitzen (1909 m).



Sogleich wurden wir begrüßt von vielen Gomphocerus sibiricussen, die sich auf unserem Weg runter zur Mittelstation (Kanzelhöhe) als eine der häufigsten Arten herausstellen sollte. Allen voran aber natürlich Omocestus viridulus, doch auch M. brachyptera war überall zugegen – in der grünen wie auch in der braunen Farbvariante. Das absolute Highlight dieses Tages waren aber die für Heuschrecken ganz wunderbaren Weiden. So kam es, dass wir ca. 50 m unterhalb des Gipfels auf ein Weibchen von Stenobothrus stigmaticus stießen. Dieses erwies sich dann aber nur als ein Vorbote dessen, was wir noch zu sehen bekommen sollten: Von dieser Stelle bis zur Mittelstation war diese Art über viele Strecken die dominierende, mancherorts sprangen bei jedem Schritt fünf oder mehr Individuen auf, teilweise noch Larven! Ich kenne keine maximalen Abundanzdaten von dieser Art, aber was sich da oben diesbzgl. abspielt, ist einfach unfassbar! Das ging soweit, dass wir sogar bei einem feierlichen Hirter (oder war es Murauer?) an der von Touristen überbevölkerten Mittelstation ein Weibchen an der Hausmauer hochklettern sahen – die sind dort einfach überall!





Hier links in Brauntönen, ohne grün. Von rechts nähert sich ein G. sibiricus-Weibchen.


Wir konnten gar nicht mehr aufhören mit dem Photographieren…


Fazit des Tages auf der Gerlitzen: 19 Arten

Nun musste ich Markus – von Weisheitszahnschmerzen, Antibiotika und Schmerzmitteln geplagt – traurigen Auges zum Villacher Bahnhof bringen. Ich dank Dir für Deine Begleitung! Nächstes Jahr dann Stillup- und Floitengrund;-)

Tag 5

Nun auf mich alleine gestellt, war das nächste Ziel das ursprünglich geplante Gebiet der österreichischen Steiner Alpen. Unglaublich, wie heuschreckenarm eine Gegend sein kann... Am Eingang des Kotschna-Tales waren wenigstens noch ein paar Arten zu holen (incl. T. subulata), aber je weiter man zum Gebirgsstock, der auch gleichzeitig die österreichisch-slowenische Grenze darstellt, kam, desto weniger Hüpfer waren unterwegs. Dennoch war es ein erhebendes Gefühl, sich am südlichsten Punkt Österreichs zu wähnen (Aufnahme vom Gegenhang)..



Landschaftlich ein absoluter Traum, aber ich konnte nur mit Müh´ und Not sechs Arten entdecken. Vielleicht liegt es daran, dass es sich dabei um ein nach Norden exponiertes, tief eingeschnittenes Schneeloch handelt, dass an seiner Südgrenze von einer wahren Berg-Phalanx begrenzt wird (siehe oben) und es deshalb für Heuschrecken so ab“schreckend“ haha;) ist..? Nur ganz vereinzelt hörte man Ph. griseoaptera und aptera (letztere noch am häufigsten), Ch. brunneus und noch seltener T. cantans. Der Weg zweigt irgendwann linkerhand auf einen Steig ab. Und auch wenn bis dahin alles eher enttäuschend war, ging es hier los – denn es zählt Qualität, nicht Quantität! Der Steig führte mich auf eine Geröllhalde mit nur spärlichem Bewuchs,



man kann sich vielleicht schon denken, was mich dort in hoher Dichte erwartete;-) – nämlich das, worauf ich eigentlich schon die ganzen letzten Tage gehofft hatte, mein heimlicher Favorit! Zunächst hörte ich ihn nur über den Bat-Detektor am schütteren Waldrand. Hab mich ganz nahe herangepirscht, wusste schon, was es war (hab mich vorher noch mithilfe von Roesti & Keist schlau gemacht), es ist auch mit freiem Ohr recht gut hörbar. Und gerade als zwei Wanderer des Weges kamen, huschte etwas Kleines und Dunkles in den Busch – ich wollte schon hingreifen, da SCHLÄNGELTE sich etwas Größeres aber auch Dunkles ebenfalls dort hinein. Ohne die beiden fest auftretenden Wanderer (es waren die einzigen, die ich dort in den paar Stunden zu Gesicht bekam) läge ich jetzt vielleicht mit einem Kreuzotternbiss im Krankenhaus und müsste sämtliche Fingersätze am Kla4 ändern.. Hab das Viech trotz inzwischen wirklich guten Suchblicks für melanistische Vipera berusse einfach nicht gesehen, so gut war es getarnt. Man liest ja immer wieder mal von Kreuzotternbissen, die beim Sammeln von Heidelbeeren oder Pilzen passieren, aber nie von Bissen, die beim „Pflücken“ von… ANTAXIUS DIFFORMIS geschehen! Diese Tiere waren letztlich überall auf diesem Hang zu finden, aber fast immer nur akustisch. Nach einer geschlagenen Stunde hab ich endlich so ein Ding gesehen und natürlich ausgiebigst photographiert. Super Viecher sind das!



Doch das war nicht alles. Aus niedrigen Büschen kam im Detektor immer auch so ein „Drrrrr-tscha“, mit dem ich vorerst nichts anfangen konnte. Erst eine Live-Standleitung zu Toni hat mich dann aufgeklärt: Poecilimon gracilis – in hoher Dichte! Leider war kein Tier optisch aufzuspüren, deswegen gibt´s auch keine Bilder davon.

Nach der Rückkehr zum Auto konnte ich an einer Straßenböschung (Straße zum Paulitschsattel) doch noch ein paar Arten dazugewinnen, incl. P. ornatus.
Die kleine aber feine Ausbeute des Tages: 14 Arten

Tag 6

Nun stand das Ferlacher Horn (1840 m), ein Vorposten der Karawanken, am Programm. Noch nicht mal am Ausgangspunkt der Route angelangt, war der Weg versperrt und ich musste wieder umkehren. Nichtsdestotrotz hat dieser eine Kilometer Wegmarsch die eigentliche Sensation der ganzen Woche erbracht (bis hierher alleine 15 Arten, incl. T. tenuicornis und Leptophyes boscii). Den möglichen O. rufipes und dessen Fundort hab ich ja schon mal an anderer Stelle erwähnt (da anscheinend niemand was dagegen einzuwenden hat, werde ich ihn so melden). Keine 30 cm davon entfernt saß aber auch dieses Tier:



Meiner Meinung nach ein astreines Weibchen des Schwarzfleckigen Grashüpfers Stenobothrus nigromaculatus – Erstnachweis für Kärnten!!?! Das ist insofern interessant, als dass die Art bei uns bisher nur in Niederösterreich und im Nordburgenland gefunden wurde wie auch an wenigen isolierten Stellen im westlichen Tirol, nicht aber in der konnektiven Steiermark. Besonders überraschend ist der Fund aber ja eigentlich nicht, wenn man bedenkt, dass die Art in der Schweiz nur in den Alpen im Süden des Landes vorkommt. Warum also nicht auch hier?

Die Wegsperre hatte zum Vorteil, dass ich dadurch genügend Zeit hatte, um die Cordulegaster für Wolfgang abzulichten (hat sicher eine Stunde gedauert, bis ich sie halbwegs erwischt hab), an derselben Stelle seit einer halben Ewigkeit wiedermal einen Großen Eisvogel (Limenitis populi) zu sehen, Psophus stridulus zu entdecken und tatsächlich gleich nochmal A. difformis auf einer Halde am Straßenrand mit dem Detektor nachzuweisen. Letzterer Fund ist v. a. deshalb spannend, da er auf einer Seehöhe von nur ca. 640 m stattfand – im Bellmann liest man von 1600-2200 m, im Schweizer Atlas von 1270-2500 m. Ich bin überzeugt davon, dass man das Tier bei gezielter Nachsuche in den gesamten Karawanken und vielleicht auch in den Karnischen Alpen samt deren Vorposten finden kann!

Der halbe Tag war noch offen – also wohin? Ich wollte noch eine vielleicht letzte Möglichkeit ergreifen und versuchen, Ch. alticola zu finden. Aber wo kann man mit dem Auto weit rauffahren (für eine größere Wanderung war die Zeit inzwischen zu knapp)? Die Villacher Alpenstraße auf den Dobratsch wurde ausgewählt, also nichts wie rauf (das Greifvogel-Camp ließ ich aus, denn es gab andere Prioritäten;). Doch leider wurde ich auch hier nicht fündig (alles intensive Weiden), zumindest aber G. sibiricus, P. pedestris, Miramella (vermutlich irena), Stauroderus etc. waren anzutreffen. Oberhalb der Storfhöhe und der Roten Wand ertönte plötzlich ein äußerst kurzer biguttulus-ähnlicher Gesang und die eisentrauti-Warnglocken fingen an zu beben. Also unter Einsatz meines Lebens (keine 2 m weiter ging es mindestens 200 m steil die felsige Rote Wand runter) über die Brüstung und das Tier gefangen: Es war wohl biguttulus. Das Radialfeld ist erweitert (wenn auch mE die Radialader nicht ganz so geschwungen, wie man es von biguttulus kennt). Ich bin so frei und stell dem Tier von der Roten Wand das von Oli aus Osttirol gegenüber.


Rote Wand, Kärnten - Ch. biguttulus


Osttirol - Ch. eisentrauti

Man darf sich vom Gesang nicht täuschen lassen. Ich denke, eisentrauti hat deswegen so wenige Verbreitungspunkte, weil er wirklich sehr vereinzelt vorkommt und nicht, weil er bisher so oft für Ch. biguttulus gehalten und somit übersehen wurde. So einfach ist es sicher nicht, die Art zu finden (außer vielleicht, man geht zu Stellen, von denen man weiß, dass es sie dort gibt). Hab das auch gedacht, war aber in der letzten Woche wirklich viel in den Bergen in entsprechenden Gebieten unterwegs und hab immer darauf geachtet, ebenso Markus.
Hier noch ein Blick von der Oberkante der Roten Wand. Also wenn es da keinen Antaxius gibt, dann wohl nirgends… ;-)



Fazit des 6. Tages: 27 Arten

Tag 7

Heute war ich bis etwa 15:30 Uhr mit Andreas Kleewein im Unteren Lavanttal unterwegs – Heuschrecken waren aber nur bedingt das Thema. Sehr schön war hier der vierte Kärntner Nachweis der Frühen Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii) in der erst letztes Jahr renaturierten "Mühldorfer Au". Von Miramella carinthiaca und Isophya brevicauda am Rückweg über das Klippitztörl hab ich ja schon an anderer Stelle berichtet. Hier nochmal eine Miramella-Paarung:



Tag 8

Der letzte Tag. Also rauf auf den Geierkogel, einen über 1900 m hohen Gipfel der Saualpe. Dort fand ich endlich das Habitat, das wir die ganze Zeit gesucht haben (das links hinten sollte der Zirbitzkogel sein)!



Ob es nun tatsächlich alticola war, wird sich hoffentlich weisen (siehe anderer Beitrag). Auch dort oben häufig anzutreffen war G. sibiricus und überall herumhüpfend M. carinthiaca wie auch vereinzelt erneut M. brachyptera. Plötzlich konnte ich einen aus Italien vertrauten Schwirrgesang vernehmen. Ergebnis: Mindestens 12 Männchen hab ich dort oben auf den alpinen Wiesen und Zwergstrauchheiden gehört – meine ersten österreichischen Wanstschrecken Polysarcus denticauda!



Anschließend hab ich dann noch zu der letztes Jahr entdeckten Ephippiger-Population auf ca. 750 m Seehöhe geschaut. Im Gegensatz zu letztem Jahr äußerst wenige singende Männchen, etwa 10 an der Zahl. Trotz der hohen Temperaturen konnte ich dort als würdigen Abschluss wiedermal einige meiner Lieblingstiere entdecken, die es sich im Schatten gemütlich gemacht haben – insgesamt 2 Weibchen und 1 Männchen.






Alles in allem war es eine äußerst erfolgreiche Exkursion, die mir immerhin 7 neue Arten beschert hat. Die Gesamt-Artenzahl beläuft sich auf 52.
Viele neue Fragen sind aufgetaucht – ein Grund mehr, diesen im nächsten Jahr nachzugehen!
Und mit einem weinenden, aber in so manchen Belangen auch überaus lachenden Auge möchte ich mich für heuer aus Kärnten verabschieden und vor der Artenliste noch einen ganz besonderen Parkplatz zeigen. Dieser Kollege weiß, wo´s langgeht und muss auf die wohl besten Handbremsen der Welt vertrauen!




Artenliste (in alphabetischer Reihenfolge):

Antaxius difformis
Barbitistes serricauda
Chorthippus apricarius
Chorthippus biguttulus
Chorthippus brunneus
Chorthippus dorsatus
Chorthippus mollis
Chorthippus montanus
Chorthippus parallelus
Conocephalus dorsalis
Conocephalus fuscus
Decticus verrucivorus
Ephippiger ephippiger
Euthystira brachyptera
Gomphocerippus rufus
Gomphocerus sibiricus
Gryllus campestris
Isophya brevicauda
Leptophyes boscii
Mecostethus parapleurus
Metrioptera bicolor
Metrioptera brachyptera
Metrioptera roeselii
Micropodisma salamandra
Miramella carinthiaca
Miramella irena
Oedipoda caerulescens
Omocestus rufipes
Omocestus viridulus
Phaneroptera falcata
Pholidoptera aptera
Pholidoptera fallax
Pholidoptera griseoaptera
Platycleis grisea
Podisma pedestris
Poecilimon gracilis
Poecilimon ornatus
Polysarcus denticauda
Psophus stridulus
Ruspolia nitidula
Sphingonotus caerulans
Stauroderus scalaris
Stenobothrus lineatus
Stenobothrus nigromaculatus
Stenobothrus rubicundulus
Stenobothrus stigmaticus
Tetrix bipunctata kraussi
Tetrix subulata
Tetrix tenuicornis
Tetrix tuerki
Tettigonia cantans
Tettigonia viridissima



Viele Grüße,
Günther


zuletzt bearbeitet 30.08.2011 03:56 | nach oben springen

#2

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 22.08.2011 06:50
von Sabine • 152 Beiträge

Ma schian, mei Gail!! Hättes auch mal was sagen können...hätte euch ja gerne mal getroffen!!! Ja genau am rechten Rand von diesem Schotterweg hab ich "meine" tuerkis fotografiert! Und ihr habe keinen Kiesbankgrashüpfer gesehen??

Nein, das war eine andere Familie, ich habe gearbeitet.

Liebe Grüße und danke für diese Kärntenführung

Sabine

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#3

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 22.08.2011 08:23
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Günther,

Wahnsinnsbericht und Spitzenausbeute, beneidenswert, was du alles findest!
Hast es dir aber auch mit viel Fleiß und Ausdauer erarbeitet.

Ich bedanke mich auch für die Kärntenführung, du dringst in Bereiche vor von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt!

lg
Christine

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#4

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 22.08.2011 11:09
von hospiton • 2.767 Beiträge

Willkommen im sicheren Flachland!

Meine Bewunderung gilt Euch Beiden und danke für die Tiere, die ich wahrscheinlich nie sehen werde....Apropos nie sehen: Ist es wahr, dass Du bis dato noch keine österr. Polysarcus gesehen hast? Und dann gleich so ein farbenprächtiges Tier, ist auch schon die südliche Sonne dran Schuld!?

LG

Werner

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#5

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 22.08.2011 19:12
von Thomas Z-K • 740 Beiträge

Lieber Günther!

Danke für den extrem tollen Bericht von Deiner & Markus Expedition (das war es wirklich!) in den Süden - langsam brauch ich gar nicht mehr rausgehen (seit Du sogar Videos für die Forumsnutzer draufstellst!) - herrlich. Die Arbeitskarten werden wieder erröten nach der heurigen Saison - und noch dazu mit so tollen Arten (Antaxius & Poecilimon würde ich auch gerne einmal über den Weg laufen!).

Liebe Grüße
Thomas

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#6

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 23.08.2011 00:18
von Toni • 490 Beiträge

Gratuliere zu den ausführlichen Bericht und den tollen Funden bzw. Fotos:

Absolutes Highlight ist sicher der Erstnachweis von St. nigromaculatus. Dieses Bundesland holt artenmäßig gewaltig auf.
Fehlt nur noch ein Erstnachweis für Österreich.
Miramella sendet bitte an mich.
Anton Koschuh:
Steyrergasse 72/8
A-8010 Graz

Danke und Danke im Voraus, LG, Toni


zuletzt bearbeitet 23.08.2011 00:18 | nach oben springen

#7

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 23.08.2011 10:04
von Markus S. • 436 Beiträge

Hallo allerseits!

Ich habs ihm zwar schon glaub ich mittlerweile dreimal persönlich gesagt aber ich muss es nochmal im Forum erwähnen: das ist wirklich ein extrem lässiger Bericht geworden!!! ;)

Waren wirklich ein paar sehr schöne Tage in Kärnten. Sogar die Suche nach T. tuerki im teilweise strömenden Regen hat wirklich Spaß gemacht :) Nur schade, dass ich frühzeitig abbrechen musste :(

Es hat sich aber trotzdem ausgezahlt. Ich habe schließlich für mich 10 neue Heuschreckenarten entdecken und teilweise sogar brauchbar fotografieren können.

Hier noch ein paar Bilder von mir:

T. bipunctata kraussi - extremer Maßstab.....könnte man glauben, dass das rießen Viecher sind :) Ist aber leider gleich viel schwerer zu fotografieren, weil man noch eine Spur näher ran muss


T. tuerki :)


T. tuerki - gut getarnt


T. tuerki - interesante Farbvariante


O. salamandra M


O. salamandra W


St. scalaris


Miramella sp.


P. ornatus :)


St. sticmaticus :)


Nächstes Jahr hoffentlich wieder...und dann ohne Weisheitszähne...die braucht ja eh keiner :)

@Wener: Ich hoffe dir ist auf den Bildern aufgefallen, dass ich mittlerweile schon einen neuen Hut habe und somit für die Veranstaltung "Ascott in Ritzing" im nächsten Jahr bestens gewappnet bin :)

Viele Grüße, Markus


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#8

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 23.08.2011 10:17
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Markus!

Na Du setzt ja dem ohnehin schon tollen Beitrag mit Deinen Bildern (bes. die kraussi!!!) noch das Sahnehäubchen auf, wie unsere Nachbarn zu sagen pflegen! (Nicht nur wegen Deines tollen Hutes, das wird ja ein Festival werden, nächstes Jahr, falls nicht wieder was dazwischen kommt....!)

LG

Werner

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#9

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 23.08.2011 22:48
von Günther • 2.345 Beiträge

Ich danke Euch für Eure Kommentare (und entschuldigt bitte nochmal die Länge. Nächstes Mal mach ich es lieber tagweise..)!

@ Sabine: Nein, pullus war nirgends anzutreffen, keine Ahnung wieso.. Schöne Stelle hast Du da jedenfalls an der Gail erschlossen!

@ Christine: Das findest Du auch alles ganz leicht. Du musst nur mal Deine Familie von einer Bergtour überzeugen - é voilà!:)

@ Werner: Ja, eine Wanstschrecke blieb mir bei uns bisher verborgen. Diese rosa Zeichnung hatte von den drei gesehenen (alle anderen waren nur akustisch auszumachen) nur diese eine, die anderen war "typisch" gefärbt.

@ Toni: Die Miramellas werd ich Dir im Laufe der Woche schicken. Christine hat mir diesbzgl. schon wertvolle Tipps gegeben;) Den nigromaculatus sollte ich eigentlich in der Carinthia II publizieren, aber ich hab keine Informationen bzgl. Beweidungsgrad der Wiese, Pflanzenarten, Bestandsgröße etc. (hab nur das eine Tier innerhalb des Elektrozaunes gesehen). Das alles wäre aber für eine Veröffentlichung mE notwendig.
Falls jemand aus Kärnten Interesse hat, auf einer Publikation draufzustehen, vor Ort genauere Infos bzgl. des Fundortes einzuholen und da nochmal wegen der Individuendichte nachzusuchen, der möge sich bitte bei mir melden! Recht lange gibt es die Tiere in dieser Saison wohl nicht mehr, und ich komm in der nächsten Zeit leider nicht mehr nach Kärnten...

@ Thomas: Wenn Du über Dich selbst eine Ausgangssperre verhängst, zerstörst Du meine komplette Motivation! Meine ganzes Interesse für Heuschrecken hab ich (wie so viele andere, siehe Ostösterreich-Atlas und orthoptera.at;) fast nur Dir zu verdanken, aber auch Manuel. Also tu mir das bitte nicht an!

Und finally @ Markus: Deine Bilder sind der ABSOLUTE HAMMER!!! Da brauch ich ja fast nix mehr reinstellen! Muss auch unbedingt Zwischenringe, externe Blitze, ein Knot-Stativ u.Ä. haben! Ich gratuliere Dir!!!!


Viele Grüße,
Günther


zuletzt bearbeitet 24.08.2011 01:19 | nach oben springen

#10

RE: Kärnten 2011

in Exkursionsberichte 26.08.2011 15:04
von WSW • 1.034 Beiträge

Ich muss jetzt auch einmal die Gelegenheit nutzen, um für diesen tollen Bericht zu gratulieren! Es zeigt, dass in Kärnten für mich nächstes Jahr auch noch was zu holen sein müsste ...

Letztlich hat es mir den entscheidenden Anstoß gegeben, statt des migrationcamps bei dieser Hitze trotzdem noch den eisentrauti zu versuchen, hab die Aufforderung in Fiss gelesen!

Wieder mal sieht man, dass der St. stigmaticus nach internationalen Kriterien in Österreich völlig ungefährdet ist. Ändert aber nichts dran, dass sein Niedergang in der Böhmischen Masse mich sehr stark bewegt. Ich kann aber bestätigen, dass es auch in meinem Gebiet vor 15 Jahren Flächen gab, wo es von dem nur so gewimmelt hat. Bei Optimalbedingungen gelangt er zu einer unheimlichen Dominanz.

VG Wolfgang

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