Gott zum Gruße!
Ich möchte kurz von der Exkursion ins Hintere Almtal/OÖ am Pfingstmontag berichten. Dieses Gebiet an der Nordflanke des Toten Gebirges ist, wie schon mal erwähnt, eine Augenweide für jeden Naturliebhaber, der Almsee ist meinem subjektiven Empfinden nach eines der schönsten Stillgewässer Österreichs. Nach vielen Ausflügen dorthin in den 1990er Jahren mit meinem Vater wollte ich unbedingt sehen, wie es dort inzwischen so zugeht, ob man am Kolmkarbach nicht vielleicht mit Tetrix tuerki rechnen könnte (der nächste und (bisher) einzige oberösterreichische Fundort der Art liegt am Straneggbach, Luftlinie nur etwa 5 km entfernt), wie es dort mit anderen Dornschrecken ausschaut und vieles andere.
Meine beiden Begleiterinnen wollten aber hauptsächlich Kreuzottern sehen - was auch dreimal gelang. Nach den früheren Exkursionen würde ich schätzen, dass nur vielleicht max. 10 % der dortigen Population gezeichnet, die anderen 90 % jedoch schwarz sind. Das hat sich auch diesmal wieder bestätigt - alle drei gefundenen Exemplare waren Schwärzlinge, vermutlich Weibchen, die jeden Sonnenstrahl ausnützten, um ihre mittlerweile befruchteten Eizellen zu wärmen und deswegen schön exponiert zu sehen waren.
Auch die meisten Ringelnattern dort sind schwarz, hier ein Exemplar kurz vor der Häutung. Das milchig-trüb eingefärbte Auge ist gut zu erkennen.
Die Zauneidechsen im Gebiet zeigen ebenfalls großteils eine Zeichnungsvariante - die sogenannte Erythronotus-Mutante. Wunderschöne rotrückige Tiere.
Doch nun zu den Heuschrecken. Die häufigsten Arten (natürlich als Larven) waren Pholidoptera aptera und Miramella alpina. Zwischendurch sprangen auch vereinzelt Psophus-Winzlinge durch die Gegend. Dass wir T. tuerki nicht finden würden, war recht schnell klar. Der Kolmkarbach dürfte nur zur Schneeschmelze Wasser führen, in dieser Zeit könnte es sogar ein reißender Gebirgsfluss sein, wenn man den Zeichen am Ufer Glauben schenken darf. Die meiste Zeit des Jahres jedoch ist er komplett ausgetrocknet, sandige, feuchte und etwas vegetationsreichere Stellen findet man nur selten am Ufer.
Das Auffinden von Tetrix bipunctata agg. gestaltete sich schwieriger als vermutet. Gleich am Anfang fand ich eine Larve, das einzige adulte Individuum ließ recht lange auf sich warten - ein trächtiges Weibchen. Wie erwartet T. b. kraussi. An feuchteren Wiesenstellen sprang hie und da T. subulata herum, an den Rändern des Kiesbettes T. tenuicornis. Für mich sehr überraschend war dann tatsächlich eine langdornige T. undulata, die ich überhaupt nicht auf der Rechnung hatte. Am folgenden Bild sieht man sehr schön die Legeklappen, deren Größe zwischen tenuicornis (kurz) und subulata (lang) angesiedelt ist.
Steht man dann schon fast am Bergstock des Toten Gebirges, das sich ja großteils schon in der Steiermark befindet, an, hört man immer lauter werdendes Wasserrauschen und findet sich schließlich vor dem Quell des meist ausgetrockneten Kolmkarbaches. Inzwischen nur noch ein verhältnismäßig kleines Rinnsal, das nach wenigen Metern im Schotterbett versiegt. Dennoch ein unglaublich schönes und lauschiges Plätzchen...
Zum Abschluss noch ein paar botanische Eindrücke:
Frauenschuh (Cypripedium calceolus)
Das insectivore Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina) auf einer alten nassen Staumauer des Kolmkarbaches.
Auf der Blattoberseite befindliche Tröpfchen mit Fangsekret.
Kalk-Glocken-Enzian (Gentiana clusii)
Viele Grüße,
Günther