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Ein Zweitnachweis....
in Beobachtungen in Österreich 17.07.2011 02:46von Günther • 2.345 Beiträge
..für das Burgenland ist uns "heute" am Neckenmarkter Trockenrasen nahe Ritzing im Rahmen des Heuschreckenlosens gelungen. Insgesamt haben wir sicher 50 Leptophyes oder mehr angeschaut, alles albovittata - bis auf eine einzige. Ein besseres Belegbild ist mir leider nicht gelungen (vielleicht jemandem anderen?)..
Das ist somit der in Österreich bisher südlichste Fundort von L. punctatissima. Wiedermal äußerst spannend, woher das Tier gekommen ist! Wir werden es wohl nie erfahren. Auch hier drängt sich wieder Tonis berechtigte Frage auf, ab wann man ein Tier als autochthon einstuft. Einen Punkt in einem Verbreitungsatlas würde meiner Meinung nach und streng genommen nur ein Beleg von Fortpflanzung rechtfertigen, aber in der Praxis schaut das wohl anders aus. Fundpunkt ist Fundpunkt, und eine tatsächliche Fortpflanzung ist meist nur schwierig nachzuweisen. Würde man nur belegte Reproduktionen in Verbreitungsatlanten berücksichtigen, wären diese (egal, um welche Tiergruppe es sich handelt) wohl ziemlich leer...
Wir waren ein beschauliches Grüppchen von 6 HeuschreckenkundlerInnen - Thomas, Liesi, Maria, Martina, Werner und meine Wenigkeit (hab spaßeshalber nachgerechnet - die Autoren von über 55 % aller Forumsbeiträge;). Gesamt konnten wir, wenn mich meine Erinnerung nicht trübt, 36 Arten finden. Recht beachtlich..!
Es war hier, wie es vielleicht auf dem Bild den Anschein haben mag, niemand gelangweilt, sondern es wurde lediglich angestrengt auf den Gesang von irgendeinem Chorthippus gehört..!:)
Werner beim Aufspüren von Chorthippus albomarginatus.
Der Höhepunkt war neben der punctatissima sicherlich das Auffinden von nicht wenigen Stenobothrus crassipes (gesamt an die 10 Exemplare auf engem Raum) - die sich aber laut Thomas an einer eher untypischen, weil recht dicht bewachsenen Trockenrasen-Stelle gefunden haben.
Werner hat mit seinem weitwinkeligen Adlerauge nicht nur diese Ephippiger-Larve hoch oben im Busch entdeckt:
An Isophyas hörten wir über die Bat-Detektoren camptoxypha und modestior. Und auch hier war es Werner, der die Tiere "einfach so" mitten im Trockenrasen fand. Im Feld von uns optisch als camptoxypha bestimmt, bin ich mir jetzt nach einem längeren Blick in den vor einiger Zeit dankenswerterweise von Toni gelieferten Isophya-Schlüssel (Heller et al. 2004) aber nicht mehr so sicher, ob wir da nicht vielleicht doch modestior gesehen haben. V.a. wegen der Cerci-Form des Männchens komme ich zu diesem möglichen Schluss. Ich hoffe, dass Toni uns Aufschluss darüber geben kann.
Weibchen von Isophya sp.
Und hier die Cerci des Männchens, die gegen die Spitze hin doch recht dünn werden, eher stärker gebogen sind und mich aufgrund des Bildvergleiches im erwähnten Schlüssel doch eher an modestior als an camptoxypha erinnern..
Sehr schön war´s - vielen Dank an alle Beteiligten, v.a. an Thomas. Hoffentlich nächstes Jahr wieder!
Beste Grüße,
Günther
RE: Ein Zweitnachweis....
in Beobachtungen in Österreich 17.07.2011 22:05von hospiton • 2.767 Beiträge
Hallo alle miteinander!
Nachtrag: Günther, Du hast gut gezählt, in der Früh kam aber noch eine Larve von Ph. nana im Garten dazu, also 37 und die Arten die Thomas am Vormittag mit Helmut noch gefunden hat... Sollten wir auf 39 oder 40 kommen!
Zitat von Markus S.
...Vielleicht geht es sich nächstes Jahr aus, falls es wieder stattfindet....
...das hoffen wir doch (beides!!!!) stark!!! Und:
Zitat von Markus S.
Bis dahin muss ich mir auf alle Fälle auch einen Hut besorgen
Die Veranstaltung heisst dann Ascott in Ritzing!!!
@Günther: ich finde zwar den Schlüssel nicht, den Du zitierst, habe nur den von Ingrisch und da kommt ja camptoxypha nicht vor??! Aber wenn Du meine Bilder einer 100% camptoxypha (Isophya camptoxypha) vergleichst, schaut's wirklich ein bisserl anders aus... Wieder einmal spannend!
LG
Werner
RE: Ein Zweitnachweis....
in Beobachtungen in Österreich 18.07.2011 00:57von Günther • 2.345 Beiträge
Hallo Werner,
bin mir inzwischen eigentlich ziemlich sicher, dass es sich zumindest bei dem Männchen NICHT um camptoxypha handelt, v.a. auch jetzt nach dem Vergleich mit Deinen Photos. Die Cerci sind wie gesagt viel zu lang, dünn und zu gebogen. Bin schon höchst gespannt auf die endgültige Determination durch die Fachleute!
LG,
Günther
RE: Ein Zweitnachweis....
in Beobachtungen in Österreich 18.07.2011 10:59von Toni • 490 Beiträge
Hallo!
Isophya lässt sich anhand von Männchen bestimmen, wenn man Aufnahmen von oben hat.
Daher kann ich sagen, dass die Bilder I. modestior zeigen.
Cerci:
Bei modestior länger und am Ende stärker einwärts gekrümmt und dünner.
Linke Elytra:
Bei modestior ist die vordere Leiste grün, bei camptoxypha dagegen ist der gesamte Bereich um die Schrillleisten hellbräunlich.
Anmerkung:
I. modestior ist die variabelste Isophya-Art in Österreich und in Europa.
Es gibt erhebliche Unterschiede, wenn man Populationen aus Montenegro mit jenen aus Niederösterreich oder Slowenien, Kärnten vergleicht.
Sie ist auch die einzige Isophya-Art, die in der Rückenzeichnung variiert.
Bisher war es nicht möglich heraus zu lesen, ob es sich hierbei um verschiedene Arten handelt.
Die hier abgebildeten Tiere haben nicht die für I. modestior in einigen Regionen typische dreiecksförmig ausgeschnittene Subgenitalplatte.
Leider habe ich es auch heuer verabsäumt I. campt. in Österreich zu fotografieren. So viel ich weiss, gibt es aber einige Fotos im Forum.
Weibchen:
I. modestior hat einen längeren Legebohrer. I. campt. 9 mm, bei I. modestior deutlich länger.
LG, Toni
RE: Ein Zweitnachweis....
in Beobachtungen in Österreich 18.07.2011 16:25von Thomas Z-K • 740 Beiträge
Liebe Günther, Werner & Maria!
Vielen Dank für die Zusammenfassungen unseres Ritzinger Heuschrecken-Losens! Es war schon die sechste derartige Veranstaltung dort und mit den vielen Arten die bisher ertragreichste.
Bei der Leptophyes punctatissima war ich etwas voreilig, da ich an einen Erstnachweis dachte. Ich habe aber nachgesehen (Günther offenbar auch) und Überraschung: Maria Zacherl hat bereits am 13.10.2009 ein Weibchen im Hanftal bei Jois fotografiert! Sie ist also diejenige, die bisher alle punctatissima-Nachweise des Burgenlandes begleitet hat! Mal sehen ob aus dem "casual visitor" was fest etabliertes wird.
Die Sache mit der Isophya ist sehr spannend und könnte wohl eine zweite "Tetrix"-Aha-Welle auslösen. Mit wenigen Ausnahmen - da ist vor allem Toni zu nennen - haben wir die Plumpschrecken in den letzten 15 Jahren akustisch (mit Bat-Detektor) kartiert, optisch sind auch die meisten alten Hasen ziemlich blank. Ich habe die Tiere beim Drüberschauen eigentlich nicht anders empfunden als die camptoxyphas aus dem Donnerskirchener Garten, dass das die berühmte modestior ist (die wir ja akustisch am Neckenmarkter Trockenrasen gut belegt haben) verwirrt mich jetzt einmal sehr.
Anbei für alle die sie noch nicht haben die Isophya-Bestimmungsarbeit von Heller et al. von 2004, die derzeit den Stand der Dinge repräsentiert, aber auch hier sind im Detail manche Dinge hinterfragenswert.
Liebe Grüße
Thomas
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