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#31

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 21.03.2012 11:47
von Toni • 490 Beiträge

Hallo Leute!

Tolle Diskussion, die ich mit meinen Beobachtungen erweitern möchte.

Ich habe noch nie auch nur eine langdornige T. undulata gesehen. Ziemlich sicher habe ich schon einmal versehentlich langdornige T. undulata für T. subulata gehalten, wobei T. subulata als euryöke und hygrophile Art syntop mit T. undulata vorkommen kann, wenn die Habitate dauerfeucht genug sind.
Verwechslungen habe ich bisher auch wegen der Größenunterschiede ausgeschlossen, da
T. subulata und T. bipunctata vom Körperbau deutlich größer sind als T. undulata.
Tetrix undulata ist in der südlichen Steiermark im Gegensatz zu T. subulata ökologisch eine stenöke Art, die ich bisher nur an wechseltrockenen Lehmböden von Stieleichen-Hainbuchenwäldern mit Stellen von vorübergehend wassergefüllten Lacken und Heidevegetation gesehen haben. Hier kann sie stellenweise massenhaft angetroffen werden.
Im Biotop sind typische Pflanzenarten eine Segge (noch nicht bestimmt) und das Moos cf. Polytrichum formosum. Ein weiterer Habitatfaktor ist auch Falllaub.
Tut mir leid, derzeit habe ich keine Fotos, da mir gleich 2 Kameras abhanden gekommen sind.

LG, Toni


zuletzt bearbeitet 21.03.2012 12:16 | nach oben springen

#32

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 21.03.2012 12:13
von Toni • 490 Beiträge

Nachtrag zu meinem Beitrag vorhin!

Es gibt natürlich auch kurzdornige T. subulata, die man leicht mit T. undulata verwechseln kann.
Faunistisch ist das schon eher ein Problem als umgekehrt.
Daher empfehle ich bei Einzelfunden auch einen Blick auf das Habitat zu werfen, die Tiere genau zu dokumentieren, gegebenfalls ein zu sammeln und im Binokular zu Hause genauer zu bestimmen und am Fundort nach weiteren Individuen zu suchen.

Viele Beiträge von euch im Forum, aus der Praxis sowie auch wissenschaftliche Analysen, wie Axel es z. B. bei T. bolivari gemacht hat, zeigen wie schwierig die Gruppe Tetirix ist.

Darf ich meine Bedenken zur Bestimmung des letzten Tieres von Markus in seinem Beitrag vom Lainzer Tiergarten am 11.6. 2011 äußern. Es könnte sich auf Grund der Form des Rückenkiels auch um ein kurzdorniges Exemplar von T. subulata handeln.
Markus, du wirst mir wahrscheinlich erklären, warum es doch undulata ist?

LG, Toni


zuletzt bearbeitet 21.03.2012 12:18 | nach oben springen

#33

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 21.03.2012 14:07
von WSW • 1.034 Beiträge

Zitat
Vielleicht kann ja auch der eine oder andere, der in der Nähe von undulata- und/oder bipunctata-Fundorten wohnt, mal eruieren, wie das derzeit in anderen Populationen ausschaut?



Entschuldigung, dass ich mich in diesen hochwissenschaftlichen Diskurs da mal reinquetsche...

Ich hab heute endlich meine ersten Tetrix diese Saison gesehen - viele tenuicornis-Larven am Zelkinger Teich in einem kleinen Graben bei der Sandwand. Adulte dürften kaum dabei gewesen sein.

Zu der oben gestellten Frage kann ich nur sagen, dass meine Hauptvorkommen der beiden genannten Arten bis vor kurzem noch mehr oder weniger stark mit Schnee bedeckt waren. Mittlerweilen sollte sich die Situation allerdings bessern und im Rahmen von Sperlingskauz- bzw. Haselhuhn-Nachsuchen könnte es vielleicht sein, dass ich mir in den nächsten Tagen einen Tetrix-Fundort im südlichen Weinsberger Wald anschaue.

Undulata kann jedenfalls auch in diesem Raum langdornig sein (kurzdornige überwiegen allerdings). Interessant ist hier die räumliche Abfolge der einzelnen Tetrix-Arten/Formen gemäß den Höhen- bzw. Klimastufen (b. bipunctata - b. kraussi - undulata - tenuicornis: von kühlsten Lagen im Weinsberger Wald bis hin in Richtung Donautal)

VG Wolfgang

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#34

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 21.03.2012 14:14
von Axel Hochkirch • 41 Beiträge

Hallo nochmal,

kurz noch ein Hinweis zu T. subulata. Ich kenne zahlreiche Populationen, in denen die kurzdornige Form häufiger ist als die langdornige...

viele Grüße,
Axel

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#35

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 22.03.2012 06:01
von Markus S. • 436 Beiträge

Guten Morgen!

Bei den von uns gesammelten Tieren möchte ich anmerken, dass keine T. Subulata einen dermaßen ausgepräten Mittelkiel aufweist...auch bei anderen Tieren nicht die z.B. H. Baur kontrolliert hat. Wir haben ja erst kürzlich eine Bino - Session im NHM eingelegt bei der wir vorallem auf die langdornigen Arten besonderes Augenmerk gelegt haben. Und wenn eine langdornige überhaupt einen gleichmäßig erhabenen und lang auslaufenden Mittelkiel hat, dann ist es T. ceperoi, welche ich aber mit Sicherheit ausschließen kann. Habe auch keine Literatur daheim die solche Ausprägungen bei T. subulata beschreibt.

Ich habe zu Axels Verwirrung noch ein zweifelhaftes Tier in meiner Fotosammlung von dem gleichen Ort gefunden, dass ich noch zeigen möchte Für mich ein eindeutiges T. undulata - Weibchen. Übrigens von der gleichen Stelle am gleichen Tag!

Es dürfte also Zwischenformen geben. Warum auch nicht?

Im Vergleich dazu eine kurzdornige T. subulata aus dem Prater:

Hier passt auch von der Erhabenheit des Mittelkiels und von der Form der Mittelschenkel für T. subulata!!!!

Noch eine zweite subu ebenfalls mit flachen Kiel schlanken Mittelschenkel!!!


Und noch als Gegenüberstellung das Tier vom 11.06, welches Toni angesprochen hat aus einer anderen Perspektive mit Blick auf den Mittelschenkel:


Bei der nächsten Gelegenheit, werde ich auf alle Fälle die Tier aus dem Museum fotografieren und hier ergänzen.
@Axel: Die genetische Untersuchung finde ich auch spannend. Sollen wir dir unsere Tiere einfach per Post schicken?

Grüße, Markus


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#36

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 22.03.2012 07:42
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Markus & der Rest!

Na das ist ja ein Ding! Bild 1 eindeutige undulata (für mich zumindest!) mit Hfl. länger als Dorn, Bild 3 dafür die kurzdornige subulata mit kürzeren Flügeln! Na da steht uns ja eine heiße Saison bevor!

LG

Werner


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#37

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 22.03.2012 08:23
von Axel Hochkirch • 41 Beiträge

Hallo zusammen,

Markus, Deine Argumentation klingt für mich plausibel. Interessant wäre natürlich, wie die Flügelmorphen eigentlich determiniert werden (ob über Umweltfaktoren wie bei Metrioptera roeselii und Wanderheuschrecken) oder über genetische Faktoren.

Tetrix ceperoi lässt sich übrigens tatsächlich ausschließen. Die haben einen viel kleineren Augenabstand und der Knick des Kiels auf dem Hinterschenkel ist meist gut zu erkennen.

Ihr könnt mir gerne Tiere oder Hinterbeine schicken. Solange Ihr kein Gift bei der Tötung verwendet, sollte es keine Probleme geben. Generell ist das Töten im Gefrierschrank oder in unvergälltem Ethanol für genetische Analysen am besten. Gleiches gilt für die Lagerung. Trockenmaterial lässt sich auch gut verwenden, wenn es nicht zu alt ist, relativ schnell getrocknet ist und nicht mit Chemikalien behandelt worden.

viele Grüße,
Axel

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#38

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 22.03.2012 12:48
von Günther • 2.345 Beiträge

Grüß Euch,

gestern wollte ich mir mal genau anschauen, wie viele der Tiere dort wirklich lang- bzw. kurzdornig sind, und ob das vielleicht mit dem Geschlecht korreliert (Dispersionsmechanismen etc.). Am Weg hin hab ich auf einer jungen trockenen Schlagfläche gleich T. subulata kurzdornig gefunden (Hinterflügel kürzer als der Dorn). Gewässer war weit und breit keines, die dürften also auch als kurzdornige recht viel umherwandern.



Insgesamt konnte ich dann 50 Individuen von undulata auf Geschlecht und Dornlänge überprüfen. Auffällig war, dass weit weniger Männchen zugegen waren - nur 12 untersuchte gegenüber 38 Weibchen.

Hier die Ergebnisse - eine Korrelation mit dem Geschlecht scheint es keine zu geben, 38% der Stichprobe waren langdornig. Die Absolutzahlen stehen jeweils im Balken.



Ansonsten konnte ich jetzt endlich eine Stelle mit kraussi finden, die sowohl als Larven als auch als Imagines unterwegs waren. Aber nur extrem kleinräumig und mit haufenweise undulatas. Interessant waren auch ein Grasfroschpärchen, das bei größter Trockenheit mitten in der Sonne über den Güterweg spazierte, zwei Cicindela campestris und zwei subadulte Zauneidechsen, von denen mich eine erstaunlich nahe ran gelassen hat.



Noch kurz zur Körpergröße: Undulata-Weibchen können durchaus Maße von bipunctata erreichen, und wenn die dann auch noch einen Dorn hinten dran haben, sind sie schnell mal subulata-ähnlich (von der Größe her). Darauf würd ich mich also überhaupt nicht verlassen. Überhaupt muss man bei (scheinbar) kurzdornigen Arten als erstes nachschauen, ob das eh keine späten Larven sind, auf diese Weise gab es in der Vergangenheit sicher oft Verwechslungen von subulata-Larven mit undulata und von tenuicornis-Larven mit bipunctata.

LG,
Günther

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#39

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 22.03.2012 13:57
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo!

Wieder ein Beispiel, wie großartig dieses Forum ist! Ein fragender Input, und schon werden Schneebälle in Bewegung gesetzt und publizierreife Untersuchungen angestellt! Tolle Arbeit!

Das mit der Größe der Arten wollte ich auch noch anmerken, glaube auch, dass man da nicht wirklich viel erreichen kann, das sehe ich schon allein beim Blick in meine bescheidene Collection, dass da außer natürlich Männchen:Weibchen kaum Unterschiede auftauchen.
Hast Du auch auf die Hfl.-Länge der kurzdornigen geachtet, dass erscheint mir momentan noch ein viel spannenderes Thema zu sein in der Causa undulata?
Zu der Phänologie-Frage: ich konnte jetzt in der Mittagspause unter den aufgescheuchten tenuicornissen freisichtig alle Größenstadien sehen, unter den 4 - 5 fotografierten Tieren befand sich nur das eine, adulte Männchen:



LG und weiter so!

Werner


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#40

RE: Lainzer Tiergarten - Tetrix

in Beobachtungen in Österreich 22.03.2012 14:45
von Günther • 2.345 Beiträge

Servus Werner,

ja, ich hab auch auf die Hinterflügellänge geachtet. Unter den kurzdornigen waren übliche undulata-Längen ebenso dabei wie solche, die schon fast eher in Richtung tenuicornis gingen. Aber alles noch im Rahmen.
So ein "mesopronatales" Mittelding mit langen Flügeln wie die von Markus hab ich aber keines gesehen.

Interessant auch dieses Exemplar, das scheint das Abdomen gerade teleskopartig eingefahren zu haben:




LG,
Günther

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