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#1

Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 02.09.2015 16:59
von Günther • 2.345 Beiträge

Grüß Euch,

mit Markus war ich von 29.-31. August ziemlich spontan in Kärnten und der Steiermark unterwegs - rechtzeitig vor dem Wetterumschwung.
Am Samstag waren wir zunächst bei zwei albomarginatus/oschei-Fundorten in Nordkärnten, und zwar bei Guttaring und im Gurktal bei Zweinitz. Beides leider erfolglos. Es geht wirklich zach her, Christine. Die Frage wird sein, wie man letztlich mit diesen Meldungen umgeht...
Am Nachmittag durften wir dann mit Andreas Kleewein und Christian Wieser in das Ausgrabungsgelände am Magdalensberg. 16 Arten waren hier zu verzeichnen, erwähnenswert ist eine recht starke Population von Omocestus rufipes, der dort recht zahlreich vor allem auf den kurzrasigen Wiesenflächen zwischen den Gemäuern herumspringt.
Der Sonntag führte uns in die Gurktaler Alpen, genauer gesagt auf den Kreischberg und die Rosenkranzhöhe (beides noch auf steirischer Seite) um 2000 m. Dort oben gab es riesige Mornellregenpfeifer-Flächen, der Rundumblick sucht seinesgleichen! Heuschreckentechnisch war allerdings nicht die Welt los, zu erwähnen wären hier Gomphocerus sibiricus, Metrioptera brachyptera, ein einzelner Psophus stridulus und ein einziges Weibchen von Stenobothrus stigmaticus.

Am Heimreisetag beschlossen wir, am Hochschwab-Massiv vorbeizuschauen, wo ja Toni vor einigen Jahren Chorthippus eisentrauti fand (und somit eigentlich den Namen "Südalpen-Grashüpfer" für null und nichtig erklärt hat - vielleicht kann man den ja jetzt an Ch. alticola weiterreichen, da wäre er viel passender..). Es war uns wichtig, diese Art kennenzulernen, da sie immer etwas dubios wirkt, wenn man nur darüber liest. Hat man sie aber mal live gesehen und gehört, versteht man sie viel besser. Deutlich kürzere, metallischer klingende Verse als biguttulus, meist ein richtig roter Hintern und ebensolche Hinterschienen, und eben die gerade Radialader.
Wie sich erst danach herausstellte, waren wir nicht an Tonis Fundort, sondern ca. 1 km entfernt. Dennoch waren sie hier zahlreich unterwegs - obgleich es sicher Angenehmeres gibt, als in locker sitzenden, steilen Schuttfluren herumzukraxeln, in der einen Hand die Kamera, die andere zum Verhindern gröberer Unfälle..;-)


Hier 2 Männchen - einmal etwas weniger farbenfroh, dann ein typischer gefärbtes:





Und schließlich noch ein Weibchen:


Auch die unmittelbare Begleitfauna ließ nichts zu wünschen übrig: Pholidoptera aptera, Metrioptera brachyptera, Gomphocerippus rufus, Euthystira brachyptera, Psophus stridulus (zahlreich), Miramella alpina, Podisma pedestris und Chorthippus brunneus.

Wichtig für die Art scheint Kalk zu sein, auf Silikat gibt es mW keine Funde. Ganz bestimmt ist sie noch um einiges weiter verbreitet - steile, südexponierte Kalkmagerrasen mit großem Felsanteil bzw. Schuttflächen sind wesentliche Lebensraummerkmale, Toni schreibt von einem Deckungsgrad von 40-80 %.
Ist eine unglaublich spannende Art - dass er die dort entdeckt hat, ist wirklich eine riesengroße Leistung, vor der man seinen Hut ziehen muss!

Und hier noch der Fundort vom Parkplatz beim Ghf. Bodenbauer aus gesehen:



LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 02.09.2015 17:55 | nach oben springen

#2

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 02.09.2015 20:55
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo!

Interessanter Bericht, aber bei mir werden die Fotos nicht angezeigt?

lg
Christine


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#3

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 02.09.2015 22:08
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo!

Schöne Reise wieder mal gemacht mit tollen Einblicken. Was mir bei den eisentrauti auffällt ist bei allen 3 Tieren das schwach ausgebildete Präcostalfeld - ist Euch das auch aufgefallen oder sind das Zufälle?

LG

Werner


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#4

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 03.09.2015 07:57
von Günther • 2.345 Beiträge

Guten Morgen,

@ Werner: Nein das ist zumindest mir nicht aufgefallen. Da bräuchte man wohl ein größeres Sample..

@ Christine: Das dürfte eigentlich nicht sein!

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 03.09.2015 07:58 | nach oben springen

#5

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 04.09.2015 08:28
von Maria Z • 1.534 Beiträge

Hallo Günther,

finder Eure Eisentrauti-Funde sehr sehr toll ; mich würde interessieren in welcher Höhe das war? hab versucht das an Hand des Photos heraus zu finden...der steile Zahn ist vermutlich der Zinken ? dann war das nicht so sehr hoch oben, um 1200 oder so? das macht es noch erstaunlicher...

LG Maria

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#6

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 04.09.2015 15:50
von Günther • 2.345 Beiträge

Hallo Maria,

ja es war etwa auf 1200 m. Der Lebensraum scheint wichtiger zu sein als die Seehöhe.
Hier der Link zu Tonis Publikation.

LG,
Günther

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#7

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 05.09.2015 11:16
von Maria Z • 1.534 Beiträge

Hallo Günther,

Danke für diese Publikation, ich kannte das nicht...

LG Maria

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#8

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 20.09.2015 16:44
von WSW • 1.034 Beiträge

Aha, jetzt sehe ich hier auch die Bilder. Die eisentrautis vom Dobratsch begannen auf der Forststraße bei 580m, diese führt zur Kranzwand, wo seinerzeit die Ranner´schen eisentrautis gemeldet wurden. Es sind definitiv welche (Gesangs- und Flügelmerkmale), auch wenn sie von Toni in seiner Publikation nicht umgesetzt wurden (er war nur auf einer Waldlichtung).

VG Wolfgang

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#9

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 08.08.2016 22:14
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo!

Den heutigen Tag musste man für irgendetwas nutzen. Mein Plan war, Richtung Hochschwab zu fahren. Erst oben am Seeberg wieder mal meinen Widerbart-Platz aufsuchen und ev. einmal ein ordentliches Digitalbüdl von der Geisterorchis schießen.

Dann war da diese historische Angabe von Ch. pullus aus dem Raum Aflenz. Mich lachte da schon seit Jahren diese Karl.Schütt an. Da konnte man es sich am Google Earth schon vorstellen.

Und dann wollte ich mir diesen Hochschwab-Chorthippus eisentrauti auch einmal zu Gemüte führen.

Zu Punkt 1: Trotz des vielen Regens war auf meinem Platz kein Exemplar zu finden. Doch da tauchte plötzlich mein lieber Freund Bauer Hans auf (diesen Zufall muss man sich einmal vorstellen...). Er hatte dort ein paar 100 Meter weiter einen anderen Platz und da schon ein einziges Exmplar gefunden.

Damit war Widerbart (Epipogium aphyllum) erledigt und es ging Richtung Bodenbauer weiter. Bei dem Schuttstrom blieb ich stehen und wollte nach dem pullus suchen. Doch den gibt es dort jedenfalls nicht mehr. Es gibt eine Schuttsperre und dort wird Material herausgebaggert. Nach oben ist zwar noch ein gewaltiges Schuttbett, dass aber angesichts aktueller Starkregenereiggnisse wohl des öfteren völlig geflutet wird. Somit leben dort praktisch keine Heuschrecken, zu wenig Vegetation. Dafür gibt es wahre Massen von Cicindela hybrida.
Gerade, als ich umdrehen will, höre ich aber von der Uferböschung biguttulus-artige Gesänge. Die Tiere musste ich mir ansehen!

Ich muss sagen - sie entsprechen eigentlich ganz den Typen, die Günther gefunden hat. Durchwegs zeigten die Männchen ein klassisches eisentrauti-Subcostalfeld, so wie ich es von Dobratsch und Tremalzo her kenne. Mehr oder weniger gute Orange-Färbung von Abdomen, Hinterschenkel und Hinterschienen war in den meisten Fällen deutlich erkennbar. Auch Weibchen mit orangem Popsch gab es.

Bleibt jetzt noch der Gesang. Der war auffallend leise, oft nur metallisch klingelnd und im leichten Wind nur schwer zu hören. Die Tiere sangen selten, nur wenn einer anstimmte, sangen die anderen im Chor, um gleich wieder zu verstummen. Allerdings bestanden die Strophen nur aus 3-4 kurzen Versen, annähernd gleichlang, wohl kaum länger als 2 Sekunden. Ich hab welche aufgenommen, muss die aber erst sichten und hereinladen sowie bearbeiten.

Ja, also für mich sehen die wie eisentrauti aus, nicht so wie die hämmernden biguttulus in meinem Garten.

Das Oberhammerviech war zuletzt ein rotes Männchen (!), der hatte extrem geile Farben! Ich habe mindestens eine halbe Stunde und alle möglichen Tricks gebraucht, um ihn so zu fotografieren.
Am Ende war es halb 5 und ich bin zwar noch zum Bodenbauer, hab mir aber den Anstieg zu Günthers steiler Halde geschenkt. Meine Viecher saßen auf 900m und man musste nur den Hangschutt der linken Böschung hinaufsteigen.

Statt der steilen Halde bin ich noch zu meinem Eierschwammerlplatz in Neuhaus am Zellerrain, wo sich noch 2 ganz entzückende Baummarder aus wenigen Metern Entfernung bei ihren Spielereien beobachten ließen. Leider hatte ich da meine Kamera im Auto gelassen.

VG Wolfgang

Angefügte Bilder:
eisentrauti1.jpg
eisentrauti2.jpg
eisentrauti3.jpg
epipogium1.jpg
habitat_eisentrauti_hochschwab.jpg
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#10

RE: Kärnten & Steiermark

in Exkursionsberichte 08.08.2016 23:37
von WSW • 1.034 Beiträge

So, hab jetzt einen 4-versigen Gesang mit etwas Windgeräuschen fertig. Entspricht für mich eisentrauti, ein Vers hat nur eine gute Sekunde, also deutlich kürzer als bei typischem biguttulus.


Dateianlage:
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