|
|
Guten Morgen!
Nachdem die Lokalfaunistik im Moment ziemlich ausgereizt und z.T. auch frustrierend ist, habe ich den gestrigen etwas schöneren Tag (da vom Comeback des Sommers zu sprechen, wie es der Wetterbericht tut....) für ein Gebirgs-Revival genutzt.
Orthopterologisches Ziel wäre Metriopera saussuriana gewesen, drum hab ich mir Tonis Zeiritzkampel vorgenommen. Ich war bereits um 6h vor Ort in Radmer und stieg den noch menschenleeren Berg hoch. Um es vorwegzunehmen - der entscheidende Erfolg an diesem Tag waren nicht die Heuschrecken oden andere Viecher, sondern die Erkenntnis, dass es mir auch im 6. Lebensjahrzehnt ohne Training noch gelingt, so einen Berg vom Tal aus in einem Stück zu machen. Als Aussichtsberg ist der Zeiritzkampel ja wirklich genial, man erlebt Gesäuseberge, Niedere Tauern etc. im Rundblick aus einem anderen Blickwinkel.
Reichensteingruppe:
Ödstein - Festkogel - Hochtor: da haben wir uns als Jugendliche herumgetrieben .
Ich bin also dem schneidigen Gipfel zugestrebt und hab die Aussicht genossen, bevor aus dem Süden die Nebelwolken eintrafen. Heuschrecken habe ich bis zu diesem Moment ganze 2 M. alpina-Larven gehabt. Die 45° geneigten südlichen Gipfel-Hänge waren taunass und erschienen mir eher lebensgefährlich - die überlass ich dem Toni .
Anfang August ist Erebienzeit. Auf den Gipfelmatten flogen sehr viele Erebia pharte. Für einen Niederösterreicher ist das ja auch schon was .
Aber weiter westlich Richtung Zeiritztörl hatte ich dieses Habitat erkannt:
Ich bin dort in die SW-Flanke gequert und dann am linken Rand extrem steil wieder aufgestiegen. Und dort saß er dann plötzlich - ein brauner Heuschreck! Leider war es noch eine Larve, erinnert aber an die kürzlich, glaub von Günther, eingestellte M. brachyptera-Larve. Nur ist er eben braun und hat keinen dunklen Streifen am Hinterschenkel.
Bitte, bitte, sagt, dass das eine saussuriana-Larve ist! Dann hätte auch der Werner mit seiner Larven-Sammlung was davon...
Vermutlich hätte ich dort etwas in Richtung Zeiritzalpe absteigen sollen und hätte da vielleicht mehr von denen und ev. auch adulte gefunden. Man kann sich aber die Schinderei (nachdem man schon den Gipfel bezwungen hat) nicht vorstellen, man möchte einfach keine Höhenmeter abgeben....
So blieb es bei der einen Larve und einigen Miramella alpina, diese auch adult.
Weiterschreitend sah ich vom Grat aus ins Seekar, wo ich ins Tal absteigen wollte. Dieser Almteich sah wirklich sehr vielversprechend nach Aeshna caerulea aus:
Leider waren´s wieder mal nur Aeshna juncea:
Damit jetzt doch noch ein paar Heuschrecken hier auftauchen, habe ich bei der Heimfahrt einen Abstecher ins Lassingbachtal zwischen Wildalpen und Rotwald gemacht. Nach einigen Jahren wollte ich endlich wieder mal nachsehen, wie´s den einzigen niederösterreichischen Chorthippus pullus geht.
Ja, existieren noch, waren ohne weiteres aufzufinden und überraschenderweise Anfang August (da hat sicher das schlechte Wetter im Juli verzögernd gewirkt) noch in guter Kondition. Allerdings waren die Tiere nur noch ganz lokal in größerer Konzentration aufzufinden, da jetzt schon einige Jahre kein Spitzenhochwasser mehr über die Schotterbank gegangen ist, die Bäumchen werden immer mehr und größer.
Hier einmal ein wirklich sehr schön kontrastreiches Männchen, den kleinen Fehler am linken Fühler wollen wir mal großzügig übersehen
Und ein besonders kontrastreiches Weibchen, das musste ich schon wieder blitzen, da die Front bereits im Anmarsch war.
Ein Aufreger war dann noch die erste Podisma pedestris für mich heuer und auf dieser Schotterbank überhaupt. Das Tier war makropter und voll flugfähig - ein ungewohnter Anblick, so eine abfliegende Gebirgsschrecke!
Die Suche nach Tetrix verlief sowohl hier als auch an einer Forststraße erfolglos. Bei der Rückfahrt kontrollierte ich auch den großen pullus-Platz bei "Irxenau"/Stmk. Da war es aber sogar noch schwieriger, auf den verwaldenden Schotterbänken einige pullus aufzuspüren. Aber ich denke mal, dass solche Populationsschwankungen an Gebirgsflüssen mit intakter Dynamik ganz normal sein sollten. Hoffentlich.
Hab dann hier noch eine Tetrix auf der knochentrockenen Schotterbank aus seinem Versteck gescheucht. Zu meinem Entsetzen war es wieder tenuicornis !
Das war´s dann, jetzt haben wir ja wieder das ganz normale Sommerwetter 2011.
VG Wolfgang
RE: Zeiritzkampel und Lassingbach
in Exkursionsberichte 04.08.2011 09:41von hospiton • 2.767 Beiträge
Gottseidank, es gibt noch Aktivitätsberichte von Dir!!! Und dann gleich solche! Nachdem ich ja in solche Gegenden nie komme , bin ich Dir ja doppelt dankbar für die Bilder, noch dazu solche Schmankerln! Ja, die Larve ist auf jedenfall etwas, das ich nicht zuordnen kann (sagt aber nix!)! Und der makroptere pedestris ist sowieso ein Goldschuss, habe ich auch noch nix gehört davon (sagt aber auch wieder nix ....)!
LG
Werner
RE: Zeiritzkampel und Lassingbach
in Exkursionsberichte 04.08.2011 10:01von WSW • 1.034 Beiträge
Morgen, Werner!
Wenn du den braunen nicht zuordnen kannst, wäre das schon einmal ein gutes Zeichen. Denn einer von den beiden, brachyptera oder saussuriana, sollte es schon sein.
Hab vergessen zu erwähnen, dass ich auch 2 makroptere roeselii gefunden haben, einen davon auf gut 2000m.
So eine makroptere pedestris hab ich mal vor Jahren im Luftgebiet gefunden. Diese Wegerl gibt´s mittlerweilen schon längst nicht mehr, ist durch einen Thir-Steinbruch ersetzt worden. Da konnte man auch so unnötige Dinge wie Weißrückenspechte und Anacamptis pyramidalis etc. mitentsorgen.
Ich weiß aber von Toni, dass er bei Hieflau heuer eine ganze Menge von makropteren Podisma´s gefunden hat!
VG Wolfgang
RE: Zeiritzkampel und Lassingbach
in Exkursionsberichte 04.08.2011 10:12von hospiton • 2.767 Beiträge
Hallo Wolfgang!
Und wie du schon geschreiben hast:
Zitat von WSW
Nur ist er eben braun und hat keinen dunklen Streifen am Hinterschenkel.
- genau das schließt M. brachyptera aus, soweit ich das bisdato gelernt habe!!!!
Zitat von WSW
...heuer eine ganze Menge von makropteren Podisma´s gefunden hat!
vielleicht fliegt mir da ja auch eine zu, aber in Gablitz - so fürchte ich - wird sich die nicht wohlfühlen, aber wer weiß???
LG
Werner
Lieber Wolfgang!
Total Schade, dass wir uns gestern nicht getroffen haben.
Ich bin erst um 11:25 von Hinterradmer auf den Berg.
Um 13 Uhr bin ich dann bei 2050 m in den Südhang. Freut mich, dass du auch geschwitzt hast.
Eiersuche und RAupensuche war ein totaler Erfolg.
Ich fand auch viele junge Raupen von Colias phicomone.
Höhenrekord von Polysarcus gelang mir keiner: oder doch? 1990 m Seehöhe.
Weiter oben fand ich auch Larven von M. saussuriana.
Dann fing ich auch Tetrix bipunctata cf. kraussi (eigentlich weder bipunctata noch kraussi, intermediär?)
Orthopt. Highlight war M. saussuriana in 990 m Seehöhe.
M. saussuriana war auch auf der Kammerlalm und auf den Schlägen dorthin in ca. 1300 m Seehöhe.
Am Nachmittag waren die aktiver. Und mit Batdetector war es auch leichter diese auf zu spüren.
Übrigens: Barbitistes hörte ich in 1320 m Seehöhe.
LG, Toni
RE: Zeiritzkampel und Lassingbach
in Exkursionsberichte 04.08.2011 19:31von WSW • 1.034 Beiträge
Hallo Toni,
ja, find ich auch sehr schade! Vor allem hätte ich da deutlich mehr gesehen...
An der Kammerlalm bin ich im kühlen morgendlichen Schatten vorbeigerast, da hat sich kein Heuschreck bewegt.
Abgestiegen bin ich über die Seekar-Alm, wobei es mich sehr wundert, dass dann dort keine saussurianas herumgehüpft sind. Ich hab aber nicht mehr sehr motiviert nach Heuschrecken geschaut, da ich dort ohnehin nicht mehr damit gerechnet habe. Die saussurianas scheinen ähnlich unberechenbar zu sein wie die brachypteras. Es hat sage und schreibe 1 O. viridulus dort getickt.
Für meine stigmaticus wären dort große Bürstling/Heidekraut-Flächen gewesen, es waren aber keine dort.
Gut, für den Fall, dass ich noch einmal einen Gusto auf saussuriana bekomme, wären sie auf dem Weg zur Kammerl-Alm vergleichsweise "leicht" (400 hm) zu holen...
Interessant wäre es aus steiermärkisch faunistischer Sicht nun, ob saussuriana nicht auch auf Nachbarbergen wie Blaseneck, Leobner oder Gösseck vorkommt.
VG Wolfgang
Bei der Dateneingabe stieß ich auf eine Tetrix bipunctata, die mich verwirrt und ich nicht einer Unterart zuordnen kann.
Beim Nachschlagen im Forum fand ich Anfag August die selbe meinige Eingschätzung.
Nun ich denke, es ist an der Zeit, dass die Tetrix-Experten im Forum sich das ansehen.
LG, Toni
RE: Zeiritzkampel und Lassingbach
in Exkursionsberichte 24.11.2011 21:12von Günther • 2.345 Beiträge
Hallo Toni,
das Tier ist ja wirklich ein Grenzfall.
Mir ist jedenfalls bekannt, dass auch in reinen kraussi-Populationen immer wieder mal Individuen mit etwas längeren Hinterflügeln als gewöhnlich vorkommen - zumindest laut Harz.
Der Fundort würde tendenziell(!) ja eher zu kraussi passen, und ich hätte das Tier auf den ersten Blick auch als diese "Form" bezeichnet. Aber sicher ist das deswegen natürlich noch lange nicht. Hast Du dort noch andere Exemplare gefunden?
Zum Glück gibt´s für den Zweifelsfall ja die Kategorie "agg." - da kann nix schiefgehen (auch wenn´s etwas schade um den Datensatz wäre).
LG,
Günther
Besucher
0 Mitglieder und 9 Gäste sind Online Besucherzähler Heute waren 2049 Gäste und 3 Mitglieder online. |
Forum Statistiken
Das Forum hat 2375
Themen
und
15181
Beiträge.
Heute waren 3 Mitglieder Online: Besucherrekord: 252 Benutzer (Heute 03:30). |
Einfach ein eigenes Forum erstellen |