So, ich hab mich jetzt entschlossen, den 1000. Beitrag doch einmal hinter mich zu bringen. Voraussichtlich werde ich heuer kaum mehr Heuschrecken-Exkursionen absolvieren, daher widme ich diesen besonderen Beitrag ganz off-topic keinem Heuschreck, sondern einem der wichtigsten Insekten meiner "Laufbahn"
Ich habe die 3 letzten Abende der Großen Quelljungfer (Cordulegaster heros) gewidmet. Mich hat interessiert, wie lange sie jetzt am Langegger Graben wirklich fliegen und ob das Ende des Tagesflugs nun von der Lufttemperatur oder von der abnehmenden Helligkeit gesteuert wird? Und damit die Zeit nicht gar so langsam vergeht, habe ich natürlich wieder versucht, die Qualität meiner Flugaufnahmen zu verbessern. Wie Recherchen (auch von mind. 1 anderen Odonatologen!) gezeigt haben, hat sich bisher noch immer niemand an Flugaufnahmen von Quelljungfern herangewagt....
Also der Flugbetrieb war weiterhin an dem Bächlein nicht schlecht, auch einige ♀♀ haben direkt vor meiner Nase Eier gelegt, aber ich bin zu keinen brauchbaren Aufnahmen gekommen. Bei den ♂♂ hat es hingegen geklappt. Am ersten Tag war es noch recht kühl und der Flug endete "schon" um 19h30, was im Vergleich zu den spärlichen Literaturangaben eh schon sehr spät ist. Ich hatte dort aber in früheren Jahren schon Beobachtungen nach 21 Uhr!
Am 2. Tag sah ich das letzte ♂ um 20h56 vorbeifliegen und nahm an, dass es nun zu kalt geworden wäre, mein Autothermometer zeigte 18°C.
Gestern dann war es sehr heiß, um 18 Uhr noch 33°C in Aggsbach-Dorf, beim wenig entfernten Langegger Graben waren es wegen Schluchtwaldklima aber nur mehr 25° und die Alpenstrauchschrecken zwitscherten.
Nun kam die Überraschung - gegen 3/4 9, man sah kaum noch was, kam es zu einem unglaublichen Anstieg der ♂-Beobachtungen! Bis zu 4 ♂♂ rivalisierten gleichzeitig knisternd vor mir in der Dunkelheit. Irgendwann realisierte ich dann, dass die nicht mehr Jagd auf ♀♀ machten, sondern die beruhigte strömungsarme Zone vor mir nutzten, um Jagd auf die hier eierlegenden Eintagsfliegen zu machen!
Und nun zu den Bildern. Erst einmal meine Fotoposition am Langegger Graben mit Blick bachaufwärts:
Zuerst ein einfach vorbeipatrouillierendes ♂, es war das beste Bild des gestrigen Abends, während ich vorgestern 6 gleich gute oder bessere schaffte. Hunderte andere müssen gelöscht werden, öfters sind nur abgeschnittene Libellen oder der Bach auf dem Bild, fast immer ist die Libelle unscharf.
Hier sieht man, wie eine heros eine Eintagsfliege attackiert, aufgenommen um 19h59´16´´:
Und hier eine erfolgreiche heros, die gerade im Vorbeiflug eine Eintagsfliege mampft, 20h47´38´´:
Ja, das muss man auch erst mal dokumentieren...
Wenige Minuten darauf ist der heros-Flug urplötzlich zusammengebrochen, und um 20h53´01´´ habe ich die letzte bachabwärts fliegende heros noch fast scharf fotografiert. Dann hat sich nichts mehr gerührt. Beim Auto hatte es noch 22°C, also hat diesmal die nicht ausreichende Helligkeit die Libellen zum Aufgeben bewogen.
Spannende Ergebnisse und ich hab bereits über ein kleines Paper zum Dämmerungsflug von heros nachgedacht. Aber bei einer ersten Recherche habe ich festgestellt, dass mir da unser tschechischer Kollege Holusa gerade heuer zuvorgekommen sein dürfte. Ich hab mal sein pdf angefordert, schau mer mal.
Ich gehe davon aus, dass heros am Langegger Graben bei optimalen Bedingungen - Hitzewelle Ende Juni am Beginn der Flugzeit, Himmel klar - bis gegen 21h30 fliegen kann. Ebenso klar ist es, dass sie das nicht in allen Gebieten so machen. Bei meiner Studie am Erlanghofbach seinerzeit sind nach 19h keine Quelljungfern mehr geflogen. Wovon das dann abhängt - keine Ahnung...
So, der Tausender ist voll
VG Wolfgang