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Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
in Diverses & off-topics 03.08.2010 12:40von Thomas Z-K • 740 Beiträge
Das heurige Jahr zeichnet sich bisher durch einen ziemlich ungewöhnlichen Sommer aus - ungewöhnlich feucht, Mai und Juni ziemlich untertemperiert, reichlich Unwetter - das muss sich auch auf die Heuschrecken, die ja ziemlich wetterfühlig sind, auswirken!
Ich mache seit 2005 in der Wiener Lobau ein Heuschrecken-Monitoring, das bei der Frühsommer-Zählung im Juli im Schnitt 1.600 Heuschrecken und Fangschrecken aus 26 Arten erfasst - ein guter ostösterreichischer Tieflandquerschnitt. Und das heurige Jahr ist wirklich ziemlich extrem und in den Folgen teils überraschend:
Die Artenzahl ist konstant bei 26 Arten, die Individuendichte in Summe aber um 15 % unter dem Schnitt der 5 Jahre davor.
Die großen Gewinner des heurigen Frühjahrs (mehr als die fünffache Individuenzahl vom Durchschnitt 2005 bis 2009) sind die Große Schiefkopfschrecke Ruspolia nitidula und die Langflügelige Schwertschrecke Conocephalus fuscus! Das wird im Hochsommer wohl noch eine spektakuläre Schiefkopfschreckeninvasion ergeben!
Sieben Arten sind mehr als 1,5mal so stark wie bisher (in Reihenfolge des Zuwachses) - Leptophyes albovittata, Calliptamus italicus, Euthystira brachyptera, Gryllus campestris, Oedipoda caerulescens, Chorthippus brunneus und Omocestus rufipes!
Es gibt natürlich auch Verlierer, aber es weniger als die Gewinner - überraschend hat der Heidegrashüpfer Stenobothrus lineatus nur ein Viertel des Bestandes wie sonst und auch Große Goldschrecke Chrysochraon dispar , Verkannter Grashüpfer Chorthippus mollis , Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus und Grüne Beißschrecke Metrioptera bicolor sind nur mit kaum 50 % des gewohnten vertreten. Gerade bei den Chorthippen versprechen aber die vielen Larven noch einen stärkeren Hochsommer.
Sehr spannend ist das und es wäre interssant, ob andere auch unter halbwegs standardisierten Bedingungen ähnliche Erkenntnisse haben!
Liebe Grüße
Thomas
RE: Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
in Diverses & off-topics 05.08.2010 23:12von Manuel • 43 Beiträge
Hallo Thomas!
Mein Einstand im neuen Orthopteren-Forum ;)
Bei der Calliptamus hab ich einen anderen Eindruck. Wirklich viele konnte ich nur an 1 Stelle am Bahndamm bei Gramatneusiedl finden, wo bei jedem Schritt unzählige wegspritzen. Aber ansonsten fehlt sie oft, obwohl erwartbar.
Beispiele:
Schottergruben Parndorfer Platte: idealer Lebensraum mMn, aber hier weder Calliptamus, noch Oedipoda! Sphingonotus jedoch schon.
Südrand Matzner Wald/Weinviertel: In den Weingärten bei Großschweinbarth bestehen die Böden oft aus reinem Sand, viele Brachen sind lückig. Trockenheit- und wärmeliebende Arten wie Gelber Lauch oder Zebraschnecke kommen hie und da vor sowie das einzige Smaragdeidechsen-Vorkommen im östlichen Weinviertel. Konnte in 1 Stunde trotzdem nur 1 Weibchen Calliptamus antreffen, vereinzelt Oedipoda.
Sehr spannend also, dass heuer regional extrem unterschiedliche Bestandsdichten auftreten!
Viele Grüße!
Manuel
RE: Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
in Diverses & off-topics 13.08.2010 09:17von BrigitteHab • 53 Beiträge
Lieber Thomas!
Mengenmäßige Angaben kann ich natürlich nicht machen, weil ich zum esten mal in Kledering unterwegs bin. Aber mir ist aufgefallen, dass ich Calliptamus auf fast jeder Fahrwegspur in Brachen und Gstettn sowie am Ostbahndamm in hohen Dichten hatte. Ebenso Oedipodas. Wie sieht es eigentlich Deiner Meinung nach mit Sphingonotus caerulans aus? Ich hatte zumindest zwei Exemplare auf der Ostbahnböschung, eines war leider ein Verkehrsopfer. Außerdem hatte ich mehrere Exemplare von Ruspolia in hochwüchsigen Ackerbrachen mit Karde und Kugeldistel sowie auf einer relativ windstillen, von Gebüsch umgebenen hochwüchsigen knaulgrasdominierten Ackereinsaat.
Viele Grüße
Brigitte
RE: Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
in Diverses & off-topics 13.08.2010 10:50von Manuel • 43 Beiträge
Griaß eich!
Die ersten Ruspolias tauchen schon hie und da im Marchfeld auf, zB bei Oberweiden.
Die spannendste Beobachtung stammt allerdings vom Wartberg bei Wolkersdorf. Auf einem Halbtrockenrasen(!) konnte ich diese Woche eine weibliche Ruspolia-Larve finden!
1. Überraschend, dass auf Halbtrockenrasen überhaupt Eier abgelegt werden
2. Bei dem feuchten Wetter konnte sich die Art hier sogar entwickeln
Hier ein schlecht belichtetes Belegfoto:
Viele Grüße!
Manuel
RE: Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
in Diverses & off-topics 13.08.2010 16:02von Liesi • 227 Beiträge
Hallo Manuel !
Die Schiefköpfe sind wirklich überall heuer, gestern hab ich eine auf einer Verkehrsinsel ! in Biedermannsdorf (kurz vor Laxenburg) gehört und gefunden ... da sind aber auch Feuchtwiesen rel. weit weg davon. Jedenfalls hab ich vorher im Ort noch nie eine gehört.
Ich häng noch das Larvenfoto von Ritzing an.
Liebe Grüße
Liesi
RE: Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
in Diverses & off-topics 14.08.2010 19:34von Thomas Z-K • 740 Beiträge
Hallo Brigitte!
Ja für die Sphingonotus dürfte es heuer auch ein sehr gutes Jahr sein - zahlreich in Oberweiden (siehe den Beitrag von Werner), auch in den Sandgruben entlang der March sind viele da, oft deutlich häufiger als die Oedipoda. Komisches Jahr, dass die Offenlandschrecken doch auch fördert.
Ja und die Ruspolia entwickelt sich offenbar wirklich auch in (Halb-)trockenrasen. Mein Überraschungsfund dazu war bereits im Jahr 2009, als ich auf der Purbacher Heide nahe einem Stenobothrus nigromaculatus-Vorkommens eine kleine Ruspolia-Larve fand - und das nächste Feuchtgebiet ist dort mehrere Kilometer weit weg! So wars auch in Ritzing.
Liebe Grüße
Thomas
RE: Gewinner & Verlierer des heurigen Frühsommers - Ruspolia rules!
in Diverses & off-topics 20.08.2010 13:16von hospiton • 2.767 Beiträge
Hallo!
Ruspolia goes west! Nun in meiner Mittagspause konnte ich einen neuen, westlichen Vorposten entdecken, und zwar im Tullnerfeld! Auch neu für diesen Quadranten! (@Thomas: Leider hat sie damit Gablitz übersprungen, einstweilen zumindest!) Gestern fand ich an der selben Stelle die erste Phaneroptera nana, die hatte ich da auch noch nicht!
Um auf den Anfang dieses Diskussionsfadens einzugehen: ich habe zwar auch nicht die von Thomas erwähnten standardisierten Bedingungen, was mir nur auffällt ist das Fehlen oder seltenere Auftreten von Chorthippus mollis an Plätzen, an denen er an den letzten Jahren häufig oder zumindest anwesend war, dafür an vielen Stellen und z. T. in größerer Abundanz als zuletzt Barbitistes serricauda!
Spannend, dieses Jahr!
Werner
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