Liebe Heuschreckenfreaks,

nachdem der Wetterbericht heute vom heißesten Tag des Jahres sprach, bin ich los in den kältesten Teil des Waldviertels, dem Weinsberger Wald. Ich hab da meine mir wohlbekannten Fixpunkte angesteuert, beginne aber mit dem letzten Programmpunkt, bei dem es sich um Heuschrecken dreht.
Dank Werners Herzsteinwanderung vor ein paar Jahren kenne ich jetzt einen stigmaticus-Platz, wo die Art dank günstiger Exposition sehr früh adult wird, und so hat es sich auch heuer noch für den Juni ausgegangen. Auch ein Weibchen war schon fertig.



Auf der Suche nach der Heidehummel (Bombus jonellus) im Waldviertel war ich heute an starken 5 Plätzen erfolgreich. Man muss allerdings körperlich alles geben und mit der Art gut vertraut sein, um sie überhaupt zu finden. Den Vogel schoss dieses Exemplar ab, das an der ausgefallenen Trachtpflanze Veronica micans sammelte; in einer tiefen, feuchten Hochstaudenflur, wo man so eine kleine Hummel normal nie findet. Es war reiner Zufall, weil dicht daneben der größte Bestand von Cirsium heterophyllum im Bezirk Melk steht. Eine meiner Lieblingspflanzen mit Hauptheimat Alpen. Normal sind die Blüten voll mit Hummeln, Faltern, Käfern usw., dieses Jahr allerdings nicht. So wurde ich auf das hochfrequente Summen neben dem Kratzdistel-Bestand aufmerksam. Typisch das kleine, runde Gesicht, das die Art klar von der größeren, häufigen Gartenhummel unterscheidet.





Die anderen waren an Himbeere und Moosbeere zu finden.

Und jetzt zum Lebenstraum. Immerhin habe ich ein Tagfalterbuch mitverfasst. Aber es gibt eben so Arten, die würde man gern einmal sehen, aber es klappt nie, weil diese Arten eine besondere Lebensweise haben, z.B. den größten Teil ihres Imago-Daseins in Baumkronen verbringen. Und so eine Art ist der Große Eisvogel (Limenitis populi). Ich habe ihn nie gefunden, weil ich einfach nicht in der eher montanen Gegend wohne, wo die zu Hause sind. Und selbst, wenn man da öfters hinfährt, braucht man dann eben Glück, dass er mal runterkommt, um sich Mineralien zu holen. Es muss einfach einmal alles zusammenpassen, und so ein Tag war heute.
Ich parkte mein Auto im Angerbachtal ein, wo heute außer mir niemand unterwegs war. Als ich ausstieg, flog ein großer Nymphalide weg und ich dachte mir, schau, ein großer Schillerfalter. Als ich wieder zum Wagen kam, saß er hinter dem Kofferraum auf einer Fuchs-Losung. Und dann sah ich, dass es kein Schillerfalter war - Yeahhhhh! Er war nagelneu.





Zum Drüberstreuen dann noch in der Schlangenknöterichwiese gleich daneben - hier hatte ich vor Jahren die ersten Waldviertler Populationen vom Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia) gefunden - eine frische Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) gleich neben dem Bach! Wieder ein Hammer, hatte ich doch nur vor etwa 10 Jahren ein gutes Stück weiter bachauf eine Grüne Keiljungfer am Weg neben dem Bach sitzen gesehen. Seither nie wieder, obwohl ich immer wieder an dem Bach nach ihr geschaut hatte. Und jetzt ein Bodenständigkeitsnachweis!



Sehr guter Tag heute

VG Wolfgang

Servus Werner,

die überdüngten Wiesen sind bei uns nirgends wo sehr weit weg . Die Wiese ist heuer, im Gegensatz zum letzten Jahr, noch nicht gemäht. Das wird aber hoffentlich noch, denn auf der Info-Tafel bei den Bäumen wird ja mit dem ökologischen Wert dieser Wiese angegeben. Der stigmaticus-Platz dort ist sicherlich der beste unter den wenigen verbliebenen im südlichen Waldviertel, nämlich der mit der höchsten Dichte. Und der haemorrhoidalis, der früher praktisch überall war, ist auch noch dort.

Raupensuchen und Züchten war nie so meins. Aber bei dem taraxaci wüsste ich nicht einmal, wo ich den suchen sollte. Bei den Schweizern im Hochgebirge vielleicht.

Aber das Tolle bei dem populi war ja, dass er so nagelneu ohne Kratzer war und voll kooperativ. Ich konnte mich zu ihm hinsetzen und ihm einen Schatten machen, sodass er seine Flügel aufspannte. Es war ihm alles egal. Dann ist er doch einmal weggeflogen und hat sich auf einen sonnigen Buchenbusch an der Straßenböschung gesetzt, sodass ich die Flügelunterseite in natürlichem Ambiente erhielt - einfach perfekt. Nur ein bisserl blauer am Vorderflügel hätte er noch sein können, aber ich will bescheiden bleiben.

Aber das richtig Arge kommt erst. Ich habe die Grüne Keiljungfer bei naturbeobachtung.at eingeloggt und heute kam eine Validierung: Es ist nicht Ophiogomphus cecilia, sondern.....Gomphus pulchellus!!!
Ich hatte nicht lang nachgedacht, sondern einfach an das gedacht, was naheliegend war.

Könnte ein Erstnachweis für NÖ sein, aber ich habe keine Ahnung, was sich da inzwischen getan hat. Auf naturbeobachtung.at gibt es in OÖ schon einige verstreute Punkte, in NÖ noch nichts, aber einen Punkt im südlichen Wien. Die dazugehörige Meldung mit Fotobeleg konnte ich allerdings nicht finden. Für mich auf jeden Fall ein sensationeller Fund.

VG Wolfgang

Zitat von Günther im Beitrag #4

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Sehr cool, Gomphus pulchellus! Da wüssst ich gleich gar nicht, wie die überhaupt genau ausschaut...

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War heute wieder oben am stigmaticus-Platzl beim Herzsteinweg. Erst war ich unterhalb auf den Calluna-Böschungen, wo das Heidekraut jetzt langsam am Verblühen ist. Ich wollte dort unbedingt die Heidekraut-Seidenbiene Colletes succinctus finden, aber die ist einfach nicht dort. Immerhin diesmal ein Rekordbestand von gezählten 17 Heidekraut-Sandbienen-Weibchen Andrena fuscipes, die natürlich als Winzlinge beim Wuseln durch die Heidekrautbestände kaum jemals gut zu fotografieren sind:



Dann bin ich rauf zu Werners Calluno-Nardetum, um eventuell ein gutes haemorrhoidalis-Bild zu schießen. Die sind da oben wirklich noch immer häufig, so wie das früher an vielen Stellen im südlichen Waldviertel war. Aber Fotomodels sind das keine, es ist mir einfach kein vernünftiges Bild gelungen.



Dann habe ich noch einen fotografiert, wo ich mir nicht ganz sicher war. Hab ihn vor Ort dann eher auch für einen helleren haemorrhoidalis gehalten, ist aber doch ein stigmaticus! Ich kenne von den Bürstlingswiesen die mehr oder weniger grüne Farbform, die die Bestände dominiert. Braune Exemplare sind dagegen eher schon eine Rarität. Aber diese graugrünbraungelbe undefinierbare Farbform - nein, sowas hab ich bisher noch nicht gesehen. Da sich die Heuschrecken oft an den Untergrund farblich anpassen, gehe ich davon aus, dass er sich an den steinigen Fahrweg angepasst hat, wo ich ihn gleich daneben aufgescheucht habe. Also immerhin was Neues für mich.

Während die Bestände jetzt im September schon eher dürftig sind, schaut dieses Exemplar aber noch ziemlich neu aus.



Beim Rückweg zum Wagen unten bei den Calluna-Böschungen dann noch eine für mich in diesem Jahr neue Hummel - doch noch ein rupestris-Drohn im letzten Abdruck in diesem verkorksten Hummeljahr.



Passt! Mehr kann man sich im September nicht mehr erwarten.
VG Wolfgang