Hallo!
Ich war heute in den nördlichen Randalpen im Raum Kirchberg/Pielach bzw. Kettenreith bei Kilb unterwegs, eins meiner Uralt-Exkursionsziele. Es ist zur Zeit ein Wahnsinn dort: Die Wiesen im Hochstand, alles übersät mit roten Punkten, die überwiegend von Pannonischer Kratzdistel und Flockenblumen gestellt werden.
Wenn ich Anfang Juni dort bin, kommt es mir immer vor, es gibt einfach keine schöneren, artenreichen, bunten Wiesen als diese Luftwiesen. Dabei hat ja der Landwirt dort mit einem taktischen Spielchen (Jahre nichts mähen, sondern Mulchen) einige Premiumarten wie u.a. Stenobothrus nigromaculatus und Lemonia dumi zum Verschwinden gebracht.
Meine Sorge war, dass der Saumfleckperlmutterfalter Brenthis hecate das Schicksal der beiden geteilt hat, aber heute flogen wieder ordentliche Mengen von dem Falter herum, es war die häufigste Tagfalterart. Und von dem xerothermophilen Zwergspanner Idaea aureolaria, zumindest hier bei uns eine sehr seltene Art, wimmelte es geradezu!
Auch den Roten Würfeldickkopffalter Spialia sertorius konnte ich finden und 1 Exemplar vom Zweibrütigen Würfeldickkopffalter Pyrgus armoricanus
Neben den diversen Tagfaltern gab es einiges an Hummeln auf den diversen roten Blütenköpfen und vor allem schon unglaublich viele fertige Heuschrecken. Vieles, was in den letzten Tagen hier als adult gemeldet wurde, zirpt auch bereits auf den Luftwiesen in gut 600m Höhe. So etwa Gryllus campestris, Decticus verrucivorus, Pholidoptera aptera, Chrysochraon dispar, Euthystira brachyptera, Pseudochorthippus parallelus, Chorthippus apricarius und Stenobothrus lineatus.
St. nigromaculatus aber schweigt nun hier für immer, es sei denn, ich helfe da ein wenig nach und transferiere einige einen guten km weit...
Beim Zurückgehen notierte ich noch einen Hybrid Cirsium pannonicum x oleraceum:
Dann bin ich weiter in Richtung Filian an der Bezirksgrenze Melk/St. Pölten Land. Noch gar nicht so lange her, wie ich da im Spätsommer noch nigromaculatus beobachtete und dann weit in den Herbst hinein noch andere Heuschrecken, die sich im Falllaub versteckt hatten.
Auch dort sehr schöner Wiesenstand, noch nichts gemäht. Viele Hummeln dort und natürlich: Das Surren des nigromaculatus zahlreich zu hören! Die müssen dort schon einige Tage adult sein. Auch fertige ♀ waren bereits zu sehen und eine ziemlich große Psophus-Larve.
Das Ganze begleitet von deftigem Donnergrollen von der anderen Seite des Pielachtals. Nachdem ich auch dortn nach Jahren wieder mal 2 Brenthis hecate gesichtet hatte, hab ich daher den Rückzug angetreten. Schön war´s wieder einmal dort oben. Es ist noch nicht alles verloren auf meinen Lieblingswiesen mit Museumscharakter.
Bei der Talfahrt vom Luftpass stellte ich fest, dass Linum flavum hier auch schon blüht. Ein trauriges Kapitel - 10-20 Pflanzen leben noch an einer Stelle der Straßenböschung. Die einstmals schönen Wiesenvorkommen des Leins auf der Melker Seite sind heute zur Gänze sinnlos vernichtet und die letzten Mohikaner auf der Straßenböschung werden auch jedes Jahr von der Straßenmeisterei niedergemäht.
VG Wolfgang