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Hallo allerseits!
Gestern war ich gemeinsam mit Christoph Winter in seinem "Revier" am Rohrbacher Kogel unterwegs. Am späteren Nachmittag wollte ich rund um den Rohrbacher Teich nach Isophya lauschen. Es hat nicht lange gedauert und wir konnten die ersten Tiere rufen hören. Mir war es jedoch, wie ja bereits schon öfter bei Isophya, rätselhaft was da genau gerufen hat. Der Gesang bestand immer aus ein kurzen, lauten Isophya-typischen Furz und einem zeitlich etwas verzögerten, manchmal ausbleibenden, ratternden Ausklang...
Gesänge wurden schnell am Handy studiert doch nichts hat gepasst. Die Suche hatte also begonnen!
Nachdem immer mehr Männchen zu singen begonnen haben und wir einfach nichts finden konnten, war ich schon etwas verzweifelt und hab mich gefragt ob es sich überhaupt um Heuschrecken handelte...bis der Christoph plötzlich mit einem Weibchen im Droso-Röhrl auftauchte. Schnell angeschaut, war ich bestärkt und hab das Weibchen für ein späteres Shooting zu den Rucksäcken gelegt um nach den Männchen zu suchen!
Erfolglos hab ich mich dann doch zur Auflockerung dem Weibchen gewidmet und dann ist mir die Kinnlade runter gefallen... es war doch keine Isophya-Dame:
Poecilimon!!! Günther wurde natürlich sofort kontaktiert, Foto übermittelt, Verdacht bestätigt und schon ist er aus dem Wiener Wald angerast gekommen :)
Bis er da war haben wir natürlich weiter nach den Sängern gesucht in dem Glauben, dass das die dazu passenden Männchen sein müssen. Blind vor Euphorie habe ich dann dieses astreines Isophya-Männchen als Poecilimon angesprochen danke an Günther für die nüchterne Unterstützung :)
die Sänger waren also alles I. modestior?? morphologisch passt es, doch die Tonaufnahmen auf Orthoptera.at hören sich finde ich anders an!
Christoph hat die Poecilimon übrigens in einem Ackersaum entdeckt...leider war die Suche nach weiteren Individuen erfolglos. Die Gegend sollte aber dringend nochmal genauer unter die Lupe genommen werden, um eine anständige Population nachzuweisen. Ich finde es sehr unwahrscheinlich aber es besteht ja immer noch die Möglichkeit der Verschleppung!
Bei der Heimreise haben wir noch recherchiert was für Arten in der näheren Umgebung überhaupt möglich wären und haben das Tier aufgrund der Merkmale vorerst mal als P. cf. intermedius bestimmt.
wiedermal super - spannend!!!
LG, Markus
Hallo Maria!
Freut mich wirklich sehr, dass dich das freut! Du hast recht, die Heuschrecken sind trotz dem tollen Bearbeitungsstand immer wieder für Überraschungen gut. Darum leg ich auch gleich eine nach:
Der Gesang der Isophya hat mich natürlich die ganze Zeit beschäftigt und ich habe wieder und wieder die Aufnahmen verglichen. Ich hab mir also den Heller geschnappt und zu lesen begonnen! Zuerst wurde ich auf Isophya stysi aufmerksam deren Cerci länger und stärker nach innen gebogen und die Flügel länger als jene von I. modestior sind. Außerdem ist der Gesang mit dieser zu vergleichen jedoch baut die auch langsamere Phasen ein. Ich hab mich natürlich sofort mit Günther ausgetauscht der gerade selber recherchiert hatte und mir daraufhin diesen Bericht von Toni weiterleitete:
Isophya stysi!
da die gefundenen Tiere aber ganz schön groß waren konnte es mit Sicherheit nicht I. stysi sein!
So, aber jetzt! Die nächste Art im Heller ist Isophya modesta...Günther war schneller und hat mir erneut einen Beitrag von Toni geschickt in dem er vom "König der Gattung Isophya" in einem Gebiet schreibt, welches nur 50km von der österr. Grenze entfernt liegt!!!
Isophya modesta
zur Ergänzung: Die Tiere am Rohrbacher Teich waren so laut, dass man sie ohne Probleme über längere Distanz vernehmen konnte. Mit dem Batdetektor konnte man die Isophyas erst hören, wenn man diesen auf unter 20KHz eingestellt hatte, was im bei Heller als typisches Gesangsmerkmal beschrieben wird. Außerdem wird erwähnt, dass der Gesang aus zwei Teilen besteht die jenem im Video entsprechen. Günther erinnert sich auch an den langen Legebohrer eines Weibchens das wir gefunden haben, was ein weiteres Merkmal für I. modesta wäre
Zum Abschluss noch ein Bild
Ein Grund mehr da so schnell wie möglich wieder hin zu düsen!!!
LG, Markus
PS: Toni war einfach eine Wucht!!! Ohne seine überaus wertvollen Beiträge und Erfahrungsberichte in diesem Forum, das übrigens mittlerweile Gold wert ist, wären wir da niemals so schnell drauf gekommen!
Hallo zusammen!
Noch zu erwähnen ist, dass dieses modesta-Vorkommen in Ungarn 50 km von Österreich entfernt (Somlö-Hügel) in der ungarischen Literatur als Eiszeitrelikt gilt. Dasselbe wird ja glaub ich auch für Poecilimon intermedius in Pischelsdorf angenommen. Dh. nun, wenn am Rohrbacher Kogel diese beiden Arten vorkommen, ist das wohl ein absoluter Hotspot für derartige Spezialvorkommen!
Der Gesang ist wirklich einzigartig, die Tiere sind recht häufig. Da hatte gestern jemand den absolut richtigen Riecher!
Isophya-Art Nr. 7 für Österreich, juhuuu!!!
LG,
Günther
Hallo!
Ihr seid's ja wirklich unglaublich - Euch kann man ja gar nirgends hinschicken, ohne dass nicht wieder sensationelle Tierchen auftauchen! Nach meiner soeben überstürzten Heller und Toni-Recherche komme ich auch zu dem Ergebnis, der Gesang genau so wie im Heller beschrieben, Cerci, Flügel detto und das auffällige, wie auf Tonis Bild: diese giftgrüne, erste Schrillader, die hab ich bei keiner anderen bis dato gesehen! modestior hat diese ja auch grün, aber im ersten Viertel gebräunt, auch hat diese eine etwas andere Farbe und der Flügelschnitt ist sowieso anders.
Muss sagen, bin sprachlos ob dieser Entdeckung, und die Poecilimon ist ja auch eine Wucht, wirkt irgendwie auch anders (bunter, dieser magentafarbige Streifen am Pronotum!) als die Fischawiesen-Tiere, aber die Farbe ist ja nicht das entscheidende Ding!
Bewundernde Grüße
Werner
Hallo allerseits!
Christoph war so nett und hat heute noch Habitatfotos gemacht. Die konnten wir ja gestern schlecht in der Dunkelheit machen :)
Aus diesem Ackersaum haben einerseits die Isophyas raus gerufen, und andererseits hat Christoph auch hier mitten drin die Poecilimon gefunden
Wir haben viele Isophya - Männchen gehört aber nur einige wenige gefunden, die direkt aus gemähten gemähen Wiese rundherum gerufen haben.
...mir ist aufgefallen , dass wir die Isophyas eher bodennahe entdeckt haben. Ich habe nur zwei auf Warten gefunden. Einmal auf Galium verum (wie im Beitrag aus dem Wienerwald) und einmal auf Dorycnium germanicum. Die anderen waren eher mit Glück im unteren Drittel des Ackersaums, mitten auf der gemähten Wiese(auch hier waren sie überraschend schwer zu finden) oder in der krautigen Schicht rund um die umliegenden Büsche zu finden
Kann es gar nicht erwarten da nochmal hin zu fahren!
Lg, Markus
Hallo Markus und Günther!
Was ihr wieder aufführt, nehmt doch mal ein bisschen Rücksicht auf das gemeine Fußvolk, das mit euren täglich neuen Entdeckungen schon heillos überfordert ist!
Die allerherzlichste Gratulation!
@Werner
Zitat
Muss sagen, bin sprachlos ob dieser Entdeckung ...
Gott sei Dank nicht!
@Markus
Zitat
... Forum, das übrigens mittlerweile Gold wert ist ...
Das möchte ich voll und ganz unterstreichen!
Maria und ich machen uns heute auf die Suche nach Odontopodisma und Miramella am Forstsee, es hat allerdings die ganze Nacht geschüttet! Feucht mögen es die Viecher ja wohl, heute schauen wir einmal, ob sie auch schwimmen und tauchen können!
lg
Christine
Auch wenn man dem "gemeinen Fußvolk" entwachsen ist, kann man da nur sprachlos staunen - Überaschungen ohne Ende in Sicht und dann immer wieder gleich so verrückte Sachen (man könnte ja Entdeckungen machen die wenigstens irgendwie auf der Hand liegen - aber nein!). Ich freu mich jedenfalls riesig - auch in Top-untersuchten Gebieten (wie es die Hügel im Bezirk Mattersburg eigentlich sind) wird die Forscherfreude immer wieder angefeuert!
Gratuliere!
Thomas
Hallo!
Hier der Bericht unserer Nachsuche am Donnerstag - mit dabei Markus, Christoph, Alex Panrok, Werner und ich, Martina war ebenfalls im Gebiet unterwegs.
Von Poecilimon fanden wir 8 Exemplare, wovon eines sogar auf der anderen Seite des Rohrbacher Teiches war. Martina berichtete von zwei weiteren, also sind wir bei insgesamt 10. Die Tiere werden durch die Mahd wohl in ungemähte Randbereiche bzw. kleine stehen gelassene Flächen gedrängt. Hier ein Beispiel dafür:
In dem ungemähten Dreieck im Vordergrund hielt sich ein Individuum auf Centaurea sp. auf. Die Wiese erinnert im Gegensatz zu den anderen üppigen Fundwiesen dort eher an die Fischawiesen: Lückiger, niedriger, nicht so wild wuchernd. Wie Markus bei einem Gespräch mit dem Besitzer herausfand, ließ er das Gras hier für die Rebhendln stehen. Sehr löblich!
Unten zu sehen der Rohrbacher Teich mit u.a. Grau-, Silber-, Purpur- und Nachtreiher (mind. 4 juv.).
Hier noch das Objekt der Begierde:
Isophya modesta war etwas ruffauler als in der Woche zuvor, vermutlich, weil es abends um einiges kühler war. Optisch fanden wir mit Müh' und Not drei Männchen, ein Weibchenfund gelang uns trotz intensivster Suche nicht. Die Tiere sind wirklich äußerst schwierig zu entdecken in dieser "üppigen Bergwiese", wo beide Arten nebeneinander leben.
Auf unserer ausgedehnten Wanderung rund um und auf den Rohrbacher Kogel kamen immerhin bis zu 39 Arten auf die Tagesliste, mit dabei zB auch Isophya modestior, Tetrix (bipunctata) kraussi und Stenobothrus crassipes. Es gab jedoch neben den beiden Zielarten noch ein weiteres Highlight, und zwar auf diesem Hang unterhalb des Gipfels:
Hier lauerten 3 Exemplare im letzten Larvenstadium auf den nächsten Warzenbeißer, noch dazu in einer äußerst hübschen Farbvariante:
Aktuelle burgenländische Vorkommen von Saga pedo sind ja nicht gerade dicht gesät. Meines Wissens gab es bis vor kurzem nur ein sehr kleines am Zeilerberg im nördlichen Leithagebirge. Vor wenigen Wochen kam es dann laut einer Quelle zur Neuentdeckung einer Population im Seewinkel (G. Kunz), und jetzt dieser südlichste Nachweis...
Unterm Strich also ein absoluter orthopterologischer Hotspot mit Mekka-Potential, dieser Rohrbacher Kogel!;-)
In der Nacht sind Markus und ich dann noch nach Hainburg gegondelt, um die vermeintliche Isophya pienensis zu suchen. Ein einziges Männchen hat sporadisch gesungen, nach ca. 20 Minuten hatten wir es. Und jetzt heißt es Schrillzäpfchen zählen... Was wir auch nicht wussten: Leptophyes albovittata kann man des Nächtens blendend mit Batdetektor kartieren!
Um 02:30 Uhr schließlich endete dieser ereignisreiche Tag, der 18 Stunden zuvor begonnen hatte. Es woa a bissl goa vü am Schluss...;-))
Hier noch die Artenliste vom Rohrbacher Kogel:
Phaneroptera sp.
Barbitistes serricauda
Leptophyes albovittata
Isophya modestior
Isophya modesta
Poecilimon intermedius
Polysarcus denticauda
Conocephalus fuscus
Ruspolia nitidula
Tettigonia viridissima
Tettigonia cantans
Tettigonia caudata
Decticus verrucivorus
Platycleis albopunctata grisea
Metrioptera roeselii
Metrioptera bicolor
Pholidoptera griseoaptera
Pholidoptera fallax
Saga pedo
Gryllus campestris
Eumodicogryllus bordigalensis
Pteronemobius heydenii
Gryllotalpa gryllotalpa
Tetrix (bipunctata) kraussi
Calliptamus italicus
Oedipoda caerulescens
Mecostethus parapleurus
Chrysochraon dispar
Euthystira brachyptera
Stenobothrus lineatus
Stenobothrus crassipes
Chorthippus apricarius
Chorthippus biguttulus
Chorthippus brunneus
Chorthippus dorsatus
Chorthippus albomarginatus
Chorthippus parallelus
Chorthippus montanus
Mantis religiosa
LG,
Günther
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