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#11

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 01.01.2014 17:35
von WSW • 1.034 Beiträge

Willkommen im Heuschreckenjahr 2014!

Am Morgen sah es nicht danach aus - grau in grau. Und ich hab mir erst bei den Möwen in Ybbs und dann im Fotozelt im Garten kalte Füße geholt. Der Wetterbericht hat noch in Ybbs verkündet, dass wir heute wahrscheinlich kaum Sonne esehen werden, aber am späten Vormittag klarte es auf und es wurde ein herrlicher wolkenloser Neujahrstag.

Das hat meine Zeitplanung in Unordnung gebracht. Wie man gesehen hat, sind die Winterheuschrecken im Zeitalter von Aiolopus strepens nicht gerade der Renner, hatten wir vor 2 Jahren ja schon. Und auch ich musste mich zwingen, da heute hinzufahren, das Neujahrs-Schweinsbratl war grad am Fertigwerden.

Aber man ist in einer Viertelstunde in Roggendorf und wenn man dann den ersten mollis hört



Es hatte übrigens um die 5°C und es wehte ein leichtes kühles Lüfterl. Aber an den geschützten Bodenstellen hat es dann 20° oder mehr und die mollis sind im Flug geflüchtet!

Schnell rauf dann über die Sandwand in den Wald. Dort gibt es eine Stelle, die nur etwa 5-8m2 hat, wo es passt: Exposition, hohe Grasbüschel, Eichenlaub, Regenschutz, Sonneneinstrahlung. Auch heute sprangen nur 3 Heuschrecken dort auf, darunter die beiden rufus vom letzten Mal.
Aber der erste hatte keine Keulen!



Ein altes vagans-Weiberl!!! Damit den alten Rekord um fast 3 Wochen zertrümmert - hab eh 2013 ein paar tw. recht unerwartet verloren, nun einen spät dazugewonnen

G. rufus von heute, da fehlt auch nicht mehr viel am Rekord.



Unterhalb am Waldgrillen-Platz hab ich dann noch einen 3. aufgescheucht. Und auch eine adulte Waldgrille, die sich aber nicht knipsen ließ. Damit 4 Heuschreckenarten am 1.1.2014!

So sah es heute aus:
mollis-Habitat Richtung Osten zu den Ausläufern des Dunkelsteinerwaldes:



An dieser unscheinbaren Stelle waren schon vor 2 Jahren die meisten winter-mollis:



Und hier der Blick Richtung Westen. Überm Holzstoß sieht man den Steig, der durch die Sandwand hoch führt. Rechts oberhalb in den Eichen ist irgendwo der vagans gesessen. Hinten links sieht man eine Verkehrstafel von der Autobahn.



Dann schnell ins Auto und heim zum Schweinsbratl. Und einen nö. Schisprungweltcupsieg gab´s auch noch zu bewundern. Und einen Sommertag im Wintergarten. 14 kw/h Strom erzeugt - so kann´s weitergehen!

VG Wolfgang

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#12

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 02.01.2014 10:33
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Ist ja wirklich erstaunlich, was da an diesem kleinen Fleckchen so abgeht! Nachdem dies dort ja schon fast die Regel zu sein scheint: hast Du da über die Jahre irgendwelche "Auswirkungen" festgestellt, ich meine, die müssen ja einen unglaublichen Produktionsvorsprung gegenüber anderen Populationen haben? Sei es in Unmengen von Larven, auffällig mehr Prädatoren, etc. oder ist da die Fläche einfach wirklich zu klein, um merkbare Auswirkungen zu erkennen?

Schöne Neujahrs- und letzte Ferientage () noch in den Westen,

Werner


zuletzt bearbeitet 03.01.2014 21:55 | nach oben springen

#13

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 02.01.2014 19:42
von WSW • 1.034 Beiträge

Nein, Werner, da muss ich dich enttäuschen! Über die Jahre konnte ich nichts feststellen, da ich erst am Neujahrstag 2012 einer Eingebung folgend erstmals dort nach Winterheuschrecken Ausschau hielt, nachdem ich am Henzing erfolglos war (oder nur mehr einen mollis fand, so genau weiß ich das jetzt nicht mehr).

Im Vorjahr war mit einem frühen Wintereinbruch sicher alles tot, da hat man sich das Nachschauen erspart. Aber wie gesagt denke ich, dass 2006/07 dort Heuschrecken den Frühling erlebt haben und dass die Location prädestiniert ist, den Heuschrecken ein langes Leben zu ermöglichen. Vermutlich gibt es zwischen Dunkelsteinerwald und Melker Raum sowie in der unteren Wachau weitere ähnliche Stellen.

Mich beschäftigt eine andere Frage: Ist eine 2. Generation bei Ch. mollis möglich (wahrscheinlich nicht) oder erscheint die Art hier an der Arealgrenze so spät, dass einige Individuen recht unverbraucht in die Winterphase kommen, wo sie sich dann oft wochenlang gar nicht verbrauchen und so zumindest potentiell in den Frühling gelangen könnten?

Immerhin toll, dass an dieser lokalen Stelle bereits 4 Grashüpferarten bis in den Jänner durchhalten konnten. In Mitteleuropa sicherlich vorerst einzigartig.

Letzte Ferientage? - brrrr...

VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet 02.01.2014 19:43 | nach oben springen

#14

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 02.01.2014 20:06
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Ich kann da nur Ingrisch & Köhler (1998) zitieren, die bei Ch. parallelus und G. rufus subitane Einentwicklung feststellte (allerdings zu einem geringen Prozentsatz), und von Ch. brunneus schreiben, dass gelegentlich Larven im September gefunden werden, die aber nicht rechtzeitig erwachsen werden. Im Süden bestätigen die Autoren aber eine 2. Generation von Ch. bornhalmi und O. rufipes, bei sardischen Ch. brunneus schreiben sie aber, dass im Herbst neben abgeflogenen Imagines zahlreiche mittlere und ältere Larvenstadien gefunden wurden, die allerdings kein Beweis für eine 2. Generation sind. Alles in allem eher phänologisch frühe Arten, dazu kann man aber Ch. mollis nicht gerade zählen. Außerdem fixe "Nicht-Ei-Überwinterer" sind Acrotylus patruelis, Aiolopus strepens und Anacridium aegyptium, also Tiere für unsere Umfrage bzw. für unsere beiden Südsteirer...

LG

Werner


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#15

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 03.01.2014 17:45
von WSW • 1.034 Beiträge

Danke für die Recherche! Die Ergebnisse bei dem brunneus kann ich bestätigen: In Zelking waren sehr bald am Beginn der Saison vereinzelt Imagines festzustellen, interessant war jedoch, dass dann spät im Oktober ein Vielfaches an Imagines vorhanden war, wobei da ganz frisch aussehende Tiere dabei waren, die in der Folge bis in den Dezember durchhielten.

Hingegen gibt´s in Roggendorf vergleichsweise wenige brunneus, die dafür 2011 in untergeordneter Zahl aber bis den Jänner ´12 durchhielten.

VG Wolfgang

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#16

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 03.01.2014 19:14
von Günther • 2.345 Beiträge

Ja der brunneus ist ein merkwürdiges Tier - einer der ersten und dann auch einer der letzten.
Diese Roggendorf-Sache riecht ja rast wieder nach einem Markierungsprojekt - erstens um zu sehen, ob das bei Kurzfühlern überhaupt funktioniert, und zweitens, wie lange die Tiere dort tatsächlich leben. An eine 2. Generation mag ich beim mollis auch nicht so recht glauben, dafür ist er irgendwie zu spät dran. Doch wie Werner sagt: Irgendeinen messbaren Vorteil muss es eigentlich schon geben. Natürlich wäre auch eine "normale" Referenzpopulation nicht unwichtig...

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 03.01.2014 22:23 | nach oben springen

#17

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 03.01.2014 20:49
von Günter Pucher • 692 Beiträge

Hallo !

Markierung - klingt echt interessant. Dachte da schon einmal vor längerer Zeit an Wolfgang´s Libellen-Nummerierung. Wie macht man so etwas oder braucht man dazu eine Genehmigung a la Vogelberingung ?

Aufschlußreich allemal!

VG S - Gü

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#18

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 06.01.2014 07:14
von WSW • 1.034 Beiträge

Durch die Änderung in meinem Berufsbild habe ich an ein Markierungsprojekt gar nicht gedacht. Da würde man nämlich zumindest am frühen Nachmittag Zeit brauchen...
Man müsste probieren, ob man mit den feinsten Stiften bis zu 3-stellige Zahlen auf den Vorderflügeln unterbringt, dann würde es gehen. Allerdings hatte ich schon bei den Höhlenschrecken ziemliche Schwierigkeiten und bereits im Spätwinter konnte ich keine von den frühmarkierten mehr nachweisen.
Ein weiteres methodisches Problem wäre, dass man im Herbst fleißig markieren kann und dann kommt im November der Winter mit dem Hammer und alle sind vorzeitig tot.

Interessant wäre es schon, alleine schon deswegen, um sich einmal die Mobilität der Tiere anzuschauen.

VG Wolfgang

Für dieses Projekt braucht man meiner Meinung nach keine Genehmigung, die fraglichen Heuschrecken sind vogelfrei.

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#19

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 06.01.2014 08:37
von Günter Pucher • 692 Beiträge

Hallo Alle, servus Wolfgang !

Danke für deine Aufklärung.

Nur wegen der momentanen Aktualität bezüglich Willi´s Aiolopus strepens: ich denk da in kleinen Dimensionen.
Ein wasserfester Filzstift (verwenden viele Weinbauern zur Schnapsflaschenbeschriftung) - einen Punkt auf das Pronotum - wenn ich einmal 4 Ex "beringt" habe und 3 Tg später nochmals 5 Ex erwische so ist das für die Population schon mal aussagekräftig.

Bei Willi´s 2. Fundstelle würde ich eine andere Farbe verwenden.

Und sobald es im Frühjahr zu tauen beginnt (naja, wir haben noch nichts zum Tauen) kann man ja man Nachschau halten.
Wie gesagt, hab das nur einfach gestrickt.

Und dann die farbliche Raffinesse - wie bei der Autobahn-Vignette....

VG S - Günter


zuletzt bearbeitet 06.01.2014 08:38 | nach oben springen

#20

RE: Winter 2013

in Beobachtungen in Österreich 06.01.2014 17:28
von WSW • 1.034 Beiträge

Günter, zur farblichen Raffinesse muss ich noch anmerken: Die schwarzen Staedtler-Stifte funktionierten ausgezeichnet, aber der grüne z.B. verblasste nach ein paar Tagen.

Heute war wieder ein perfekter Wintertag, wie er etwa in Portugal stattfinden könnte und ich fuhr zum Henzing, weil unten der Nibelungengau mit Nebel überschwemmt war. Bei der Anfahrt merkte ich, dass ab Melk der Nebel aus war. In Roggendorf werden die mollis abgeteufelt haben, aber nach Recherche im Forum wusste ich, dass der Rekord von rufus noch außer Griffweite ist (12.1.)

So lag der Henzing SW-Hang heute in der Sonne:



So war die Aussicht vom Henzing über Donau zum Wiener Schneeberg:



Ich hab am Henzing nicht mehr mit Heuschrecken gerechnet, sondern war auf Winterlibellen und Tagfalter aus. Daher hatte ich nur das 300er-Tele mit. Am rufus-Hauptplatz waren weder Libellen noch Falter, auch keine rufus.
Aber vorne bei den Wiesenhängen (genau in Bildmitte oben) spielte es sich ab! 5 rufus-Weiberl in guter Kondition, ca. 5 mollis-Männchen, die tw. sangen und mind. etwa 7 mollis-Weibchen! Das sind fürn Henzing Rekorde...





Unten bei der hohen Böschung waren auch noch etliche mollisse unterwegs, gesamt also mind. 20. biguttulus-Suche wurde durch die Passanten vereitelt, die mich wiederholt in lange Gespräche verwickelten....

Ja, übrigens - ein Prädator war auch vorhanden: Der Henzing-Raubwürger. Endlich, mein erster heuer.Er hat fleißig gejagt in den Wiesen.



Nach der 15-Tages-Prognose von gestern im ORF-Wetter stehen diesen Heuschrecken rosige Zeiten bevor. Ein rufus- Rekord ist jedenfalls noch drinnen.

VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet 06.01.2014 17:33 | nach oben springen


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