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Hallo,
einer ominösen Mauereidechsen-Meldung folgend (die wir vorgestern im NHM reinbekommen haben), bin ich am Freitag Nachmittag nach Breitenbrunn NW des Neusiedlersees gedüst. Die Eidechse gibt´s dort definitiv nicht, der einzige Lebensraum, der auf der ÖK50 eventuell hätte passen können, ist eine Art Steinbruch, der sich aber letztenendes als trostlose Schutt-Ablagerungshalde erwiesen hat. Wahrscheinlich war es eine subadulte/weibliche Smaragdeidechse, von denen da haufenweise rumrennen (selbst bei diesen Temperaturen).
Deshalb bin ich auf den Trockenrasen rumspaziert und hab v.a. auf die Heuschrecken geachtet. 11 Arten waren es sicher, Verdacht auf Ch. montanus (den ich zugegebenermaßen noch nie sicher gehört hab) und, nach Manuels Gesangs-Beschreibung, auf Ch. dichrous (hab notgedrungen einen mitgenommen - befürcht aber, dass es irgendwas anderes ist..), hat zumindest bestanden. Zudem eine lautstarke Singzikade und ein Vogel, den ich noch nie gehört hab (nein, es war kein Star!)...
Hier ein paar Bilder von der Exkursion..
Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)
Leptophyes albovittata
Rote Mordwanze (Rhinocoris iracundus)
Alydus calcaratus (Fam. Krummfühlerwanzen, Alydidae)
Platycleis sp. (tendenziell P. affinis(?))
Zygaena angelicae
Chrysopa phyllochroma oder Ch. abbreviata (vermutlich erstere)
Bei dieser Nymphe war ich anfangs völlig planlos, denke aber am ehesten, dass es eine merkwürdig gefärbte C. italicus war (?)...
Viele Grüße,
Günther
Hallo Günther!
Der erste Exkursionsbericht - ja die Heuschreckenwelt ist schon erstaunlich reichhaltig, und ein Wanzenexperte bist Du ja auch noch!
Zu den Arten - die Platycleis würde ich als grisea einstufen, affinis ist für gewöhnlich stärker gezeichnet, meist mit roeselii-artigem Hufeisen am Pronotum, hat einen schwächer gebogenen Legesäbel und oft Flecken imm Flügel. Bei den Caeliferen-Larven ist das Pronotum immer ein guter Hinweis, das ist meist schon ziemlich weit entwickelt - deine ziegelfarbene schaut mir sehr nach Oedipoda caerulescens aus (auch wenn die Stufe im Hinterschenkel nicht sichtbar ist). Calliptamus hat auch gestreifte Augen. montanus und dichrous wären unerwartet früh, aber wer weiß? biguttulus ist ja auch schon da.
Westufer ist immer gut für viele Arten, am 3.7. ging ich rund um Donnerskirchen zwei Stunden herum und fand schon 21 Arten, der Großteil davon adult!
Liebe Grüße
Thomas
Lieber Thomas,
danke für die Berichtigungen!
Ja, die ungestreiften Augen haben mich auch irritiert, aber es hätte ja vielleicht sein können, dass sie erst beim adulten Tier gestreift sind (was wohl ziemlicher Quatsch ist, hab da zugegebenermaßen nicht näher recherchiert)...
Bzgl. Platycleis: Eben gerade wegen des (scheinbar) schwach gekrümmten Legebohrers hab ich nach Bildvergleichen tendenziell auf affinis getippt, aber ich glaub Dir grisea natürlich auf´s Wort!
Wanzenspezialist bin ich übrigens gar keiner, bis auf die gängigen Arten geht das ohne Buch bzw. im Zweifelsfall Wolfgang R. noch lange nicht. Von der Krummfühlerwanze hab ich das erste Mal gehört;-)
Beste Grüße,
Günther
Lieber Werner - ich begrüße Nummer 4 im Forum!
Ja diese Nymphe ist ein ziemlicher Leger, da habe ich mir zu wenig Gedanken gemacht. In dem Alter hilft uns wohl nur das Pronotum - Calliptamus wäre oben flach und es gäbe markante Kanten, Sphingonotus müsste einen deutlichen Halskragen haben, Oedipoda hat eigentlich so einen gewölbten Pronotumsrücken, aber das hat die Psophus natürlich auch. Komisch für Oedipoda ist auch, dass die Stufe im Oberschenkel fehlt. Farblich passt es besser auf Oedipoda. Peinlich, dass ich mir die Larven einfach noch zu wenig anschaue, werde einmal eine Bildergalerie dazu eröffen.
Psophus lebt zwar im Leithagebirge, aber nur ganz lokalisiert am Südrand westlich von Eisenstadt.
Liebe Grüße
Thomas
Hallo Thomas!
Ja, diesmal hat Dein Link vom Forum geklappt! Danke!
Zur Färbung: sieh Dir das Bild im Baden-Württemberger Band an, da sieht die verdammt auch so ziegelrot aus! (incl. fehlender Kante im Hinterschenkel steht es dann schon 80:20 % zugungsten Psophus!
LG
Werner
Hallo,
es ist natürlich kein Bestimmungsmerkmal, aber ich denke dennoch, dass auch das Verhalten eines Individuums zumindest einen Hinweis auf die Art geben kann (wobei ich nicht weiß, inwieweit sich da Larve und Imago unterscheiden). Das abgebildete Tier hat sich völlig atypisch für Oedipoda verhalten und ist fast wie in Chorthippus-Manier von Grashalm zu Grashalm gehüpft. Psophus würde ich zwar auch nicht unbedingt so einschätzen (mir fehlt´s an Erfahrung mit dieser Art), aber sicher eher als Oedipoda.
Vielleicht also sogar schon 85:15 ? ;-)
So, an dieser Stelle wollte ich eigentlich gerade auf "Beitrag speichern" klicken; dann hab ich mir vorher doch nochmal Bilder der beiden Arten, auch von Larven, im iNetz angeschaut und bin nun doch wieder ganz anderer Meinung (soviel zum Thema "Verhalten"). 3 Dinge am Pronotum haben mich jetzt bewogen, das ziegelrote Ding doch als Oedipoda einzustufen, weil alle davon perfekt auf die fragliche Larve passen (und auf jedem Bild zutreffen):
1. ist bei Psophus das Pronotum noch viel stärker gewölbt als bei Oedipoda.
2. geht bei Psophus das Pronotum fast übergangslos in den Kopf über.
3. (und das ist der Hauptpunkt) hat Oedipoda kurz vor der Halsschild-Mitte oberseits eine deutliche Einkerbung, die bei Psophus fehlt, bei letzterer Art ist die Oberkante nahezu komplett durchgehend.
Aus diesen 3 Merkmalen ergibt sich wohl auch dieser extreme Psophus-Stiernacken, der der fraglichen Larve in dieser Ausprägung eindeutig fehlt.
Hier 2 Vergleichsbilder, die die genannten Merkmale am Halsschild recht schön zeigen:
Oedipoda-Larve
Psophus-Larve
Bleibt noch die Frage der fehlenden Stufe am Hinterschenkel. Auf dem Bild von Martin Pollheimer, das Thomas in die Galerie gestellt hat, erkennt man die auch kaum, möglicherweise ist sie in diesem Stadium oft noch nicht so stark ausgeprägt(?).
edit: Hinzu kommt auch noch die bei Oedipoda stärkere Wölbung der Hinterschenkel. Man sieht das auch auf den oben verlinkten Bildern recht gut, dass deren Oberkante bei Psophus vom Kniegelenk bis zur breitesten Stelle des Schenkels fast gerade verläuft und wesentlich weniger stark geschwungen ist...
LG,
Günther
2 Arten, bei denen ich auch noch ein bisserl mitreden kann
Ich habe in der Wachau seinerzeit Psophus-Populationen mit vergleichbar gefärbten Weibchen gefunden.
Dennoch passt das Pronotum eindeutig besser für Ödipoda, allerdings fehlt tatsächlich jeder Hinweis auf eine Hinterschenkel-Stufe, denke, die sollte man eigentlich schon erkennen.
VG Wolfgang
Hallo Wolfgang,
danke für das Bild. Also zumindest das zweite Merkmal aus meinem letzten Beitrag mach ich hiermit ungültig, das wirkt anscheinend immer anders.
Trotzdem ist bei Deiner Psophus der Schenkel wesentlich weniger geschwungen und vor allem schlanker als bei meiner "Oedipsophus". Hab den jetzt mal rausvergrößert; an der Stelle, an der die Stufe sein sollte, erkennt man schon einen zumindest leichten Knick (oder bild ich mir den gar nur ein?), wenngleich er natürlich bei weitem nicht so stark ausgeprägt ist wie bei einer adulten Oedipoda. Aber wer weiß schon, wie das Ding nach der nächsten Häutung ausgesehen hat?
LG,
Günther
So, nachdem ich jetzt auch endlich mal eine Psophus-Larve entdeckt hab (@Thomas: konnte sie heute, auf Werners Spuren wandelnd, tatsächlich in mehreren Exemplaren finden:), bin ich mir nun völlig sicher, dass das ziegelrote Tier aus Breitenbrunn definitiv keine Psophus war. Live schauen die (abgesehen von der Färbung in diesem Fall) 100:1 aus - wirklich komplett anders. Alleine schon die Ausdehnung des Pronotums nach hinten...
Hier die beiden im Vergleich:
Auch sonst gab es heute einige schöne Dinge zu finden, das orthopterologische Highlight waren Psophus stridulus, Platycleis grisea und eine männliche Leptophyes boscii zusammen auf 1 Quadratmeter. V.a. letztere hat mich ganz besonders gefreut, weiter oben hab ich dann auch noch das dazugehörige Weibchen entdeckt.
Das Schönste aber war wie immer dort, wenn man das Glück hat, eine herrliche weibliche Hornotter, die hier ihre nördlichstes Verbreitungsareal hat:
LG,
Günther
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