Hallo zusammen,
von Freitag bis Montag waren wir nochmal in Istrien, bevor sich der Sommer endgültig für heuer verabschiedet (was laut Wetterbericht wohl doch noch nicht ganz der Fall zu sein scheint). Besonders viel hab ich nicht nach Heuschrecken gesucht, aber zumindest ein paar Fotos kann ich zeigen. Zwar keine Raritäten, aber doch einiges Neues für mich.
Untergebracht waren wir im Hinterland der Westküste in der Nähe von Poreč. Gleich auf der Hinfahrt am Stadtrand ging´s ziemlich zur Sache, und zwar auf einer kurzgrasigen, auf den ersten Blick eigentlich eher vermeidbaren Wiese direkt an der Straße. Dominierend (wie überall in diesen Tagen) war hier Pezotettix giornae, aber auch Omocestus rufipes war sehr häufig; die Männchen nicht so dunkel wie bei uns und die Weibchen kleiner.

Männchen von Omocestus rufipes
Weiters waren an dieser Stelle Calliptamus italicus, Oedipoda caerulescens und Mantis religiosa anwesend sowie zu meiner großen Freude vereinzelt Aiolopus strepens

und eine einzelne Acrida ungarica.
In einem höhergrasigen Bereich sprang bei meiner Annäherung ein Männchen der Lilienblatt-Sichelschrecke Tylopsis liliifolia davon. Tatsächlich scheint es gerade die Spermatophore für ein Weibchen abgesetzt zu haben, das gerade dabei war, sie aufzunehmen. Ob sie eher von der Seiltänzer- oder der Stabhochsprungfraktion war, konnte ich nicht mehr feststellen...

Im kleinen Gärtchen unseres kleinen Häuschens samt angrenzender Brachfläche sprang v.a. P. giornae herum, ebenso Oe. caerulescens, C. italicus und vereinzelt O. rufipes; des Abends stridulierte Phaneroptera nana vor sich hin. Besonders gefreut hab ich mich über je ein einzelnes Exemplar der Ägyptischen Wanderheuschrecke Anacridium aegyptium und A. ungarica,

aber auch – wie immer – über einen Euscorpius italicus unter einem kleinen Holzstück auf der Wiese.

Bei einem Abstecher zur Mündung der Mirna sahen wir mit großer Freude in einem Steinbruch unsere ersten adulten Exemplare von Eupholidoptera chabrieri (die eigentlich in Realität noch schöner sind als auf Fotos!) sowie gut zu beobachten mehrere Zaunammern und Blaumerlen.

Am Meer gab es zwar nur M. religiosa, aber dort geht es immer viel mehr um die Stimmung der See, die einen jedes Mal wieder umhaut (die Berge und das Meer - was Schöneres gibt´s nicht!)…

Was ich jetzt überhaupt nicht erwähnt hab, sind die Chorthippen. Es gab von denen nur eine einzige Art zu sehen, und zwar nach Pezotettix am häufigsten von allen Schrecken. Von Anfang an war ich der Meinung, es handle sich dabei um Ch. bornhalmi, der ja von Istrien südwärts Ch. brunneus ersetzt. Die Flügeladerung ist bei den fotografierten Tieren ziemlich die gleiche wie bei brunneus, sie sangen aber komplett anders. Erst zu Hause hab ich daran gedacht, dass es ja auch noch Ch. vagans gibt, mit dem ich gesanglich aber überhaupt keine Erfahrung habe. Zu Hause angehört, ist selbiges fast über meinem Kopf zusammengebrochen – der singt recht ähnlich wie die Tiere aus Istrien! Aber eben doch etwas anders (bilde ich mir zumindest ein). Mit dem Tympanal-Merkmal bin ich nach wie vor auf Kriegsfuß, das geht mir einfach nicht ein...
Hier ein paar Bilder:
Die Männchen haben alle so ausgesehen wie der hier. Ewig lange Flügel, keine klassische vagans-Färbung. Also eher wie brunneus.

Flügel: Wie brunneus

Weibchen (das könnte schon wieder eher vagans sein?):

Hinten häng ich auch noch eine kurze Gesangssequenz an, aus Poreč. Eine Aufnahme von einem definitiven bornhalmi hab ich leider keine, vielleicht kann ja jemand, der damit Erfahrung hat, eine Meinung äußern? Trotz der Ähnlichkeit im Gesang steht für mich eigentlich fest, dass das alles Ch. bornhalmi war – denn so wie das Männchen schaut kein vagans aus! Aber weiß man´s?
Danke schon mal für´s Veri- oder Falsifizieren!
Viele Grüße,
Günther