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#1

Tetrix bolivari - Ver-/und Ausbreitung

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 28.04.2012 11:35
von Günther • 2.345 Beiträge

edit: Karte aktualisiert am 01.06.2012

Zitat von Günther
..., die Art taucht sicher noch an einigen Wienerwaldstellen auf!


Am ertragreichsten für weitere Funde dürfte aber der Landstrich zwischen dem Neusiedler See und Wien sein - zumindest wenn wir davon ausgehen, dass sie sich von ersterem aus nach Westen ausgebreitet hat. Ich hab jetzt mal ein paar wüste Hypothesen aufgestellt, die jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren und nur durch den Blick auf die momentane Verbreitung in Ö zustande gekommen sind. Vielleicht ist also eh alles ganz anders, aber einiges ist eigentlich schon recht evident.

Also - vom Neusiedler See nach Westen ausgebreitet. Nach Norden hin fließt die Donau als ziemlich gewaltige Barriere. Darauf, dass es die Tiere noch nicht geschafft haben, sie zu überwinden, deutet v.a. die Tatsache hin, dass die Art anscheinend (zumindest nach momentanen Erkenntnissen) in den Donau-Auen nördlich davon fehlt, obwohl geeignete Lebensräume zur Genüge vorhanden wären. In den Auen am Südufer der Donau hat glaub ich noch niemand wirklich geschaut, über die ganze Länge von Fischamend bis Bad Deutsch-Altenburg schaut´s auf der Karte ziemlich gut aus, das sollte man sich mal anschauen. Ist sie dort zu finden, deutet das schon stark auf diese Hypothese hin.

Nördlich der Donau ist der nächstgelegene Fundort Weikendorf im Marchfeld (edit: Inzwischen auch bei Marchegg gefunden), weiter "rauf" wird die Art dann anscheinend immer häufiger (im nördlichen Weinviertel gibt es nun doch schon einige Fundorte). Das führt zu der Annahme, dass es einen zweiten Ausbreitungsweg über das March-Thaya-Gebiet gab (wobei sie dann aber an der March eigentlich häufiger sein sollte..?).

Zusammenfassend: Eventuell 2 Einwanderungswege - einer vom Neusiedler See nach (Nord)Westen, ein zweiter über March/Thaya. Um das zu untermalen, stelle ich hier noch eine ganz grob zusammengezimmerte, aktuelle Karte rein (basierend auf der Amap Fly 4.0). Die beiden potenziellen Gruppen sind unterschiedlich eingefärbt.



Wie oben gesagt - es gibt sicher hunderttausend Argumente gegen diese Hypothese, aber es macht einfach Spaß, Verbreitungsbilder zu analysieren und sich darüber den Kopf zu zerbrechen;) Vielleicht spornt das ja den einen oder anderen an, die sich ergebenden Lücken unter die Lupe zu nehmen.

Viele Grüße,
Günther


zuletzt bearbeitet 21.06.2012 17:03 | nach oben springen

#2

RE: Tetrix bolivari - Ver-/und Ausbreitung

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 30.04.2012 09:27
von Thomas Z-K • 740 Beiträge

Sehr spannend Günther - das gefällt mir! Eine kurze spontane Gedankenspende - die Donau als massiv schotterführender Gebirgsfluss dürfte von Haus aus für die bolivari mit ihrer Neigung zu feinsandig-schlammigen Habitaten eher suboptimal sein - die in historischer Zeit sicher geeigneten riesigen Vorlandüberschwemmungswiesen waren da wohl flächiger besiedelr, sind aber alle nun intensive Ackerlandschaften geworden - daher womöglich diese auffallende Donaulücke. In Südmähren und der Westslowakei ist die Art entlang March-Thaya verbreiteter nachgewiesen als bei uns (die schauen schon länger intensiv darauf), eine zweite Einwanderungswelle über das March-Oder-System ist aber schwieriger zu argumentieren (im Nordosten fehlt sie ja offenbar) als ein früherer Sprung ins einst feuchtwiesenüberzogene Marchfeld, der dann "abgerissen" ist.
Liebe Grüße
Thomas

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#3

RE: Tetrix bolivari - Ver-/und Ausbreitung

in Heuschrecken-Kartierung Österreich 02.05.2012 21:26
von Günther • 2.345 Beiträge

Danke für den Gedankenanstoß, Thomas!

Mit dieser Alpenfluss-Theorie hätte ich mich anfreunden können, das hab ich dann eigentlich auch schon getan, denn sie klingt recht plausibel, wie ich finde.
Aber dann bin ich am Feiertag seit längerem wiedermal mit Markus gemeinsam losgezogen. Ziel waren in erster Linie die Donauauen südlich des Hauptstroms. Zunächst an einem großen Altarm bei Fischamend. Und was fanden wir am Ufer - inmitten von vielen subulatas und tenuicornissen einige eindeutige bolivaris (ein Belegtier ist in unserer Sammlung in NHM)! Xya haben wir hier leider vergeblich gesucht.
Dann weiter nach Haslau. Zufällig sind wir auf einen wunderschönen und anscheinend recht frisch renaturierten Altarm gestoßen, ENE des Ortes (Mitterhaufen). Das ist ein hammermäßiger Lebensraum dort, so schön, dass wir eigentlich insgeheim mit T. tuerki gerechnet haben;). Leider haben wir kein Weitwinkel mitgehabt und konnten somit kein Lebensraumbild machen. Und zwar aus dem blöden Grund, dass man sich beim Packen fragt, ob man jetzt lieber im Fall des Falles einen Schreiadler dokumentieren will (=Tele) oder ein Lebensraumbild schießen möchte (=Weitwinkel). Diesmal war es leider die falsche Wahl.. :(
Aber egal, was hüpft da jedenfalls am Ufer herum? Viele T. subulatas, aber noch viel mehr T. bolivaris!! Auch tenuicornis war hier anzutreffen, vielfach bereits adult. Tw. hammermäßig gefärbte Tiere, wie zB dieses hier:



Wie auch immer, südlich der Donau kommt bolivari in der Au auf jeden Fall vor. Wir werden dranbleiben!

Viele Grüße,
Günther

P.S. Die Karte oben ist aktualisiert.


zuletzt bearbeitet 21.06.2012 17:13 | nach oben springen


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