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Bezeichnung der Flügellänge
in Diverses & off-topics 30.09.2011 12:35von Thomas Z-K • 740 Beiträge
Weil zu den Flügellängen manchmal im Forum oder in der Literatur schwer verständliche Begriffe (squamipter, micropter etc.) auftauchen hier die "ofizielle" Erläuterung laut Heuschrecken-Papst Kurt Harz (von 1957):
Apter - keine Flügelreste vorhanden (z. B. weibliche Sägeschrecken)
Hypopter - durch Flügelverkürzung flugunfähig; genauer beschrieben in drei Gruppen:
Squamipter - Flügeldecken schuppenförmig, ohne sich innen zu berühren, Flügel ganz oder fast ganz reduziert;
z. B. Miramella alpina alpina, Pholidoptera alpina Weibchen
Micropter - Flügeldecken ragen bis max. zur Hinterleibsmitte vor und berühren sich innen, Flügel höchsten so
lange wie die Decken; z. B. Miramella alpina collina, Metrioptera roeselii
Brachypter - Flügeldecken ragen bis zum Hinterleibsende oder darüber hinaus, Flügel jedoch reduziert;
z. B. Chorthippus montanus
Eupter - Flügeldecken und Flügel "normal" entwickelt; wieder drei Gruppen:
Mesopter - Flügel erreichen das Hinterleibsende bzw. die Hinterknie; z. B. Chorthippus apricarius
Holopter - Flügel überragen das Hinterleibsende bzw. die Hinterknie wesentlich; z. B. Tettigonia caudata
Hyperpter - Flügel überragen individuell (nicht alle) erheblich die Normallänge der holopteren Exemplare; typische
"makroptere" Ausbreitungsindividuen
Parapter - die holopteren Flügel überragen die micro- bis mesopteren Flügeldecken (sieht "verkehrt" aus);
z. B. Phaneroptera falcata, Tetrix
Liebe Grüße
Thomas
RE: Bezeichnung der Flügellänge
in Diverses & off-topics 01.10.2011 02:10von Günther • 2.345 Beiträge
Hallo Thomas,
also das ist wiedermal hochinteressant! Gerade stöbere ich in meinem neuen Lieblingsbuch, dem Ramme 1951. Und da finde ich doch glatt nahezu wortgleich ebendiese Beschreibung der verschiedenen Flügellängen! Harz scheint das mehr oder weniger wortwörtlich von Ramme übernommen zu haben.
Überhaupt sind da äußerst spannende Beiträge drinnen (Tetrix wird aber anscheinend leider völlig ignoriert) - u.v.a.:
Die morphologischen Veränderungen von Chorthippus parallelus in der alpinen Region
Ein Hermaphrodit von Decticus verrucivorus (L.)
Weitere Ergebnisse zur Frage "Macropterie und Fruchtbarkeit" bei Orthopteren
Die vertikale Verbreitung der Orthopteren Rumäniens
Odontopodisma schmidti(i) auctt. enthält 4 Arten; revisionistische Bemerkungen zum engeren Gattungskreis um Podisma Latr.
Der Artenkreis um Chorthippus biguttulus (L.); Klingstedts Hybriden
Und vom Titel her mein Lieblingsbeitrag:
Das Problem der "Dualspezies" bei den Orthopteren; Bemerkungen zu Locusta danica L. und migratoria L. in Beziehung zur Phasenlehre von Uvarov
Die beste Info von Dir aber war, dass der dichrous früher loratus hieß - denn der ist da sehr wohl drinnen!
Ein wesentlich größeres Problem als mit der "Dualspezies" hab ich allerdings mit dem Buch selbst, denn darin sind die Blätter oben und auf der Seite noch zusammengestanzt - ein Hinweis darauf, dass mein Exemplar noch nie jemand gelesen hat;) Da muss wohl mal eine Nachtsession mit Buch und Brieföffner (nicht zu verwechseln mit Bieröffner) her...
Viele Grüße,
Günther
RE: Bezeichnung der Flügellänge
in Diverses & off-topics 02.10.2011 19:18von Toni • 490 Beiträge
Hallo Günther!
Du studierst den Ramme?
Auch ich stosse bei meinen Recherchen immer wieder auf Ramme. Obwohl seine Beschreibungen (Unzählige ARten vor allem vom Balkan und Russland (?)) weit zurück reichen, sind seine Methoden und Synthesen genial. Seinen Umfang und auch seine Qualität hat niemand erreicht. Im Prinzip hat Nadig seine Methoden unverändert übernommen, 60 Jahre später aber nicht seine Qualität erreicht. Auch Ramme hat unglaublich viel gesammelt. Er war immer sehr intensiv mit Ebner (vom Naturhistorischen Museum in Wien) in Kontakt. Diese Sammlung war damals die bedeutendeste Heuschreckensammlung Europas. Vermutlich benannte er deswegen unzählige Taxa nach Ebner.
Ramme war mit Abstand der bedeutendste Orthopterologe für den osteuropäischen Raum. Alle seine Werke haben noch aktuell Relevanz.
Was die Gattung Odontopodisma betrifft, empfehle ich Kis 1961 (Kis war Rumäne). Harz hat zwar schon die Kenntnisse von Kis in seinem Buch integriert. In Kis sind die Merkmale vollständig, vor allem die Penisvalven, dargestellt.
LG, Toni
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