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#1

Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 22:27
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo allseits!

So – hier nun der schon vermisste „Reisebericht“ (aber aufgrund der Länge werdet ihr es noch bereuen….):

Nachdem ich von Eurem Club 100 - was Österreich angeht - doch noch weit entfernt bin, muss ich halt von Zeit zu Zeit ins Ausland fahren, um einige Arten für mein persönliches Inventar „dazuzubekommen“! So wurde es diesmal das Departement Aude in der südfranzösischen Region Languedoc-Roussilon – von den Voraussetzungen her (orthopterisch gesehen) nicht gerade erfolgversprechend, wenn man sich die Karten im „Atlas UEF des Orthoptères“ ansieht: 98 (bzw. 99 nach meinem Urlaub ) Arten gegenüber 136 im südlichen bzw. 132 im nördlichen Nachbardepartement! Warum das so ist, wollte ich so nebenbei wissen, liegt es am Bearbeitungsstand oder…? Aber in erster Linie sind meine Urlaube ohnedies familien- und erholungsbedingt, die jeweils aktuellen Hobbies laufen am Rande mit (auch wenn es meine Frau anders sieht…).

Hier meine Mischung aus Bilderbuch von netten Vertretern aus dem Süden, und einigen harten Brocken, damit ihr auch was zu tun habt!

War zwar schon voriges Jahr beim Korsika-Bericht dabei, aber irgendwie ein heimlicher Liebling von mir, die Lilienblatt-Sichelschrecke, Tylopsis lilifolia:



Eine auch hierzulande (außer bei Toni….) vorhandene Art, allerdings in einer sehr farbenfrohen Variante (fast schon wie eine Barbitistes), die Punktierte Zartschrecke, Leptophyes punctatissima in den Sanitäranlagen:




Die Mission Platycleis ist ein bisschen in die Hose gegangen, wollte nämlich, nachdem in dieser Ecke gleich 6 Arten vorkommen, endlich alle Weibchen ablichten, besonders natürlich Subgenitalplatten und 7. Hinterleibssegment – nun, ich konnte nur 4 ohnehin schon bekannte sehen/hören, aber ich komme ja ohnehin fast jedes Jahr in diese Ecke! Hier 2 Vertreter, eine P. affinis, eigentlich mit schwachen hellen Adern:



Und, die recht häufige P. tessellata:




Zu dieser Art eine interessante Überlegung bzw. Frage: Kennt jemand die genauen Verbreitungsgrenzen von dieser Art bzw. P. veyseli? Irgendwie kommen mir diese Arten sehr nahe stehend vor, erscheint mir fast wie albpunctata und grisea! Allein der Gesang – im Detektor eigentlich ident! Die eine westlich und die andere südöstlich! Wo gibt es syntope Vorkommen?

Yersinella raymondii, eine sehr versteckt lebende Art:



Ebenso wie die, nur in einem Stück gesehene Thyreonotus corsicus, die zwar aus Korsika beschrieben wurde (Rambur, 1839), aber von dort bisher unbekannt ist…:



Das Pronotum im Detail, damit man weiß, warum die Korsische Schildschrecke heißt:



Von den beiden gesehenene/gehörten Sattelschrecken eine Vertreterin aus der Gattung Uromenus, nämlich rugosicollis:



Eine unbestimmbare Grille war diese hier an einem Weingut:



Zu den Kurzfühlern: Auch hier eine zweite Enttäuschung, nur die auch von Korsika schon hinlänglich bekannte Tetrigidae, nämlich Paratettix meridionalis in mehreren Farbversionen und Ihrem Habitat:







Ein Problem für sich sind die Schönschrecken der Gattung Calliptamus, ich habe mir zugegebenermaßen noch nicht die Mühe gemacht, diverse Bestimmungsschlüssel zu durchforsten, ich stelle hier ein paar hübsche Tiere ein:








Nachdem die adulten zu flüchtig waren, die Larven von Anacridium aegyptium:





Für das nördliche Österreich eine der Entdeckungen des Jahres, dort eine Allerweltsart, Pezotettix giornae:



Eine schöne Farbvariante von Oedipoda germanica (die dort in noch nie gesehener Regelmäßigkeit auftreten!):



Acrotylus, vermutlich insubricus, auch recht bunt und unterschiedlich:






Aiolopus lasse ich mal so im Raum stehen, sehen alle strepens-mäßig aus:





Auch neu für mich ist der Spanische Grashüpfer, Ramburiella hispanica:




Den habe ich auch als diese Art vor Ort fotografiert, ist aber nach der Bildausarbeitung das Riesenrätsel für mich, ist nämlich am Kopf/Pronotum genau umgekehrt gefärbt – wie Euchorthippus, hat Flügel wie ein Stenobothrus und ein rotes Popscherl!



Die Gattung Dociostaurus, es dürfte jagoi occidentalis sein:



Ein auch bei uns vorkommender Vertreter der Gattung Omocestus, ein weiblicher rufipes:



Neu für mich war dafür O. raymondi (auch fast überall in mäßigen Stückzahlen):




Dank fehlendem Hinterfemur sieht man bei diesem vagans schön die runde Gehöröffnung, darum stelle ich ihn hier ein:



Eine Wanderung, die uns in wesentlich artenreichere Departement Herault führte, brachte gleich ein neue Art für mich, fiel sofort durch ihren Gesang auf, der nur von einem Ginsterbusch ausging, und dort saßen mir völlig unbekannte Tiere, die Färbungen von Myrmeleotettix maculatus, Miramella und Chorthippus pullus aufwiesen! Leider, aufgrund ihres „stechenden“ Aufenthaltes, nur miese Aufnahmen:




Chorthippus binotatus, aber weiß Gott welche Unterart, deren Status noch sehr in Schwebe sind!

Die nähere Umgebung des Habitates:



Von den Fangheuschrecken die liebe Larve von Empusa pennata beim Mittagessen:



Offtopics für unseren Forumsgründer:






Und falls noch gewünscht, stelle ich einen eigenen Euchorthippus-Thread ein, da dort 3 Arten vorkommen, mit sehr interessanten Farben, Formen, Subgenitalplatten…

Alles in Allem: Die realtive Artenarmut liegt sicher auch an dem Umstand, dass dieses Departement der größte Weingarten Europas zu sein scheint, aber sicher auch an der Untersuchung des Gebietes!

Viel Spaß,

Werner

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#2

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 22:52
von Markus S. • 436 Beiträge

Hallo Werner!

Nette Ausbeute ;) Da sind super Viecher dabei. Acrotylus ist ab jetzt bei meinen Favoriten ganz oben mit dabei.
Wenn du noch Fotos hast dann immer her damit. Aus diesen Regionen sind sogar Euchortippen interessant!!!

Grüße, Markus


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#3

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 23:01
von Günther • 2.345 Beiträge

Hallo Werner,

also die Bilder sind unglaublich! Einmal mehr bin ich begeistert davon, was man alles in diesem Forum zu lesen und sehen bekommt - das sucht seinesgleichen! Freue mich sehr...

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, also tu ich´s mal bei den Tieren, die "an den Forumsgründer" gerichtet sind;-).

Der Sandlaufkäfer dürfte ein Cicindela campestris sein, aber frag mich bitte nicht, in welcher Unterart. Vielleicht gibt es in Süd-Frankreich auch ähnliche Arten, damit kenn ich mich überhaupt nicht aus (bin ja schon froh, wenn ich die heimischen halbwegs identifizieren kann)..

Bei der Eidechse tippe ich auf eine Mauereidechse Podarcis muralis. Aber auch hier gibt es haufenweise Unterarten, bei deren Zugehörigkeit nur ganz wenige Menschen firm sind, erst recht anhand von Photos. Ich denke da an Werner Mayer vom NHMW (muralis-Papst), dem ich das Bild beizeiten gerne mal zukommen lasse, wenn ich darf.

Tja, und der Frosch: Ist auf jeden Fall ein Pelophylax. Ob kl. esculentus, lessonae oder perezi vermag ich nicht zu sagen (letzterer glaub ich eher nicht), mit denen kenn ich mich auch nicht aus bzw. müsste man da wohl diverse Schenkelverhältnisse prüfen, Fersenhöcker vermessen etc.

Fazit: Eigentlich kenn ich mich nirgends gut aus - überall a bissl, aber nirgends gscheit...

Mein Kompliment nochmals!

Viele Grüße,
Günther

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#4

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 23:04
von Günter Pucher • 692 Beiträge

Hallo Werner!

Also tolle Sachen die Du da mitgebracht hast. Und mein Favorit ganz spektakulär: Empusa pennata. Ein grotesk anmutendes Wesen, wie von einem anderen Stern. Auch die Larven von Anacridium aegypticum sind ganz schön variabel!

Und ja, der Euchorthippus - thread wird noch gewünscht.

LG Süd-Günter

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#5

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 23:06
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Günther & Markus!

Danke für die Statements, also doch nicht zu umfangreich....

Zitat von Günther
...Eigentlich kenn ich mich nirgends gut aus - überall a bissl, aber nirgends gscheit....

bist du auch ein Zwillingsbruder ?

@Günter:

Zitat von Günter Pucher
Und ja, der Euchorthippus - thread wird noch gewünscht.

aber ich warne Euch!

LG

Werner


zuletzt bearbeitet 26.09.2011 23:09 | nach oben springen

#6

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 23:13
von Günter Pucher • 692 Beiträge

...Junge, Junge, da tut sich etwas Nachtens in diesem Forum - Beiträge im Minutentakt, komm mit dem lesen nicht nach.

Werd morgen echt raus in´s Gemüse müssen, und wenn ich robben muß...

Grüße!


zuletzt bearbeitet 26.09.2011 23:16 | nach oben springen

#7

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 23:28
von Florin Rut • 269 Beiträge

Hallo Werner

Besten Dank für den spannenden Beitrag. Auch eine Gegend, die ich überhaupt nicht kenne. Diese Thyreonotus corsicus steht schon lange ganz weit oben auf der Wunschliste.

Die beiden kleinen Platycleis finde ich äusserlich aber schon recht unterschiedlich (die gesänge kenne ich zu wenig), da gibts in der Gattung noch ganz andere Fälle;-)

Das zweite Calliptamus-Bild könnte C. barbarus sein - weiss aber nicht, ob es dort noch andere Anwerter gibt.

LG Florin

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#8

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 26.09.2011 23:42
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Florin!

Ad. Platycleis: Äußerliche Ähnlichkeit natürlich gering (außer der Größe), werden aber auf der HP von orthoptera.speciesfile.org auch in die Gattung Tessellana gestellt!? Und die Ökonischen, die beide bewohnen, erinnern mich stark aneinander!

Ad. Calliptamus: ausser italicus und barbarus wird in diesem Dep. evtl. noch wattenwylianus erwartet!

Hoffe ja insgeheim noch auf Meinungen (besonders das Rätseltier beschäftigt mich nun besonders, nachdem ich die Bilder am Bildschirm gesehen habe...), und erst wenn dann die Euchorthippus reingestellt werden, aber erst morgen!

LG

Werner

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#9

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 27.09.2011 00:12
von Florin Rut • 269 Beiträge

Servus Werner

Dann wirds wohl C. barbarus sein. Die abgerundete Genitalkaputze passt ganz gut. C. wattenwylianus soll kürzere Flügel haben, die die Hinterknie normalerweise nicht überragen und ab dem zweiten Drittel deutlich verschmälert sind. Die Cerci-Enden sollen immer dreilappig sein.

An das Rätseltier habe ich mich nicht getraut. Ich meine irgendwo was ähnliches gesehen zu haben, mir fällt aber ums verrecken nicht mehr ein, um welche Gattung/Art es sich dabei handelte - vielleicht hilf ja Schlaf!

LG Florin

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#10

RE: Languedoc-Roussilon

in Beobachtungen außerhalb Österreichs 27.09.2011 12:29
von Günther • 2.345 Beiträge

Hi Werner,

die Mauereidechse sollte der Unterart P. muralis brogniardii angehören.

LG,
Günther

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