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#1

Jetzt surrt auch Stenobothrus nigromaculatus

in Beobachtungen in Österreich 07.06.2011 15:49
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo,

ich war heute um Mittag auf den Luftwiesen - hektarweise in Blüten stehende Trespenrasen auf etwa 600 msm bei Kirchberg an der Pielach.

Die Option, hier heute den bisherigen Phänologierekord von St. nigromaculatus einzustellen, war gar nicht einfach einzulösen! Erst ganz auf der höchsten Wiese vernahm ich an einer besonders schütteren windgeschützten Stelle unterhalb einer Buschgruppe das vertraute Surren. Dann muss man die Tiere in dem Gewimmel von Goldschrecken und Larven erst mal finden. Und von der Schwierigkeit, diese Heuschrecken bei deutlich über 20 Grad in der Vegetation halbwegs vernünftig zu fotografieren, macht man sich normalerweise kaum eine Vorstellung. ich brauchte über eine Stunde dazu...

Hier einmal ein farbloser, offenbar frisch gehäuteter, auf Blättern der (schon blühenden) Cirsium pannonicum:



Nur die, die schon surren, zeigen kräftigere Farben:



Fertige lineatus waren eigentlich auch nur auf diesen wenigen qm zu finden. So sehen die Bilder aus, wenn man sich weniger anstrengt:



Überall auf diesen Wiesen schwirren die Männchen des sehr seltenen Saumfleck-Perlmuttfalters (Brenthis hecate) herum. Da sie bei diesen Temperaturen kaum absitzen, hab ich eine Flugaufnahme versucht - zumindest identifizierbar...



Ein wahres Paradies noch immer diese Wiesen! Der Teufel steckt im Detail: Den Gelben Lein etwa hat man durch Wegeverbreiterung und kleinräumige Aufforstung in den letzten Jahren stark zurückgedrängt. Im Anteil des Melker Bezirks hat die Straßenmeisterei durch Räumung des Straßenbanketts (Entfernung des "Unkrauts" Gelber Lein?) den letzten Bestand fast auf Null gesetzt. Ein bisserl was hat aber noch überlebt:





Übrigens: Schon Schachbrettfalter, aber noch keine Psophus.

VG Wolfgang

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#2

RE: Jetzt surrt auch Stenobothrus nigromaculatus

in Beobachtungen in Österreich 08.06.2011 23:28
von Toni • 490 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Sehr schoene Aufnahmen von Maennchen.
Stenobothrus nigrom. ist eine meiner Lieblingarten.
Hier in Rumaenien ist adult noch Nichts los mit Stenobothrus.
Aber: Myrmeleotettix konnte ich an einem Standort finden. Diese Art ist ueberall selten.
Brenthis hecate ist hier bei Cluj extrem haeufig. Immer wieder bin ich ueber Raupen und Puppen gestolptert.

Lg, Toni


zuletzt bearbeitet 08.06.2011 23:45 | nach oben springen

#3

RE: Jetzt surrt auch Stenobothrus nigromaculatus

in Beobachtungen in Österreich 09.06.2011 06:53
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo Toni!

Auch bei mir gehört die Gattung Stenobothrus zu den Favoriten und im Besonderen nigromaculatus, weil er als einziger hier im westlichen Niederösterreich eine Heuschrecke mit Steppenansprüchen darstellt. Von den vielen "steppösen" Arten im äußersten Osten Österreichs kann ich hier nur mehr träumen und hab die meisten noch nicht gesehen.

St. nigromaculatus ist hier eine extrem gute Indikatorart und besiedelt alle besseren mageren Grünlandgebiete, seien es Trespenwiesen in den Voralpen oder im Donautal, aber auch Bürstlingsrasen im südlichen Waldviertel - wobei dieser Habitattyp aber unmittelbar vorm Aussterben steht .

Dass Brenthis hecate in Rumänien häufig ist, überrascht mich nicht - da müsste er ja bereits voll in seinem Kernbereich sein. Auf den Luftwiesen hingegen erreicht er die absolute NW-Grenze seines Areals. Hingegen überrascht es mich, dass C. myrmidone auch in Rumänien selten sein soll!

VG Wolfgang


zuletzt bearbeitet 09.06.2011 06:54 | nach oben springen

#4

RE: Jetzt surrt auch Stenobothrus nigromaculatus

in Beobachtungen in Österreich 09.06.2011 08:09
von Toni • 490 Beiträge

Hallo Wolfgang!

Bei Cluj, eines der letzten Gebiete, wo die Art vorkommt, konnte ich 2 Vorkommen neu entdecken.
Insgesamt kenne ich somit mindestens 3. Ueberall sind die Falter in der ersten Generation extrem rar.
Die Vorkommen sind mittlerweile so klein, dass sie strengstens geheim gehalten werden.

Was eher wundert, dass niemand weiss, welche Habitate die Art besiedelt.
Meine Eifunde (ca. 50) haben neue Erkenntnisse gebracht. Der Gedanke Vorkommen Raupennahrungspflanze = Habitat ist vollkommen falsch.
Die Art besiedelt nur grossflaechige mesophile Calluna-Heidegebiete, die extensiv beweidet werden und regelmaessig entbuscht werden. Und auch hier nur ganz bestimmte Bereiche. Mehr dazu in einer Publikation, wenn ich mehr Daten gesammelt habe.
Ich hoffe, dass nun endlich Wissen da ist, um das Aussterben der Art zu stoppen.

LG, Toni

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