Gestern habe ich einen meiner schon sehr seltenen Ausflüge im Waldviertel unternommen; bezahle ich heute natürlich mit Fußschmerzen
Unter anderem habe ich wieder die mir wohlbekannte Heidekrautböschung in der Nähe von St. Oswald besucht. Sie ist nur ein paar 100m von Werners stigmaticus-Fundort entfernt.
Ich habe dort schon wiederholt nach stigmaticus gesucht, aber nie welche gefunden, wohl aber früher stellenweise in der angrenzenden Wiese.
Also gestern habe ich ohne spezielle Suche in den Calluna-Teppichen je 1 ♀ und 1 ♂ gesehen! Die Böschung verdankt ihren jetzigen Zustand einem Bauern, den ich vor 2 Jahren bei einer naturschutzfachlichen Besichtigung des nahen Burgsteinmoores kennenlernen durfte. Er mäht diese Böschung regelmäßig mit dem Mäher händisch ab - und so entsteht ein in der dortigen Landschaft weithin fehlender Sonderstandort, den es so ähnlich früher einmal wohl weitverbreitet gegeben haben muss.
Da geht es hinter mir noch ein gutes Stück weiter und vorne um die Ecke auch noch einmal 100m.
Beide stigmaticus saßen in einem dichten Calluna-Teppich und ich entdeckte sie nur, weil ich dort nach Bienen Ausschau hielt.
Die Ödlandschrecken dringen mittlerweile bis in die kühlen Lagen rund um den Weinsberger Wald vor. Aber diese Böschung ist auch extrem gut exponiert und es lebt dort sogar eine Vorposten-Population von Zygaena carniolica!
Ich wollte mir diesmal die Calluna-Polster ganz genau ansehen, um doch dort einmal eine Calluna-oligolektische Biene entdecken zu können, bisher war ich damit erfolglos gewesen wie beim stigmaticus. Und wirklich: Obwohl das Heidekraut schon im Abblühen ist, habe ich noch etwa 6 Exemplare von Andrena fuscipes entdecken können!
Sehr unauffällig die Tierchen, und auch scheu! Ich bilde mir auch ein, ein Exemplar der Seidenbiene Colletes succinctus gesehen zu haben, doch die hat das Weite gesucht, ohne ein Bild abzugeben.
Ein anderes sehr auffälliges Hymenopteron ist die Grabwespe Mellinus arvensis, die gerne Heidekraut aufsucht und dort auch auf Fliegen lauert. In jedem Calluna-Polster fand ich ein oder zwei dieser Tiere. Fotografieren geht allerdings sehr schwer.
Auffällige Schwebfliegen haben sich dort ebenfalls aufgehalten und immer wieder Revierkämpfe ausgetragen: die Torf-Gelbrandschwebfliege Sericomyia silentis:
Unter den Hummeln fällt an der Böschung jedes Jahr die eher montane Distelhummel auf, wie dieser schwarzgesichtige Drohn, der gerne die Blüten der Rundblättrigen Glockenblume aufsucht:
Man muss genau schauen, um die von den ebenso dort vorkommenden Drohnen der Steinhummel unterscheiden zu können. Aber die haben ein gelbes Haarbüschel im Gesicht und sitzen dort nur auf Witwenblumen.
Zuletzt noch ein später Drohn der Hellen Erdhummel im blühenden Heidekraut.
Und so kann man doch an einer kleinen Böschung auch eine Menge Zeit verbringen!
VG Wolfgang