Heute Nachmittag ging sich doch noch ein kleiner Spaziergang im Gebirge aus. Bei wolkenlosem Himmel war der Südwind teilweise unangenehm kühl, aber nicht mehr als zu Hause auch.
Die Heuschrecken haben sich im Bergland über 1000m auch bereits ganz lokal an wenige thermisch bevorzugte Orte zurückgezogen. Dort sind sie aber stellenweise noch recht häufig anzutreffen. Am Ende waren es satte 13 Arten über 1000m in Ostösterreich (entspricht wahrscheinlich 1500-2000m in Westösterreich).
Gefundene Arten:
Pholidoptera aptera: verbreitet bis zur Gemeindealpe hinauf, aber bereits rel. selten
Pholidoptera griseoaptera: noch 1 zirpt im grasigen lichten Wald beim Zellerrain
Metrioptera roeseli: an einer Forststraßenkehre im ruderal-langgrasigen Bereich sogar noch häufig!
Metrioptera brachyptera: 1 W in Borstgrasrasen
Tettigonia cantans: bis zum Hochbauern hinauf bei 1300m
Miramella alpina: nur 1 M bei 1300m
Omocestus viridulus: schon überraschend selten, 2 ticken noch in Borstgrasrasen auf 1400m
Euthystira brachyptera: noch 2 Weibchen, eins am Gipfelhang
Gomphocerippus rufus: "eudominant"
Chorthippus biguttulus: lokal noch zahlreich, am Gipfelhang noch 1 Larve
Chorthippus brunneus: 1 striduliert am Gipfelhang!
Chorthippus parallelus: beim Hochbauern noch etliche, auch Männchen
Auf der Gemeindealpe soll ja die Sibirische Keulenschrecke Gomphocerus sibiricus häufig sein. Das war mein Ziel bei den Heuschrecken heute. Allerdings waren bei starkem Wind kaum noch Heuschrecken am Verbindungsgrat vom Eisernen Herrgott zur Gemeindealpe. Ich bin dann am Gipfelhang zu einer steilen Felsrunse gequert. Und tatsächlich: nach einigem Warten bei einer kurzen Windpause ertönte das wohlbekannte rhythmische Kratzen! Das Viech zu finden war aber eine andere Sache. Die langen Rostseggenbüschel bewegten sich im Wind unaufhörlich und auf den steilen geröllbedeckten Felsen kam man schlecht weiter. Es hat etwa 1 Stunde gedauert, bis sich eins der 3 stridulierenden Männchen endlich unter Kontrolle bringen ließ.


Und auch ein Weibchen kam zum Vorschein:


Hier sieht man die Fundstelle am Hang links beim Weg, doch dürften auch auf dem Hang rechts, der vom Gipfel runterzieht, Funde möglich sein.

Und die schöne Aussicht der Sibirier ins südliche Ötscherland:
Kaum zu glauben nach den heutigen Befunden, dass die Art am 30. 10. 2005 "im Ötscherland häufig" gewesen sein soll. Im Moment trifft diese Einstufung nur mehr für G. rufus zu.
Jedenfalls noch ein letztes Highlight des Heuschreckensommers für mich (obwohl ich sie heuer im Rauristal auch schon hatte).
Den Gesang konnte ich leider nicht einfangen. Wie schrieb Bellmann so schön in seinem Bestimmungsklassiker: Der lautstarke Gesang von Aeropus sibiricus in einem stillen Hochalpental ist ein bleibendes Erlebnis. Und da hat er wohl recht gehabt. Auch nach jahrelanger Pause genügen die 1. kratzenden Töne und man weiß: Er ist´s (der sibiricus
)
VG Wolfgang