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#1

Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 05.11.2017 13:48
von JarJar • 672 Beiträge

Hallo zusammen,

wer den Betreff liest, wird vermutlich erst einmal auf die ägyptische Wanderheuschrecke kommen, die ja auch gestreifte Augen hat. In dem Fall was das Tier aber wesentlich kleiner. In der Hotelanlage konnte man sie in nahezu jedem Busch finden.

In der Nacht, habe ich noch eine Tonaufnahme gemacht - ich meine 2 Arten herauszuhören - allerdings vermag ich nicht einmal zu sagen, ob es sich dabei um eine Heuschrecke oder eher um eine Grille handelt... die Geräusche kamen jedenfalls aus dem selben Busch, in dem ich auch die Heuschrecken auf den Bildern fand.

Funddaten: Ägypten, Rotes Meer, südlich Hurghada in einer Hotelanlage (30.10.17)

LG und Dank,
Christoph


Dateianlage: Angefügte Bilder:
_MG_8574.jpg
_MG_8578.jpg
_MG_8581.jpg
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#2

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 05.11.2017 18:33
von Günter Pucher • 692 Beiträge

Hallo Christoph,

bei den ersten beiden Fotos bleibt mir fast nichts anderes übrig als auf Anacrydium aegypticum ssp. zu setzen. Blaue Tibia, die Bedornung, rötlicher Tarsus, bläuliche Antennen...das Pronotum ist mir allerdings zuwenig wuchtig.

Sicherlich eine dortige Unterart. Bei Bild 3 ... steig aus...Ähnlichkeit mit Locusta migratoria, aber die hat die Streifenaugen nicht.

Und deine Tonaufnahme erinnert mich an Oecantus pellucens !

VG S-Gü

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#3

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 05.11.2017 18:34
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Christoph,

In Ägypten kenn ich mich überhaupt nicht aus, Deine Tonaufnahme hätte ich Oecanthus zugeordnet, wenngleich da auf der OSF-Seite gar kein Vertreter der Gattung dort vermeldet ist, aber die Aktualität ist ja nicht immer am Laufenden...

LG

Werner


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#4

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 05.11.2017 18:43
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo Günther,

nein, Anacridium ist das nicht, ich bin da eher bei Heteracris, evtl. littoralis, die kenne ich von den Kanaren oder morbosa dank der Liste, welche Christoph im anderen Beitrag verlinkt hat und sofern die aktuell ist.

LG

Werner


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#5

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 05.11.2017 18:50
von Günter Pucher • 692 Beiträge

...

Zitat
ich bin da eher bei Heteracris, evtl. littoralis

...

ja Werner, da bin ich bei dir...tolle Liste, aber da runter nach Ägypten werd ich nicht kommen...liegt ja Kroatien dazwischen...

VG

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#6

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 06.11.2017 19:45
von JarJar • 672 Beiträge

Hallo ihr zwei,

besten Dank auch hier für eure Antworten! Heteracris cf. littoralis schaut der meinigen ja schon sehr ähnlich. Auch an die roten Hinterbeine bei manchen Individuen kann ich mich sehr gut erinnern.
Leider hatte ich bei der "Nachtwanderung" keine Stirnlampe dabei - vielleicht hätte ich sonst den Sänger gefunden...

Herzliche Grüße,
Christoph

ps. was könnte das noch für eine Mantis sein? Für Ägypten habe ich z.B. Miomantis paykullii gefunden - diese hat aber ebenfalls keine weißen Flecken... und ist wohl auch kleiner.

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#7

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 14.02.2019 21:38
von Phaneroptera • 79 Beiträge

Hallo zusammen,

Laut OSF kommen in Ägypten folgende Arten aus der Gattung Heteracris vor:
species group littoralis: H. littoralis
species group morbosa: H. etbaica (Etbai desert. endemisch), H. morbosa (endemisch)

Nach GRUNSHAW, J. P. (1991) kommen die Arten H. littoralis, und H. annulosa (species group littoralis) vor, wobei mehr Nachweise von H. annulosa vorliegen.
WILLEMSE, J. (2009) erwähnt H. littoralis mit 3 Fundorten und H. annulosa mit 19 Fundorten. Nach der Lage der Fundorte scheint H. annulosa in Ägypten weit verbreitet zu sein.

Aufgrund der Fundortbeschreibung ("südlich Hurghada in einer Hotelanlage") kommt H. littoralis als Habitatspezialist nicht in Frage. H. littoralis lebt im Mittelmeergebiet u.a. in Küstendünen und ist durch den Tourismus stark gefährdet.
Die Häufigkeitsbeschreibung der abgebildeten Art ("In der Hotelanlage konnte man sie nahezu in jedem Busch finden") spricht gegen die mögliche Annahme, daß es sich um verflogene Exemplare handelt, was aufgrund der Nähe zum Roten Meer zu vermuten wäre.
H. etbaica kann man als Habitatspezialist und wegen des kleinem Verbreitungsgebiet ebenfalls ausschliessen. Das gleiche dürfte auch für H. morbosa gelten.
Somit kommt nur noch H. annulosa in Frage, Die Fundortangaben von Hurghada und die Verbreitungsangaben in der Literatur passen hier gut zusammen und lassen hier auf diese eher anspruchslose Art schliessen.

Bei der Tonaufnahme handelt es sich um Oecanthus dulcisonans. Daran besteht aus meiner Sicht kein Zweifel. Es dürfte sich hier um den Erstnachweis für Ägypten und möglicherweise auch für Nordafrika handeln (wenn man die Kanarischen Inseln nicht dazuzählt).
Die nächsten Fundorte befinden sich im Jemen. Dort wurde die Art auch zum ersten mal 1993 von A. V. Gorochov beschrieben. O. dulcisonans wurde lange Zeit übersehen (bzw. mit O. pellucens verwechselt), aber mittlerweile in den meisten europäischen Mittelmeerländern und auf den Kanarischen Inseln gefunden, wobei viele Funde erst in den letzten Jahren gemacht wurden. Bis auf wenige Ausnahmen liegen die meisten Funde in Küstennähe.
Eine genaue Beschreibung des Gesanges findet sich bei LABADESSA, R und TODESCO, S. (2016): "The typical continuous song structure of O. dulcisonans was mostly detected in the field, though irregularly interrupted song was found in 16% of observations. In the latter case, trills were generally uttered for more than 1,5 seconds and separated by irregular pauses. Long pauses in the song were also recorded at dusk corresponding to the beginning of calling activity. On the other hand, the repetitive song structure of O. pellucens was confirmed, with trills generally shorter than 1,0 second and always regularly repeated."


LG
Richard


Literatur:
GRUNSHAW, J. P. (1991): A revision of the grasshopper genus Heteracris (Orthoptera Acrididae: Eyprepocnemidinae). - Natural Resources Institute 38, 106 S.
LABADESSA, R. & TODISCO, S. (2016): Patterns of ecology and distribution of the tree Crickets Oecanthus dulcisonans and O. pellucens (Orthoptera: Gryllidinae; Oecanthinae) in southern Italy.- Zootaxa 4169 (3): 579-586.
WILLEMSE, J. (2009): Orthoptera-Saltatoria species observed in Egypt and Jordan between 2001 and 2006. - Articulata 24 (1/2): 123-130.


zuletzt bearbeitet 15.02.2019 10:42 | nach oben springen

#8

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 15.02.2019 19:24
von JarJar • 672 Beiträge

Hallo Richard,

ja klasse! Das ist ja eine schöne Überraschung! Danke für die Korrektur und die Bestimmungshilfe beim Gesang von Oecanthus dulcisonans! Wenn das ein Erstnachweis für Nordafrika, bzw. Ägypten ist, wohin melde ich das? Ist doch sicherlich interessant für manch Orthopterologen, oder?
Das du dir so viel Mühe machst, macht mich sprachlos! Ich weiß nicht, wie ich dir da gebührend danken soll...

Ganz viele Grüße und noch einmal ein großes DANKE!
Christoph

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#9

RE: Feldheuschrecke? mit gestreiften Augen (Ägypten)

in Bestimmungsfragen 15.02.2019 22:54
von Phaneroptera • 79 Beiträge

Hallo Christoph,

Deine Heuschreckendaten meldest du am besten bei Observation.org. Bei Gesangsaufnahmen ist es wichtig, dass noch Uhrzeit und Temperatur hinzufügst (ungefähr). Die Heuschreckengesänge können sich bei niedrigeren Temperaturen verändern. Einen Wetterückblick kann man nicht auf jeder Wetterwebsite machen. Die Seite timeanddate.de ist ganz gut. Ob es sich tatsächlich um einen Erstnachweis für Ägypten handelt, versuch ich noch rauszubekommen. Das kann allerdings etwas dauern.

LG
Richard

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