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#1

Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 09.08.2017 20:33
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo,

gut, dass der Günther ab und zu selber in Kärnten nachkontrolliert, was sein Fußvolk so macht, sonst hätte der oschei-lose Zustand noch Jahre angedauert.
Findet der doch glatt einen hundsordinären Acker, wo es von Chorthippus oschei nur so wimmelt. Ich hatte den ehrenvollen Auftrag, für die Belege zu sorgen.



In diesem Habitat hätte ich sie nie vermutet und vielleicht ist das das Problem, dass ich die Ludern nicht finde. Schon Martina hat gesagt, Ackerränder, Ackerbrachen, eher trocken, das konnte ich ihr kaum glauben.

Mein eigener Fundpunkt in Klagenfurt von Ch. albomarginatus ist eine nasse Wiese mit sogar Conocephalus und Stethophyma. Und auf Thomas' Liste stehen lauter Moore, Pfeifengraswiesen und dergleichen. Also wegen dieser Wiese hätte ich ohne Günthers Auftrag nicht einmal die Autotür aufgemacht.

Überall in der Wiese hörte man ein ungewöhnliches Geräusch, was sich als Werbegesang-Furioso von Ch. oschei herausstellte. Dazwischen war auch manchmal der brunneusähnliche Spontangesang zu vernehmen.

Mir - und meiner Kamera eigentlich auch - erschien der Gesang ziemlich leise, leiser als bei albomarginatus, dem ja das Furioso fehlt, aber bei dem kam mir auch das Klappern davor lauter vor. (Muss noch mit derselben Kamera albomarginatus aufnehmen und prüfen, ob das den Tatsachen entspricht oder ob nur mein Gehör nachlässt.)



Nachdem man bei meiner Haltetechnik die weißen Hintertarsen leider nicht sieht, hier noch ein Foto von einem Belegtier (sind übrigens in der Post).




Und hier sind Videos von zwei verliebten Pärchen und vom Spontangesang eines Männchens.








Ich werde jetzt wohl mit frisch geschultem Blick und Gehör wieder ein paar alte Fundpunkte abklappern müssen und dabei ein Auge weniger auf die nassen Wiesen sondern die ansonsten ignorierten Äcker haben.

LG
Christine


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#2

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 10.08.2017 07:57
von Maria Z • 1.534 Beiträge

Whow, das wirft die Diskussion/Theorie um diese Art in Kärnten wieder neu auf...vermutlich auch in Hinblick auf das Artkapitel im V-Atlas!

Tolle Video-Aufnahmen, ich höre zwar nur am letzen was, aber man sieht das Haxen-schleudern, witzig.


LG Maria

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#3

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 20.08.2017 08:39
von HeidrunF • 15 Beiträge

Mit Videos, Fotos und Habitat - wunderbar zum Kennenlernen dieser spannenden Art. Danke! :-)

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#4

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 26.08.2017 06:54
von @strid • 64 Beiträge

.

Ein sehr interessanter Thread - da kann ich mich HeidrunF. nur anschließen: "...wunderbar zum Kennenlernen dieser Art..."

Auch ich danke für all die Erklärungen.

Bislang achtete ich weniger auf die Gesänge dieser Tiere. Vermutlich wird sich nun aber auch das ändern ;)

.

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#5

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 26.08.2017 10:31
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo,

danke euch fürs Lob, bei diesem Burschen Ch. oschei muss man aber schon großes Glück oder einen guten Tipp haben, um ihn zu finden. (Hab grad wieder ein paar frustrierende Nullrunden absolviert *seufz*.)

@Astrid: Es hilft, die Geräuschkulisse der gewöhnlichen Arten gut zu kennen, eine "Grundausstattung" ist praktisch auf jeder Wiese vorhanden. (Diese ändert sich natürlich mit der Jahreszeit. Beginnen tun die Feldgrillen, die jetzt schon wieder verstummt sind, auch die allgegenwärtige Kleine Goldschrecke Euthystira brachyptera ist früh dran, aber die hört man jetzt kaum mehr.)

Im Moment empfangen dich auf Kärntner Wiesen am häufigsten Pseudochorthippus parallelus (ein lautes Sägegeräusch), Chorthippus biguttulus (laut schmetternd), Ch. dorsatus (Sägegeräusch wie P. parallelus, aber am Schluss noch ein verwischtes sch-sch-sch).
Dazwischen surrt es lauter (Ruspolia nitidula - inzwischen in Kärnten beinahe eine Landplage geworden) oder leiser (Roeseliana roeselii, mir scheint, im Moment schon kaum mehr zu hören).

Wenn du diese Arten der "normalen" Wiesen gut erkennst, deckst du schon ein breites Spektrum ab und kannst deine Ohren offen halten für ungewöhnliche, weil seltenere Gesänge! (Der Ordnung halber: Vor kurzem war auch noch Omocestus viridulus (ein lautes, langanhaltendes Ticken) häufig zu hören. Der Warzenbeißer Decticus verrucivorus (ein noch lauteres Ticken) ist auch nicht selten.)

An trockeneren Stellen wie z.B. Straßenböschungen hört man sehr häufig Chorthippus brunneus (lautere "Furzer", wie das hier genannt wird) und in Kärnten verbreitet Ch. mollis ignifer (stoßweiser Gesang, klingt wie eine verlangsamende Lokomotive).

In sehr feuchten Habitaten gibt es wieder andere lautere oder leisere typische Gesänge und Geräusche, aber das ist eine andere Geschichte.
In praktisch jedem Strauch hört man das "Grunzen" oder ich weiß nicht, wie ich das nennen soll, der Gewöhnlichen Strauchschrecke Pholidoptera griseoaptera, zu Gesicht kriegt man sie schwer. Die singen bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit, während es die in der Wiese normalerweise nur bei Sonne tun - außer Ch. biguttulus, der lässt sich die Laune nicht so schnell verderben.

Und das extrem laute Schmettern der Heupferde Tettigonia viridissima und T. cantans ertönt meist von Sträuchern oder Bäumen, aber eher ab Nachmittag und in der Nacht, sind aber heuer auch schon weniger geworden.

Viele Arten singen gar nicht oder für "unbewaffnete" Ohren unhörbar im US-Bereich, da ist man nur auf die Augen angewiesen.

Wenn du Lust hast, können wir ja einmal gemeinsam wo herumstiefeln, in den nächsten 2 bis 3 Wochen macht's noch Sinn.

LG
Christine


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#6

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 07.09.2017 15:10
von Günther • 2.345 Beiträge

Liebe Christine,

ein spätes Dankeschön für Deine Nachsuche und die tolle Dokumentation! Markus und ich haben uns nun vorgestern Deine Belegtiere angeschaut, und auch der proximale Anteil der Stridulationszäpfchen passt in seiner Ausprägung perfekt zu Ch. oschei. Zusammen mit Deinen Aufnahmen ist die Art jetzt also zweifelsfrei belegt und Kärnten darf sich über eine neue Heuschreckenart freuen! Bei uns ist es übrigens die Unterart pusztaensis.

Viele Grüße,
Günther


zuletzt bearbeitet 07.09.2017 15:12 | nach oben springen

#7

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 07.09.2017 21:02
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Günther,

super, ein Lichtblick, aber ansonsten kosten mich die Viecher den letzten Nerv, so frustrierend und ergebnislos wie sich die Suche zuletzt wieder gestaltet hat.

LG
Christine


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#8

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 08.09.2017 20:52
von Günther • 2.345 Beiträge

Wo warst Du denn unterwegs?

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#9

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 08.09.2017 21:49
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Günther,

ich war an ein paar Stellen von Thomas seiner Todoliste, z.B. beim Sablatnigmoor, Wiesen um GH Piroutz herum. Und diesmal bin ich wirklich in jedes noch so nichtssagende Habitat reingelatscht. Habe Amphibien (muss ich erst melden), C. silvicola, dann die üblichen Verdächtigen und P. montanus, St. grossum, M. brachyptera gefunden.

Im Bezirk St. Veit südlich Längsee (unweit Brückl/Reisdorf mit deinen Ch. oschei) dachte ich, ich hab ihn, war nur Ch. apricarius.

Beim Watzelsdorfer Moos viel nettes Getier, aber auch kein albo/oschei.

Beim "südöstlichen Hangfuß des Gupfs nahe der Ortschaft Seel" wimmelte es von singenden Ph. fallax und an einem Hang, beschattet von einem riesigen Nussbaum, gab es unzählige singende Pachytrachis gracilis, kein 'eh schon wissen'.

War alles noch im August, dann kam das schlechte Wetter, jetzt wird wohl nicht mehr viel zu holen sein.

LG
Christine


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#10

RE: Oschei in Kärnten - und es gibt ihn doch!

in Beobachtungen in Österreich 08.09.2017 22:05
von Günther • 2.345 Beiträge

Ach geh, so ein Mist... Und wieder muss man Deine Beharrlichkeit hervorheben!
Aber irgendwo müssen diese Viecher doch rumsitzen, das gibt´s doch nicht, die können sich doch nicht einfach in Luft auflösen!
Kann Dich aber beruhigen, bin auch bei vielen solcher vermaledeiten Kleebrachen stehen geblieben, und nirgends war er... Es sind in der Tat echte Ludern!!;)

LG,
Günther

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