Hallo,
ich war heute übrigens auch am Braunsberg !
Aber der Reihe nach: Ich habe mir schon vor ein paar Tagen vorgenommen gehabt, nach 3 oder 4 Jahren endlich wieder einmal eine Exkursion in den "fernen Osten" zu unternehmen. Erst fuhr ich einmal in den Seewinkel und holte mir dort meinen ersten österreichischen Schlangenadler ab - nach 94% selbstentdeckter Vogel-Arten doch wieder mal eine "Twitcherei".
Dann habe ich auf Heuschrecken umgesattelt und bin zum Albersee gefahren bzw. zu dem, was von ihm noch übrig ist. Und wirklich - mein Dociostaurus-Platz war diesmal wieder heiß! Und die Burschen ließen sich auch knipsen, darunter ein ziemlich dunkles Männchen und eins, das schließlich freiwillig seinen roten Haxen ausklappte .
Witzigerweise fand ich dort neben einigen ersten singenden Ch. mollis auch einen M. maculatus, später auch O. haemorrhoidalis und St. nigromaculatus - Arten wie im Waldviertel, nur dass da alles ganz anders aussieht...
Chorthippus dichrous gibt´s dort auch massenhaft, aber es scheint so ziemlich die unauffälligste Grashüpferart zu sein, die ich kenne.
Dann bin ich bei 31° weiter zum Braunsberg. Ich habe nach Dociostaurus nicht gesucht, weder unten noch oben. Es war ziemlich klar, dass es sich bei dem einen Exemplar um einen zugeflogenen Einzelgänger handelte. Ich habe nach St. eurasius geschaut, aber bei dem Wind war es anfangs etwas schwierig. Ich fand nur 2 Weibchen. Erst als ich nach dem Gesang horchte, wurde es leichter. Es dürften doch so um die 20 Männchen gezirpt haben. Der Gesang erinnert mich etwas an Ch. a. alticola. Etwa jeder 5. umgefähr ist grün.
Meine seinerzeitigen Befürchtungen haben sich allerdings bewahrheitet: Diese Palisadenhütte zieht praktisch alle Gipfelbesucher wie ein Magnet ins eurasius-habitat an. Dementsprechend sieht es dort aus: Das kleinflächige Habitat ist durchpflügt von deutlich breiter gewordenen Trampelpfaden, überall Lagerplätze der diversen Liebespärchen. Mitten drin thront weiterhin dieses unmögliche Bauwerk. So sieht angewandter Artenschutz in Österreich aus
Ich möchte allerdings nicht verschweigen, dass ich heute sogar in der großen gemähten Wiese vor dem Parkplatz am Gipfel noch 2 eurasius-Männchen gefunden habe, eines davon singend, hunderte Meter von dem eigentlichen Habitat entfernt! Sie überleben also vorerst - aber wie lange noch?
Nicht gefunden habe ich heute St. crassipes - schade.
Zu guter Letzt fuhr ich noch nach Oberweiden. Es waren leere km. Ich musste feststellen, dass bereits Anfang Juli sämtliche St. fischeri verschwunden sind. Auch M. montana war nur sehr spärlich zu finden. Lediglich St. nigromaculatus war noch recht häufig zu finden. Es blieb mir nur übrig, mich wieder einmal über den traurigen Zustand der Sanddünen zu ärgern. Was leistet eigentlich der behördliche Naturschutz, wenn er über Jahrzehnte dabei zusieht, wie die offenen Sandstandorte kontinuierlich zuwachsen, die Sandspezialisten fast durchwegs aussterben und auf den Sanddünen nicht nur immer mehr Sträucher, sondern sogar Götterbäume wachsen ?
Immerhin hab ich heute ein paar nette Bilder mit heim genommen; für meinen privaten Kalender reichen die zumindest .
VG Wolfgang