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#1

Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 10.08.2014 23:16
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo!

Schon lange wollte ich mir noch einige Wiesen bei Königstetten ansehen, die ich "leider" erst nach Abschluss der 2-jährigen Wienerwaldwiesen-Kartierung in Google-Earth entdeckt habe, die aber ganz ähnliche Offenböden-Stellen lt. Satellitenaufnahme zeigten, daher noch evtl. weitere S. nigromaculatus-Vorkommen beherbergen könnten. Heute war es endlich soweit, ich schwang mich mit meiner Frau auf's Moped und fuhr dort hin. Die 2 Favoriten sahen wirklich sehr gut aus, die erste Wiese vielleicht ein bisschen zu klein, aber das sagt nichts, weil das Habitat bei dem schon bekannten Vorkommen auch nicht sehr groß ist. Immerhin, in gutem Zustand und in ca. 20 Minuten 19 Arten - gar nicht so schlecht. Die 2. Wiese ist deutlich größer und dürfte auch "gut behandelt" sein, denn im oberen Teil gibt es tatsächlich einen - extra nicht gemähten - Trockenrasenzwickel mit idealen Bedingungen für nigros:



Hier noch die Ansicht des oberen Abschnittes mit dem ungemähten Teil:



Am Waldrand rechts ausserhalb des Bildes ließen wir uns im Schatten zum Picknick nieder, auch dort wuchs am Rand der schon auf der ganzen Wanderung vorhandene Salvia glutinosa - und da bin ich, besonders nach Kärnten, sensibilisiert bzgl. Leptophyes boscii, die in diesem Quadranten noch fehlt. Und auf einer Staude saß doch tatsächlich eine grüne Ensifera, aber die war verdammt groß. Also Lesebrille auf und - siehe da:



Ein herrlich isolierter Fundort im Wienerwald (@ Thomas: einen aktuellen Fundpunkt im NW Wiens - Grinzing? bzw. 2 ältere in den Nachbarquadranten - Klosternueburg, Bisamberg?) von der Steppen-Sattelschrecke. Und kaum niedergelassen hörte man sie vom gesamten Waldrand heftigst stridulieren, ein recht gut besetzter Bestand. Und kurioses Detail am Rande, an der Kante des gemähten zum ungemähten standen auch einige Molinia-Pflanzen, auch nicht gerade typische Trockenrasenbewohner, und dort gab es gleich Ruspolia und Conocephalus... Vor einigen Tagen meinte ich noch zu Günther, dass meine nächsten Ephippiger-Stellen mindestens eine Moped-Stunde von mir weg sind - so schnell ändert sich die Situation ...
Aber auch dort konnte ich keine Stenobothrus nigromaculatus feststellen, wobei - das sagt nichts, denn beim finalen Besuch meiner "Traumwiese" konnte ich zu meinem Entsetzen auch keine gesicherten hören, zwischen den vielen mollis und biguttulus wäre dies auch nicht so leicht gewesen, erst am Schluss konnte ich wenigstens ein Weibchen erspähen:



In Summe wurden es dann doch 29 Arten bei der kleinen, aber feinen Runde!

LG

Werner


zuletzt bearbeitet 10.08.2014 23:18 | nach oben springen

#2

RE: Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 10.08.2014 23:42
von Günther • 2.345 Beiträge

Hellauf begeistert - selbst der mittlerweile so gut durchforscht scheinende Wienerwald ist immer noch für derlei Überraschungen gut! So cool!!

Ich gratuliere Euch!!

LG,
Günther

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#3

RE: Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 11.08.2014 07:44
von hospiton • 2.767 Beiträge

Merci!

Und das immer wieder überraschende, rätselhafte: warum gerade dort? An der ganzen Strecke sind einige, offensichtlich gleiche oder ähnliche Habitatsstrukturen zu sehen, aber funkstille! Spannende Sache.
Im übrigen, den rezenten Punkt in den Verbreitungskarten habe ich auch schon eruieren können: sind tatsächlich in den Grinzinger Weingärten südlich des Kahlenberges, zwischen 1987 und 2011 von Thomas und Alex Mrkvicka gesammtelte Daten. Die beiden Punkte auf niederösterreichischer Seite konnte ich nicht verifizieren. Also sag ich einmal frech: Erstnachweis für den Wienerwald, Grinzing zählt da für mich nicht mehr dazu...

LG

Werner


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#4

RE: Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 12.08.2014 06:30
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Werner,

erstaunlich, was du da so zutage förderst, wo kommen die Viecher heuer auf einmal her? Kann es sein, dass die außergewöhnliche Witterung (die anderen Gattungen wie Isophya oder, mir scheint, Mantis sehr zugesetzt hat) für andere wie eben Ephippiger oder vielleicht Pachytrachis sehr günstig war? Und dass dann die in normalen Jahren geringe Individuenzahl plötzlich so ansteigt, dass man die Viecher erst bemerkt?

Toll auf alle Fälle, gratuliere!

lg
Christine


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#5

RE: Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 04.10.2021 15:08
von hospiton • 2.767 Beiträge

Hallo!

Freudige Nachricht - es gibt sie noch! Nachdem ich in den letzten beiden Jahren im Hochsommer dort vorbeigeschaut habe und nichts gehört oder gesehen habe, hatte ich mit der aufgrund der Kleinräumigkeit doch sehr sensiblen Population schon abgeschlossen gehabt, und ausgerechnet jetzt, Anfang Oktober, konnte ich eine Bestätigung erbringen! 3 Tiere zumindest konnte ich auf meiner gestrigen Kurzvisite nachweisen!




LG

Werner


zuletzt bearbeitet 04.10.2021 15:09 | nach oben springen

#6

RE: Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 07.10.2021 15:37
von Günther • 2.345 Beiträge

Hi Werner,

Gratulation, gute Neuigkeiten!
Was das jährliche Auftreten betrifft, ist die Sattelschrecke ohnehin eine etwas merkwürdige Art - zumindest kommt mir das manchmal so vor. Vielleicht ist bei ihr ja der Zweijahresrhythmus besonders stark ausgeprägt, oder sie ist insgesamt sehr singfaul, vielleicht striduliert sie auch nur unter ganz bestimmten Witterungsbedingungen, oder was weiß ich... Ich hab das in der Südwest-Steiermark erlebt - einmal hört man ganze Chöre, in einem anderen Jahr herrscht wieder völlige Stille (muss nicht zwingend abwechselnd sein). Keine Ahnung, woran das liegt, aber mE ist sie keine akustisch zuverlässig nachweisbare Art. Larvenkeschern funktioniert hingegen ganz gut, was ich so mitbekommen hab...

LG,
Günther

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#7

RE: Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 07.10.2021 15:45
von hospiton • 2.767 Beiträge

Servus Gü,

Ja, mich hat das auch irrsinnig gefreut, die dort wieder anzutreffen (ist ja lt. deutschem Namen ein Steppentier und das in "meinem" Wienerwald!!!) und danke, dass Du mein Lieblingsthema ansprichst: aber in dieser Population dürfte das dann doch keine Rolle spielen, siehe Entdeckungsjahr vs. Bestätigung - sprich: gerade vs. ungerade! Bleibt also rätselhaft, aber in der Pension kann ich dann öfters dort nachschauen gehen, ist doch ein bisserl weg vom "im Vorbeifahren kartieren"...

LG

Werner


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#8

RE: Wieder eine kleine "Wienerwald-Sensation"

in Beobachtungen in Österreich 08.10.2021 06:46
von Günther • 2.345 Beiträge

Genau, das passt ja zu dem, dass da in der Stmk die vermeintlichen Schwankungen auch nicht alternierend sein müssen - was eben gegen die gerade-ungerade-Theorie spricht. Aber irgendwas hat's bei dem Viech jedenfalls, und Du wirst das herausfinden. ;)

LG,
G.

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