Ich weiß nicht, ob Ihr manchmal noch auf die Seite von Tonis Bruder Max schaut - hin und wieder werden dort nach wie vor neue Erkenntnisse gepostet. So fand Max auf Tonis Festplatte einen Text, den ich Euch hiermit weiterleiten möchte.
Beste Grüße,
Günther
"Mein Bruder Anton Koschuh (1970-2013) hat als Ökologe gearbeitet. Auf seiner Festplatte habe ich folgende Feststellung gefunden:
Fichten Monokulturen aus der Sicht eines Ökologen
Viele Leute glauben, wenn sie über eine bewaldete Landschaft hinwegblicken, es sei alles was sie sehen pure Natur. Ja, gewiss es nutzt die Forstwirtschaft den Wald, aber schließlich haben wir in Österreich weltweit auch das strengste Forstgesetz und alles was hier mit Fichte bewachsen ist, wäre ursprünglich auch Fichtenwald, wie jemand meinen könnte. Man könnte entgegenhalten, letzter Teil der Aussage ist grundlegend falsch, besonders das was die Fichte betrifft, na ja, zumindest meistens, denn die Fichte ist ein Baum, der als Brotbaum in der Steiermark verehrt wird – aber wo soll man mit einer Richtigstellung anfangen? Brotbaum als Vergleich trifft die Sache auch ganz gut, wenn man das traurige Faktum bedenkt, dass in der Steiermark täglich zuviel Brot produziert wird, dass es entweder weggeworfen oder dem Vieh verfüttert wird. Bleiben wir aber bei den definierten Begriffen. Das Wort „Forst“ bildet das Gegenstück zu Wald und trifft genau den Kern der Sache. Forst ist ein künstlicher Wald und weil ein Gesetz den Forst schützen will und nicht den Wald heißt das Gesetz nicht Waldgesetz, sondern Forstgesetz. Ja leider noch schlimmer, unsere Wälder sind so naturfern, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, wie ein Naturwald in Österreich aussehen könnte. Ein kleiner Trost, auch die Wissenschaft weiß es nicht, aber in einem sind sich alle Experten einig. Fichtenmonokulturen in Alterklassenbestand gibt es nur so lange der Mensch diese Kultur anbaut oder ein Naturereignis diese Monokultur zerstört. Eigentlich müsste es Unkultur heißen. Noch treffender wären die sarkastischen Formulierungen Borkenkäferzucht oder Rotfäuleanbau. Leider führen nicht einmal extreme Umweltereignisse mit tragischen Auswirkungen zur Erkenntnis, dass die Fichte an vielen Standorten in Reinkultur kein Segen ist. Neuerdings kann man eine Kehrtwende in der Forstwirtschaft erkennen: Weg von der Fichtenreinkultur und vom Kahlschlag zum Mischwald mit verschiedenen Hiebsformen, welche die Naturverjüngung fordern. Das Gegenteil ist, wenn die Forstwirtschaft den Wald nur als Baumvorrat sieht und vergisst, dass der Wald Lebensraum fast allen heimischen Tierarten bieten sollte. Die Folge ist, dass die Bäume immer dichter stehen und jede frei Lücke oder offene Fläche mit Bäumchen zugeforstet wird. Wer meint, dass das der Artenvielfalt gut tut, kennt die Bedeutung dieses Wortes nicht. Das wünsche ich mir vom Forstmann, dass er nicht nur den Wert der Bäume sieht, sondern auch den Wert baumfreier Flächen für die Biodiversität versteht und erkennt.
Anton Koschuh, 5.Jänner 2013, aus der bisher unveröffentlichten Textdatei "Text zum Fotobuch.doc"