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#1

Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 11.09.2010 19:43
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo,

nach der erfolgreich beendeten Heuschreckenexkursion in den nördlichen Randalpen bin ich gleich hinüber nach Texing und rauf zur Freinberghöhle. In der Höhle konnte ich diesmal gesamt 14 Höhlenschrecken finden. Von diesen schaffte ich es, 10 Individuen individuell zu markieren.
Die Sache stellt sich allerdings einfacher dar, als sie letztendlich dann ist. Die Tiere wirken überaus phlegmatisch, haben jedoch unglaublich wirkungsvolle Fluchtmechanismen entwickelt, wobei sie auf Überraschungsmomente setzen und ungeahnte Dynamik entwickeln können. Mir sind leider 3 entkommen und einer hat sich gleich nach oben vertschüsst. Trotz aller Vorsicht blieben 2 Beine und ein halber Fühler auf der Strecke.

Immerhin 10 von 14 wird schon gewisse Rückschlüsse ermöglichen. Bin gespannt, ob es beim nächsten Höhlenbesuch ein Wiedersehen gibt.

VG Wolfgang

Angefügte Bilder:
hufeisen.jpg
troglo2.jpg
troglo3.jpg
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#2

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 21.09.2010 18:13
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo!

An diesem Wahnsinns-Dienstag war es so weit: Ich nutzte den heurigen kurzen Dienstag (der Rest der Woche wird dafür umso intensiver ) zu einer Exkursion in die Randalpen.

Als ich den kurzen Abzweiger zur Freinberghöhle im Wald erreicht hatte, sah ich vorne gerade eine lärmende Schulklasse in Richtung Höhle abbiegen - worst case!!!

Ich vertrieb mir die Zeit inzwischen mal auf der angrenzenden Extensiv-Pferdeweide - und das wurde alles andere als langweilig !

Um die Mittagszeit suchte ich dann die inzwischen wieder einsame Höhle auf. Es wurde irgendwie überraschend: Ich suchte mit meiner schwächeren Taschenlampe (bei der starken hatte ich vergessen die Batterien zu wechseln) den Eingangsbereich ab und fand - nichts.

Ich hatte hart zu kämpfen, um in der Höhle verteilt 6 Adulttiere zu finden - sie erschienen durchwegs unmarkiert! Gleich neben der 6. fand ich meine 1. Larve überhaupt. Sie war nur halb so groß wie das Weibchen, aber sonst sah sie genau so aus wie eine adulte Höhlenschrecke.

Zuletzt suchte ich noch eine kleine niedrige Seitenkammer auf und siehe da: 2 weitere Schrecken - und eine davon trug die Nummer 5! Leider sieht man auf dem Foto nur mehr den Querstrich, und als ich sie mit einem kleinen Stöckchen herauskitzeln wollte, verschwand sie in einem zuvor unsichtbaren winzigen Loch. Das sagt wohl alles!

Als ich am Ende meine Bilder durchsah, entdeckte ich, dass eine der 6, die ich nur aus Entfernung knipsen konnte und die gleich darauf um eine Kante verschwand, doch die Nummer 1 trug. Verhältnis markierte zu unmarkierte also: 2 zu 6. Vorletzten Samstag war es noch 10 zu 4 gewesen...

Daraus könnte man mal vorsichtig schließen, dass in der Höhle ev. 50 bis 100 Individuen sitzen. Jedenfalls sehr spannend das Ganze. Ich denke, da ist wieder für eine Winterbeschäftigung gesorgt. Ich werde versuchen, die Höhle etwa 1x pro Monat aufzusuchen. Dann sollten auch die weiteren Tiere markiert werden. Denn heute kam ich nach dem Fang des 1. Tieres drauf, dass ich meinen Permanentstift im Auto gelassen hatte

VG Wolfgang

Angefügte Bilder:
1.jpg
5.jpg
cavicola.jpg
larve.jpg
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#3

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 21.09.2010 20:08
von Oli S • 135 Beiträge

Hallo Wolfgang,

toller Bericht - tolle Bilder! Die Höhlenschrecke würde ich auch mal gerne sehen, aber bei uns in Salzburg ist nur ein älterer Beleg vorhanden - Nachsuche negativ! In Osttirol, das ich zuletzt mehrfach bereist habe, sind wenigstens ältere Literaturangaben von A. Kofler aus der Lienzer Umgebung vorhanden - überhaupt sollte man sich die Sammlung Kofler mal genauer anschauen, da ist sicher noch einiges zu finden, was man in Osttirol nicht vermutet hätte!

LG
Oli S

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#4

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 21.09.2010 20:19
von Christine • 1.229 Beiträge

Hallo Wolfgang,

mir macht dieser sehr informative Bericht ebenfalls Appetit, wirklich toller Einsatz von dir!
Höhlenschrecken soll es ja in Kärnten geben, irgendwann erwisch ich sie auch! ;-)

lg
Christine

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#5

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 21.09.2010 20:30
von WSW • 1.034 Beiträge

Ja, Höhlenschrecken gibt´s in Kärnten sicher weit mehr als bei uns. Sie sind ja ein balkanisches Faunenelement und ich bin mit meiner Freinberghöhle gerade am äußersten NW-Rand der Verbreitung.

Allerdings ist die Höhle für Höhlenschreckenforschung geradezu prädestiniert. Man kommt mit dem Auto - zumindest im Sommer - relativ nahe heran. Die Höhle selbst hat zwar einen brutal engen Eingang - besonders übergewichtig sollte man nicht sein - aber das reduziert einmal die Besucher und auch das Eindringen von Kaltluft. Die Ganglänge ist nur etwa 15-20m, dabei aber deutlich ansteigend - wieder ein Hindernis für Kaltluft. Der Arbeitsbereich hinsichtlich Höhlenschrecken ist jedenfalls überschaubar. Dennoch stehen den Biestern genügend Versteckmöglichkeiten zur Verfügung!

Im Sommer/Herbst kann man außerdem mit Fledermäusen (Kl. Hufeisennasen) rechnen, im Winter dann z.B. mit Feuersalamandern.

VG Wolfgang

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#6

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 02.10.2010 22:10
von WSW • 1.034 Beiträge

Hallo,

hab´s heute wieder einmal nicht ausgehalten und hab am späten Nachmittag noch die Freinberghöhle besucht.

Ergebnis: Ich hatte 12 adulte Schrecken sowie mind. 7 entzückende Larven! Unter den 12 alten waren nur 2 markierte, nämlich der 2er und der einhaxerte 10er. Unter den 12 waren heute nur 2 Weibchen.

Die anderen wurden natürlich markiert, sodass jetzt bereits 20 Höhlenschrecken markiert sind. Wenn man das Paper von E. Christian betrachtet, gibt´s allerdings nicht mehr viel zu forschen, außer wie viele solche Schrecken nun in etwa die Freinberghöhle beherbergen könnte. Mit Sicherheit jedenfalls mehr, als man ursprünglich annehmen konnte!

Neben den Heuschrecken gab es noch 3 Kleine Hufeisennnasen, 2 Olivbraune Höhlenspanner und 2 Zackeneulen.

VG Wolfgang

Angefügte Bilder:
10.jpg
13.jpg
2.jpg
Triphosadubitata.jpg
larve1.jpg
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#7

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 02.10.2010 23:02
von Günther • 2.345 Beiträge

Hallo Wolfgang,

verdammt spannend das mit Deinen Markierungen (btw: wie schaut´s bei den Winterlibellen aus?), bin gespannt, wie viele Individuen es noch werden!

Was die Färbung/Zeichnung betrifft, hat mir Thomas mal geschrieben, dass neglectus marmorierter ist als cavicola. Hab mir vorhin aus gegebenem Anlass wiedermal zwei Höhlenschrecken von letztem Jahr aus der Südwest-Steiermark angeschaut, deren Fundorte Luftlinie nur wenige hundert Meter voneinander entfernt waren, nämlich diese beiden:





Das erste Bild zeigt mit ziemlicher Sicherheit cavicola, aber die auf dem zweiten ist schon wesentlich stärker marmoriert. Leider hab ich damals noch nicht mal gewusst, dass das überhaupt Höhlenschrecken waren, deshalb hab ich klarerweise auch keine Ahnung von dem Unterscheidungsmerkmal am 10. Abdominaltergit gehabt. Und das ärgert mich jetzt im Nachhinein ziemlich! Dieses Merkmal ist übrigens auch in diesem Online-Schlüssel recht gut erläutert und dargestellt: Östliche Südalpen.

Als direkten Vergleich hier auch noch ein Bild von cavicola, das mir A. Kleewein im April diesen Jahres geschickt hat, aus einer Höhle in der Nähe von Velden am Wörther See. Da erkennt man, wie auch auf manchen Deiner Bilder, die parallelen runden Fortsätze recht gut, die bei neglectus-Männchen spitzer und divergierend sind...



Letztere wurde übrigens meines Wissens in den letzten 10 Jahren nur in der Steiermark gesichtet. In Kärnten wird sie wohl wesentlich häufiger sein, aber wenn da halt keiner sucht und findet...

Also dann, Sabine, Du musst da wohl wirklich nochmal hin;-)

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 02.10.2010 23:24 | nach oben springen

#8

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 02.10.2010 23:17
von WSW • 1.034 Beiträge

Mit den Winterlibellen schaut´s echt schlecht aus heuer. Ich hab zwar an die 300 bisher markiert (100 mehr als im Vorjahr, da hab ich um diese Zeit aber noch gar nicht angefangen gehabt!), aber zwischenzeitlich nach etwa 200 Markierungen ist es den Quarzwerken eingefallen, mit der rekultivierung des ehemaligen Betriebsgeländes weiterzutun, und dabei haben sie etwa 90% des Winterlibellen-Winterhabitats gehäckselt
Da werden wohl einige Libellen mitgehäckselt worden sein, einige werden weggeflogen sein, andere waren nachher noch da. Aber es wird weniger herauszuholen sein als letztes Jahr. Aber eigentlich müssten ohnehin tausende markiert werden, denn nach meinen Beobachtungen krepiert wohl der Großteil übern Winter. Und man steht dann im März/April am Teich und wundert sich, dass alle unmarkiert sind...

Bei den Winterlibellen hält jedenfalls der Permanentstift wunderbar am Flügel bis ins Frühjahr, während ich bei den Höhlenschrecken Probleme sehe. Offensichtlich schaben sich die die Farbe mit den sägebewehrten Schienen tw. ab.

LG Wolfgang

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#9

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 03.10.2010 08:51
von WSW • 1.034 Beiträge

Guten Morgen!

Ich hab da noch eine Frage, Günther. Hast du die 2 Höhlenschrecken etwa außerhalb der Höhle fotografiert? Solche Funde würden ja zu den ganz großen Raritäten gehören.
Der angegebene Link zu dem Schlüssel funktioniert (bei mir) übrigens nicht.

Ich hänge jetzt noch 2 Bilder von einem Männchen und einem Weibchen an, wo man jeweils Tergit 10 halbwegs gut sieht - als Anhaltspunkt für Sabine beim nächsten Stollenbesuch

Jetzt noch vergleichbare Bilder von neglecta wär echt nicht schlecht!

VG Wolfgang

Angefügte Bilder:
2a.jpg
weibchen.jpg
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#10

RE: Höhlenschrecken

in Beobachtungen in Österreich 03.10.2010 09:30
von Günther • 2.345 Beiträge

Hallo Wolfgang,

bei mir funktioniert er auch nicht seh ich grad, aber hier geht´s (der zweite Link): Bestimmungsschlüssel im iNetz

Ja, es war außerhalb einer Höhle, beides am selben Tag nachmittags.
Die erste war zusammen mit einer anderen unter einem Haufen Steinplatten in der Nähe einer Burgruine (Du weißt, welche;-). Und die zweite saß so wie abgebildet auf der Abdeckplane eines Holzstoßes mitten in einem Buchenwald (dort weiß ich von keiner Höhle).

LG,
Günther


zuletzt bearbeitet 03.10.2010 09:34 | nach oben springen


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