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Zwischen Wüstenheuschrecken und Lorbeer-Urwäldern
Zwischen Wüstenheuschrecken und Lorbeer-Urwäldern
in Beobachtungen außerhalb Österreichs 02.03.2013 18:54von hospiton • 2.767 Beiträge
Hallo!
Hier mein fast schon obligatorischer Februar-Reisebericht: Heuer verschlug es mich auf die – für kanarische Verhältnisse – fast schon wildromantische Insel La Gomera. (Aufgrund der jahreszeitlich bedingten Flaute hier im Forum entschuldigt vorab die Länge des Berichtes, aber vielleicht giert Euch ja auch nach Abwechslung). Hier ein paar landschaftliche Impressionen:
Die traurigen Reste des letztjährigen Brandes im UNESCO-Weltnaturerbegebiet sind flächig, aber es sind auch noch große Teile der Urwälder intakt:
Die terroristischste – ich meine touristischste Insel Teneriffa ist oft zum Greifen nahe, über den Passatwolken lugt der Pico del Teide hervor:
Orthopterologisch gesehen ist La Gomera die drittreichste Insel des Archipels mit – je nach Literaturquelle – zwischen 34 und 40 nachgewiesenen Arten (ohne Mantodea), gerechnet auf die Größe des Eilandes (369 km²) hat sie aber den „besten Durchschnitt“ der 6 Hauptinseln. So konnte ich doch zumindest die Hälfte davon registrieren, mit einigen Fragezeichen komme ich sogar auf ca. 21 – 22 Arten. Hier ein paar Tierchen:
Die häufigste (individuenreichste) Art war in allen möglichen Larvenstadien Decticus albifrons:
Ans Herz gewachsen sind mir die Gomera-Endemiten Calliphona gomerensis, ebenfalls in allen möglichen Larvenstadien:
Aber am Schluss konnte ich in einem Tal eine unbekannte Stridulation hören und am Straßenrand in einiger Entfernung konnte ich das dazugehörige adulte Weibchen erhaschen, da sehen sie aus wie „normale“ viridissimas!
Beim Anblick dieses Stausees aus größerer Entfernung erahnte ich meinen speziellen Freund aus der Grillen-Sippschaft:
…und beim Näherkommen konnte man tatsächlich die markante Stridulation hören! Und auf dieser schwimmenden Grasinsel
war dann ihr Zuhause: Svercus palmetorum!
Normalerweise nur zu hören sind die Mittelmeer-Feldgrillen, Gryllus bimaculatus, es sei denn, man findet beim Wandern ein totes Weibchen:
Aus der Gattung Arminda ist zumindest latifrons bestätigt, evtl. könnte aber auch brunneri vorkommen, dazu habe ich aber keine Literatur:
Das größte Flugobjekt aus der Insektenwelt ist dort die Wüstenheuschrecke, Schistocerca gregaria. Die ist allerdings so scheu, dass ich nur zwei leicht unscharfe Distanzfotos machen konnte:
Aiolopus kommt sowohl mit strepens als auch thalassinus vor:
Nur einmal begegnete ich der Ödlandschrecke Oedipoda canariensis (überhaupt interessant war, das einige gar nicht seltene Arten komplett ausließen!):
Und eine wunderschöne, rotflügelige Art, die im weiblichen Geschlecht recht groß werden kann, ist Scintharista notabilis:
Und flächenmäßig am verbreitetsten ist Sphingonotus rubescens, hier einige Farbvarianten und der „Hinterflügeltest“, weil noch 1 - 2 andere Vertreter dieser Gattung vorkommen (sollen), die konnte ich aber leider nicht 100%ig dingfest machen, zumindest nicht im adulten Stadium!
Der Gesang dieser Sandschrecke ist auch sehr interessant und auffällig, da man hier eher einen Vogel vermuten würde (die Mönchsgrasmücke im Hintergrund meine ich dabei aber nicht!) - siehe bzw. höre die Anhänge am Ende des Beitrages!
Ein paar offtopics:
Aus dem Reich der Schmetterlinge die beiden Makaronesen-Endemiten Hyles tithymali und Vanessa vulcania:
Und noch anderes Getier:
ein schöner Bienenwolf-Vertreter:
und noch Herpetologisches:
Der Mittelmeerlaubfrosch war recht fotogen:
Liebe Grüße, der Saisonstart kann kommen!!!
Werner
Dateianlage:
RE: Zwischen Wüstenheuschrecken und Lorbeer-Urwäldern
in Beobachtungen außerhalb Österreichs 03.03.2013 19:30von Markus S. • 436 Beiträge
Hallo Werner!
Echt beneidenswert was du uns da schon wieder präsentierst!!! La Gomera steht heuer bei uns auch noch zur Wahl. Landschaftlich ist das ja ein Traum!!!
Super Fotos! Du und deine Ixus, ihr dürftet unheimlich gut harmonieren! Bin immer wieder aufs neue verblüfft wie scharf und klar dein Bilder sind! Beim nächsten Treffen muss ich dich deswegen mal genauer ausquatschen.
Zitat
, der Saisonstart kann kommen!!!
Für mich hat die Saison heute mit dem ersten T. tenuicornis-Larven-Fund ganz offiziell begonnen :) mal sehn ob sich in den nächsten Tagen temperaturbedingt die ersten Adult-Funde ausgehen....
Grüße, Markus
RE: Zwischen Wüstenheuschrecken und Lorbeer-Urwäldern
in Beobachtungen außerhalb Österreichs 04.03.2013 09:27von Axel Hochkirch • 41 Beiträge
RE: Zwischen Wüstenheuschrecken und Lorbeer-Urwäldern
in Beobachtungen außerhalb Österreichs 05.03.2013 19:27von Maria Z • 1.534 Beiträge
Schön, Werner - einfach wunderSCHÖN!
Ich war Anfang Feb. in Mallorca, zum Wandern in der Tramuntana;
an Heuschrecken hab ich lediglich 2 Ägyptische Wanderheuschrecken gesehen und Ovatas - die ziemlich hoch im Gebüsch abgelegt werden und deutlich grösser sind als bei uns, Grillen hab ich gehört- im Feuchtgebiet - möglicherweise Sumpfgrillen.
War danach auch im Vogelschutzgebiet Albuferata und konnte einige schöne Beobachtungen machen, zB Flamingos (für mich das erste Mal in "freier Wildbahn", Seidensänger (aber nur flüchtig gesehen, mehrfach gehört), Purpurhühner Porphyrio porphyrio und Kammblässhühner-Fulica cristata (die lassen sich dort füttern) ect, aber meine Fotos sind im Vergleich überwiegend eher mau geworden....
LG Maria
RE: Zwischen Wüstenheuschrecken und Lorbeer-Urwäldern
in Beobachtungen außerhalb Österreichs 06.03.2013 07:34von hospiton • 2.767 Beiträge
Hallo allseits!
Danke für diverse Lobs. @Maria: Mallorca ist halt doch noch mehr "Winter", daher die magere Orthopterenfauna, nur Überwinterer und Grillen - die Ovothek in so luftiger Höhe habe ich auch noch nicht gesehen, mit den Balearen-Tierchen habe ich mich aber noch nicht näher befasst.
Noch ein Nachtragsbild zu meinem Gomera-Trip: Weil ich Euch die Kurzfühlerlarven ersparen wollte, habe ich dieses hübsche Tierchen übersehen, will ich aber noch einstellen: Eine Larve von Sphingonotus cf. rubescens:
LG
Werner
RE: Zwischen Wüstenheuschrecken und Lorbeer-Urwäldern
in Beobachtungen außerhalb Österreichs 07.03.2013 01:39von Tettigonia • 28 Beiträge
Hallo Werner,
ich finde,es ist schwierig zu sagen über Calliphona in deinem Beitrag als gomerensis,weil C.alluaudi auch sehr ähnlich wie vormaligem Art aussieht,deshalb muss Du mit einer Arbeit von Pfau Cerci oder einen Gesang des Artes vergleichen,um den Art sicher zu bestimmen. Wenn aber das Individuum im Foto aus La Gomera wäre, ist es sicher Calliphona gomerensis .
Bei der Larve auch finde ich,dass alle Arten nur möglich sind zu bestimmen als deren Gehören zu dem Gattung Calliphona.
V.G
Howon.
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